Freitag5. Dezember 2025

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Wettlauf gegen die ZeitStadt Luxemburg treibt Bau von Leichtathletikstadion in Hamm im Eiltempo voran

Wettlauf gegen die Zeit / Stadt Luxemburg treibt Bau von Leichtathletikstadion in Hamm im Eiltempo voran
Noch ist auf dem Plateau von Hamm nichts von einem geplanten Sportkomplex zu sehen – doch in gut drei Jahren soll dieser bereits in Betrieb gehen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Im März 2026 werden in Hamm die Vorbereitungen für den Bau einer neuen Leichtathletikanlage beginnen. Weil die Zeit drängt, setzt die Stadt Luxemburg alle Hebel in Bewegung – sehr zum Ärger der Anwohnerinnen und Anwohner. In Schreiben an die Stadt kritisieren sie deren Vorgehen deutlich.

Die Spiele der kleinen Staaten von Europa sollen im Frühjahr 2029 in einem neuen Leichtathletikstadion in Hamm stattfinden. Bislang hat aber noch nicht einmal die erste Bauphase des voraussichtlich 139,5 Millionen Euro teuren Projekts der Stadt Luxemburg begonnen. Entsprechend wächst am Knuedler der Zeitdruck – wie in einer Sitzung des hauptstädtischen Gemeinderats im Oktober deutlich wurde. Dabei warnte Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP): „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, wenn wir nur irgendwie eine Chance haben wollen, das Stadion bis 2028 oder 2029 fertigzustellen.“

Auf großen Flächen nahe der rue de Hamm sind ein Leichtathletikstadion mit überdachtem Trainingsbereich, Basketball- sowie Fußballplätze und neue Parkanlagen geplant. Die Stadt kündigt den Beginn der Baustellenvorbereitungen für März an. Doch aus der Nachbarschaft regt sich Widerstand: Sechs Anwohnerinnen und Anwohner kritisierten in einem Artikel im Tageblatt Anfang der Woche bereits die fehlende Transparenz bei dem Projekt, das direkt hinter ihren Gärten entstehen soll. Vor allem aber lehnen sie die aktuelle Vorgehensweise der Gemeinde bei den Vorbereitungen des Großvorhabens ab.

Viele von ihnen haben ihre Einwände der Stadt inzwischen schriftlich mitgeteilt. Wie viele genau es sind, können die Menschen aus der Umgebung nicht sagen, sie schätzen jedoch, dass zwischen 50 und 100 Briefe bei der Gemeinde eingegangen sind. In einer WhatsApp-Gruppe haben sich mehr als 95 Leute zusammengeschlossen, um über das Projekt auf dem Laufenden zu bleiben und ihre Bedenken zu teilen. Die Pressestelle der Stadt Luxemburg hat bislang auf Nachfrage nicht mitgeteilt, wie viele Schreiben bei der Gemeinde angekommen sind.

Kritik zur Einklassierung

Dem Tageblatt liegen Kopien zweier Briefe vor, die gleich mehrere Betroffene an die Stadt verschickt haben. Darin kritisieren sie u.a. die geplante Umklassierung eines Teils einer Grünzone (VERD) in Hamm zu einer „Zone de bâtiments et équipements publics“ (BEP), um den Sportkomplex dort bauen zu können. Die Änderung wurde in einer Gemeinderatssitzung Ende September beschlossen und befindet sich aktuell auf dem Instanzenweg. Im Oktober war am Knuedler dann die erste Bauphase Thema. Die LSAP und die ADR stimmten mit der blau-schwarzen Mehrheit dafür; „déi gréng“ und „déi Lénk“ enthielten sich.

Zuvor wies Linda Gaasch von „déi gréng“ in der Ratssitzung im Oktober auf Unstimmigkeiten beim Teilbebauungsplan für das das Projekt – das in drei Phasen umgesetzt wird – hin. „In der ersten Phase geht es um die Vorbereitung der Baustelle, die Erdarbeiten und um die Erschließung des Grundstücks“, sagte die Rätin und fuhr fort: „Etwas verstehe ich da aber nicht: Auf den Plänen haben wir einen Teilbebauungsplan für ein ‚Quartier existant’ (PAP QE). Ich hatte es aber so verstanden, dass ein Teilbebauungsplan für ein ‚Nouveau quartier’ (PAP NQ) nötig wäre.“

Was wir tun, ist sehr richtig – wir brauchen keine andere Einklassierung

Lydie Polfer, Bürgermeisterin der Stadt Luxemburg

Das Oppositionsmitglied stellte damit die Frage, ob nicht ein PAP NQ der korrektere Weg wäre, da das Leichtathletikstadion eine völlig neue Konstruktion darstellt. Auch die Menschen aus der Umgebung wundern sich über die Einordnung der Stadt. Rat Claude Radoux (DP) tat diese Frage in der Ratssitzung jedoch ab und betonte, dass bezüglich des PAP keine weiteren Prozeduren nötig seien: „Wir sind da mit der richtigen Vorgehensweise unterwegs.“ Und auch die hauptstädtische Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) unterstrich: „Was wir tun, ist sehr richtig – wir brauchen keine andere Einklassierung.“

Fragezeichen bei Auswirkungsstudien

Eine Anfrage dazu, ob das Innenministerium einen Teilbebauungsplan für bereits bestehende Stadtviertel angemessen findet, hat dieses am Donnerstag nicht beantwortet. Zuvor zeigte allerdings eine weitere, allgemeine Anfrage bei der Pressestelle dieses Ministeriums, welchen Vorteil der Bau eines Projektes in einem als PAP QE ausgewiesenen Gebiet generell haben kann: „Bei Projekten in solchen Zonen sind zusätzliche Studien besonders im Bereich Verkehr und Emissionen im Allgemeinen nicht mehr erforderlich.“ Genau das kritisieren die Betroffenen in ihren Schreiben an die Stadt: Aus ihrer Sicht fehlen wichtige Analysen zu Lichtverschmutzung, Umweltfolgen oder auch dem Verkehrsaufkommen.

Beide Wiesen links und rechts des Feldwegs sollen bebaut werden
Beide Wiesen links und rechts des Feldwegs sollen bebaut werden Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Welche Studien die Stadt bislang durchgeführt hat, beantwortet diese seit einer Woche nicht. Aus einem Begleitdokument zur Gemeinderatssitzung von September geht lediglich hervor, dass es Umweltstudien gab – allerdings scheinen diese bereits einige Jahre alt zu sein. Außerdem gibt es einen Bescheid aus dem Umweltministerium von März 2022, laut dem keine weiteren Umweltstudien nötig sind. Im September sagte Lydie Polfer am Knuedler: „Wenn eine zusätzliche Analyse gemacht werden muss, tun wir das. Wenn das allerdings nicht der Fall ist, freut uns das.“ 

Unklarheiten im nationalen Bebauungsplan

Die Anwohner wehren sich aber noch aus einem weiteren Grund gegen das Projekt: Ihrer Ansicht nach widerspricht es dem nationalen Bebauungsplan für den Flughafen und seine Umgebung, dem sogenannten POS Findel. Durch diesen Text kann die Regierung die viel zitierte kommunale Autonomie umgehen, um mit dem Flughafen zusammenhängende Projekte umzusetzen. Wie der Blick auf den Plan zeigt, stuft der POS Findel das Gebiet in Hamm als EP-Zone ein. Das bedeutet, dass der Bau von großen Gebäuden in dem Bereich nicht erlaubt ist – wie in den gesetzlichen Erläuterungen zum Dokument zu lesen ist. 

Die Stadt hat das Gebiet auf kommunaler Ebene jedoch als BEP eingestuft – was umfangreiche öffentliche Bauten zulässt. Damit weicht das Vorhaben von der nationalen Regelung ab. Das Innenministerium sieht darin jedoch keinen Konflikt. Laut dessen Pressestelle habe die staatliche Raumplanungskommission eine punktuelle Änderung der Stadt an ihrem allgemeinen Bebauungsplan (PAG) geprüft und diese als konform zum POS bewertet. Die Bezeichnungen im POS seien älter, heißt es weiter. Laut dem Innenministerium spreche nichts gegen das Vorhaben: „Wenn es beim Bauantrag konform zum abgeänderten PAG und zum PAP QE ist, kann es genehmigt werden.“ 

Dem umstrittenen Bauvorhaben scheint derzeit also nichts im Weg zu stehen. In der Gemeinderatssitzung im Oktober hatte Lydie Polfer gehofft, dass die zweite Bauphase noch vor Jahresende beschlossen wird. Zusätzlich zu drei Ratssitzungen im Dezember zum Haushaltsentwurf wurde kurzfristig noch eine vierte Sitzung am 19. Dezember angesetzt. Die Tagesordnung ist noch nicht einsehbar, doch die zweite Bauphase des Leichtathletikstadions in Hamm dürfte darin auftauchen. Die Sitzungen können online auf vdl.lu verfolgt werden.


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Reinertz Barriera Manfred
5. Dezember 2025 - 7.45

Für die Einwohner eines gemütlichen Wohnviertels ist es also aus.....falls dieses Stadium nicht anderswo gebaut werden kann....da sollte es doch Möglichkeiten geben....