Donnerstag11. Dezember 2025

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Ein Brief mit Folgen …Téléalarme-Nutzer mit Schlüsseldepot müssen sich umstellen 

Ein Brief mit Folgen … / Téléalarme-Nutzer mit Schlüsseldepot müssen sich umstellen 
Per Anruf oder Knopfdruck kommen Rettungs- oder Seniorendienste im Notfall: Das ist die Idee hinter „Téléalarme“ Foto: Editpress-Archiv 

Am 20. November 2025 schreckt ein Brief der Stiftung „Hëllef doheem“ die Nutzer des Systems „Téléalarme“ auf. Das Notfallsystem erlaubt es vielen vulnerablen Menschen, autonom in den eigenen vier Wänden zu leben. Aus dem Rollstuhl gerutscht, gestürzt, ein Wohnungsbrand etc.: Ein Anruf reicht und Hilfe kommt. Beim Zugang zur Wohnung soll sich nun etwas ändern. Betroffene wundern sich.

Um im Notfall helfen zu können, muss der Zugang zu den Wohnräumen unkompliziert sein. Bislang sind viele Schlüssel der Nutzer des Systems in den jeweiligen CGDIS-Zentralen nahe des Wohnortes in einem Safe eingeschlossen. In dem Brief, der der Redaktion vorliegt, werden nun die Nutzer aufgerufen, einen Schlüsselsafe außen am Haus zu installieren.

Das ist eine Möglichkeit. Das Depot beim Nachbarn ist eine zweite. Wenn beides nicht gewollt oder nicht möglich ist, ist die dritte Alternative, dass die Wohnungstür von den Rettungsdiensten aufgebrochen werden muss. 7.200 Menschen haben allein 2024 Téléalarme genutzt, wie aus dem Aktivitätsbericht des Service „Sécher doheem“, der den Notfalldienst betreibt, hervorgeht.

Bei Knopfdruck auf dieses Gerät oder an einem Armband wird die Alarmzentrale verständigt
Bei Knopfdruck auf dieses Gerät oder an einem Armband wird die Alarmzentrale verständigt Screenshot: Hëllef doheem

Pauls Familie nutzt das System schon lange. Paul, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, hat in seiner Familie Menschen mit Beeinträchtigungen. Wenn er arbeitet oder auf Dienstreise ist, ist er trotzdem beruhigt. Seine Familie hat den Notfalldienst installiert. Per Telefon oder Knopfdruck am Armband kommt Hilfe nach Hause. Ob es ein Einsatz von „Hëllef doheem“ oder des CGDIS ist, entscheidet die Alarmzentrale.

Das Stichwort ist „schnell“

„Warum diese Änderungen?“, fragt sich Paul. Das CGDIS argumentiert in der Antwort auf eine Anfrage des Tageblatt damit, dass man sich ständig bemühe, die „Eintreffzeiten zu verringern“. Die Verpflichtung des CGDIS, „schnell“ vor Ort zu sein, wie es in der Antwort an mehreren Stellen heißt, geht auf den „Plan national d’organisation des secours“ zurück.

Das Dokument mit entsprechendem Gesetz geht 2018 auf das Konto der damaligen LSAP-Ministerin Taina Bofferding. Darin heißt es, dass die Reform der nationalen Rettungsdienste darauf abzielt, „den Schutz der Bevölkerung innerhalb von 15 Minuten für die Abdeckung der Risiken des täglichen Lebens zu gewährleisten und besonderen und neuen Risiken begegnen zu können, wobei sie sich auf eine effiziente Organisation stützen“.

Für die Rettungsdienste des CGDIS bedeute das Abholen des Schlüssels in den Einsatzzentren oft einen Umweg, heißt es in der Antwort des nationalen Rettungsdienstes weiter. Das gelte vor allem, wenn Einsatzkräfte aus anderen Zentren aktiviert werden müssen, weil diejenigen vor Ort anderweitig schon unterwegs sind. Das CGDIS rechtfertigt das neue Vorgehen mit internen, statistischen Analysen.

Schlüsselsafes und andere Lösungen 

Ob der CGDIS oder ein Pflegedienst im Notfall kommt, entscheidet die Alarmzentrale
Ob der CGDIS oder ein Pflegedienst im Notfall kommt, entscheidet die Alarmzentrale Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Von den 44 Prozent der Fälle, wo der Schlüssel im Einsatzzentrum abgeholt wurde, kam es bei 16,2 Prozent zu einem Umweg. In 56 Prozent der Notfallsituationen sei der Schlüssel bereits vor Ort gewesen oder wurde durch Angehörige vor Ort gebracht. So weit die Analyse des CGDIS.

Paul treibt aber noch etwas anderes um. „Diese Schlüsselsafes sind nicht einbruchsicher“, sagt er. Sein Arbeitgeber arbeitet mit solchen Safes. „Sie sind ruckzuck aufgebrochen“, sagt er. Das Unbehagen, jemand könnte den Kasten außen am Haus als Einladung zum Einbruch auffassen, lässt ihm keine Ruhe. Das CGDIS verweist in seiner Antwort auf „Schlüsselsafes mit verschiedenen Standards und Sicherheitsniveaus“, zwischen denen die Téléalarme-Nutzer wählen können.

Und er verweist auf „elektronische Schlösser mit Code-Zugang“ an der Eingangstür. Hinzu kommt die Tatsache, dass in der Vergangenheit in mehr als der Hälfte der Notfälle die nachbarschaftliche Lösung oder die Überbringung durch Angehörige gegriffen habe. Im Fall, dass die Haustür aufgebrochen werden muss, fragt sich Paul, wer das dann zahlt.

Das CGDIS verweist in seiner Antwort auf unsere Anfrage darauf, dass das Korps versuche, „immer möglichst schadensfrei in eine Wohnung zu gelangen. Etwaige kleine Schäden im Rahmen einer Rettungsaktion werden in der Regel über die Versicherung des Patienten abgedeckt“. Dass das CGDIS damit generell die Verantwortung abgebe, wie Paul unterstellt, bestreitet der Rettungsdienst in seiner Antwort.

Die Téléalarme-Betreiber betrieben die Safes, weswegen sie seit Jahren aufgefordert würden, moderne Zugangs-Lösungen zu finden, die die Rettungskette im Notfall vereinfachten und schneller machten. Für die Téléalarme-Nutzern, die ihren Schlüssel bislang in einem Einsatzzentrum deponiert haben, bleibt am Ende die Einsicht, dass sie sich mit einer neuen Lösung arrangieren müssen.

Der Dienst „Téléalarme“

2024 hat der Dienst mehr als 98.500 eingehende Anrufe bearbeitet, von denen 57.620 in direktem Zusammenhang mit den Nutzern standen. Das geht aus dem „Rapport annuel“ des „Service Sécher doheem“ hervor. Bei 6.134 Anrufen stellten die Kommunikationsmitarbeiter der Alarmzentrale eine Notsituation fest und mussten einen Einsatzdienst vor Ort schicken, um dem Nutzer zu helfen. Bei den 6.134 gemeldeten Notfällen kamen in 905 Fällen die Rettungsdienste des CGDIS (Krankenwagen, diensthabende Ärzte). 1.388 Einsätze davon bestritt das Personal vom „Service d’aide et de soins à domicile“. 1.305 Einsätze in Notsituationen wurden nachts zwischen 22.00 und 6.00 Uhr morgens durchgeführt, wie aus dem Bericht hervorgeht. Bei 370 Einsätzen davon war das CGDIS involviert.