Mittwoch10. Dezember 2025

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KommentarKein Sportmuseum? Esch bietet sich nun eine andere historische Chance

Kommentar / Kein Sportmuseum? Esch bietet sich nun eine andere historische Chance
Für Besucher schwer zu finden: eine der beiden Sphinx-Statuen von Schloss Berwart Foto: Christian Muller

Jede Krise birgt auch Chancen – diese Weisheit gilt auch für das Sportmuseum, das entgegen ursprünglichen Plänen nun doch nicht auf dem Standort „Rout Lëns“ gebaut wird. Damit ist ein historisch und architektonisch spannendes Gebäude frei geworden. Eine Gelegenheit, die Esch nicht ungenutzt verstreichen lassen sollte.

Der Autor dieses Kommentars sieht die Möglichkeit, eine bittere Lücke zu schließen: Im Gegensatz zu vielen kleineren Ortschaften verfügt Esch nämlich über kein eigenes Museum zur Stadtgeschichte. Dabei gäbe es so viel zu erzählen.

Die Geschichte Eschs reicht weit zurück. Spuren der Eisenverarbeitung lassen sich bis in vorchristliche Zeit zurückverfolgen. Im Mittelalter war Esch eine freie Stadt mit Festungsmauer. Ein 1954 abgerissenes Schloss hinterließ zwei Sphinx-Statuen – die beiden ältesten Statuen der Stadt –, die bis heute kein würdiges Zuhause haben, wo sie bewundert werden können.

Auch die jüngere Geschichte ist nicht weniger bedeutend: die Eisenindustrie als Ursprung des Wohlstands Luxemburgs, ein eigener Flughafen mit der ersten regelmäßigen internationalen Flugverbindung des Landes, eine Stadt, über die seit Jahrzehnten unterschiedlichste Einwanderer ins Land finden. All dies hat die zweitgrößte Stadt des Landes geprägt … die, wie gesagt, kein Museum zur eigenen Geschichte hat.

Dabei hat Esch, das übrigens zweimal Stadt wurde, da es den Titel einmal verloren hatte, sich zudem zur Universitätsstadt gemausert. Hier wird unter anderem auch Lokalgeschichte erforscht. Diese Forschung braucht einen Ort der Vermittlung, einen Ort zum Zusammenkommen mit den Einwohnern, einen Ort der Identität und des kollektiven Gedächtnisses.

Vor den letzten Wahlen hatten alle Parteien im Gemeinderat eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, in der sie sich für die Gründung eines Stadtmuseums einsetzen wollten. Im Gespräch war zu dem Zeitpunkt der Standort Metzeschmelz. Jetzt, mit dem leer stehenden Gebäude auf der „Rout Lëns“, bietet sich eine weitere Gelegenheit, das Thema anzugehen.

Der Autor ist in dieser Frage übrigens nicht unparteiisch: Er ist zwar Journalist, aber auch Mitglied der Escher Geschichtsfreunde – ein Verein, der 1963 unter dem Namen „Amis de l’histoire et du musée de la Ville d’Esch-sur-Alzette“ von der Stadtverwaltung selbst ins Leben gerufen wurde, um sich für die Gründung und Verwaltung eines Lokalmuseums starkzumachen.