Donnerstag4. Dezember 2025

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PresseALJP – Seit 100 Jahren an der Seite der Journalisten 

Presse / ALJP – Seit 100 Jahren an der Seite der Journalisten 
In einem der ersten ALJP-Presseclubs war der deutsche Investigativ-Journalist und Schriftsteller Günter Wallraff zu Besuch  Foto: ALJP-Archiv

Am 4. Dezember 1925 wurde der am 7. November desselben Jahres gegründete Luxemburger Journalistenverband offiziell anerkannt. Ein Rückblick auf dieses Jahrhundert macht deutlich, wie sehr sich der Einsatz und die Arbeit dieses Verbandes im Laufe der Zeit verändert haben.

Man schrieb das Jahr 1925, als sich am 7. November Luxemburger Journalisten zu einem eigenen Verband (ALJP, später ALJ und dann wieder ALJP) zusammenfanden. Der erste Präsident hieß Batty Weber, der zur damaligen Zeit unter anderem durch seine Rubrik „Abreißkalender“ in der Escher Zeitung bekannt war und im Laufe seiner Karriere gleich für mehrere in- und ausländische Zeitungen unter Pseudonymen schrieb.

Die Aktivitäten der ALJ („Association luxembourgeoise des journalistes“) spiegelten anfangs hauptsächlich ein geselliges Leben wider, wie Feiern des Patronatsfestes, gemeinsame Ausflüge zu wichtigen Ereignissen wie etwa Weltexpos oder größere Ausstellungsmessen, gemütliches Beisammensein bei Speis und Trank, Diskussionsabende usw.

Der Presseausweis der ALJ

Die ALJ hatte aber auch weitere wichtige Aufgaben zu meistern. Da es bis zur Abstimmung des Gesetzes vom 20. Dezember 1979 zur Schaffung eines Presserats und dem Schutz des Journalistentitels keinen offiziellen Presseausweis gab, bestand eine der wohl wichtigsten Missionen der „Association luxembourgeoise des journalistes“ im Ausstellen der Pressekarten, die damals zwar keinen direkten offiziellen Charakter hatten, sondern eher ein Beweis für die Zugehörigkeit zur ALJ waren, jedoch dahingehend als glaubhaft und verbindlich galten, da sie nicht zuletzt vom Direktor des staatlichen Presse- und Informationsdienstes, dem Chef der Gendarmerie, dem Polizeidirektor sowie dem Direktor der Luxemburger Eisenbahngesellschaft unterschrieben wurden. Letztere Unterschrift bescheinigte dem Träger der Karte das Recht auf eine Ermäßigung von 50 Prozent des Zugtarifs.

In den Nachkriegsjahren wurden konkrete Abkommen abgeschlossen und ermöglichten den Presseleuten, ihrer Arbeit besser nachgehen zu können. Zum Aktivitätsbereich gehörte auch die Schaffung eines Sozialfonds, der Prämien bei Heirat und Vater- bzw. Mutterschaft auszahlte, Entschädigungen beim Krankenhausaufenthalt vergab und eine finanzielle Abfindung beim 60. Lebensjahr bzw. der Pensionierung vorsah.

Schon in den 1960er-Jahren, in Anlehnung an die belgischen Kollegen, sollte der Journalistenverband nach dem Wunsch des Vorstands und der Mitglieder gewerkschaftliche Strukturen annehmen und Kollektivverträge aushandeln, was also vorausgesetzt hätte, dass der Journalistentitel hätte geschützt werden müssen. Und auch wenn Ehrenpräsident Pierre Grégoire als Innenminister damals dieses Vorhaben regeln wollte, schien im Nachhinein kein Interesse mehr bei der ALJ zu bestehen, sodass alles beim Alten blieb.

National und international tätig

Der Luxemburger Journalistenverband ALJ, Gründungsmitglied der Internationalen sowie der Europäischen Föderation der Journalisten, war von Anfang an bei allen großen Kongressen vertreten. Im Jahre 1974 stellte die ALJ ihre Kandidatur für das Abhalten des Weltkongresses des Internationalen Journalistenverbandes (FIJ) in Luxemburg. Eine Kandidatur, die von der FIJ letzten Endes stattgegeben wurde. Durch Vermittlung der ALJ konnten Luxemburgs Journalisten zudem die internationale Pressekarte erwerben. Dies ist auch heute noch der Fall.

Beim Thronwechsel im Jahre 1964 war das Gedränge der Journalisten ebenso intensiv wie in den heutigen Zeiten
Beim Thronwechsel im Jahre 1964 war das Gedränge der Journalisten ebenso intensiv wie in den heutigen Zeiten Foto: Photothèque de la Ville de Luxembourg/Tony Krier

In den Folgejahren gab es viele Änderungen. Das Ausstellen der offiziellen Presseausweise oblag nach der Gründung des Presserates diesem obersten Gremium der Luxemburger Presse. Die Heirats- und Vater- bzw. Mutterschaftsprämien wurden abgeschafft. Dem Journalistenverband gehörten bis dahin nahezu alle Presseleute an, ob Schreiber, Fotografen oder Sprecher.

Splitting in den 70er-Jahren

Kurz nach dem 50. Jubiläum des Verbandes schlichen sich Streitigkeiten in die Reihen der ALJ-Mitglieder. Mitte der 70er-Jahre kam es zum Bruch mit den Kollegen des St.-Paulus-Medienhauses, die daraufhin ihre eigene, interne Journalistenunion (UJL – „Union des journalistes Luxembourg“) gründeten.

In den Folgejahren kam es zu einem weiteren Bruch, sodass es in Luxemburg nach der Gründung der SJ-L („Syndicat des journalistes-Luxembourg“) gleich drei Journalistenverbände gab, die sich eher misstrauisch gegenüberstanden, als dass sie zusammengearbeitet hätten. Der Autor dieser Zeilen, fast 14 Jahre Präsident der ALJ, versuchte über fünf Jahre, die drei Syndikate wieder an einen Tisch zu bekommen, was ihm auch dank einiger Entscheidungsträger der drei Verbände nach langem Hin und Her gelingen sollte, dies nicht zuletzt dank der Unterstützung von u.a. Ines Kurschat und Luc Caregari (SJ-L), von Teddy Jaans und Christophe Langenbrink (UJL) sowie von zahlreichen Mitgliedern aus den Reihen der ALJ.

Fusion – endlich! 

Am 25. Oktober 2017 luden die drei Verbände zu einer Pressekonferenz ein, auf der die Präsidenten der drei damaligen Journalistenverbände, Teddy Jaans, Luc Caregari, und der Autor dieser Zeilen, die Fusion der ALJ, UJL und SJ-L bekannt gaben. Ab sofort fanden sich die Luxemburger Berufsjournalisten unter der Bezeichnung ALJP („Association luxembourgeoise des journalistes professionnels“) zusammen.

Am 25. Oktober 2017 stellten die drei jeweiligen Präsidenten (v.l.n.r.) Teddy Jaans (UJL), Luc Caregari (SJ-L) und Roger Infalt (ALJ) die Fusion zur ALJP vor
Am 25. Oktober 2017 stellten die drei jeweiligen Präsidenten (v.l.n.r.) Teddy Jaans (UJL), Luc Caregari (SJ-L) und Roger Infalt (ALJ) die Fusion zur ALJP vor  Foto: ALJP-Archiv

Auf individueller Ebene steht die ALJP als Netzwerk junger und erfahrener Journalistinnen und Journalisten ihren Mitgliedern aktiv zur Seite. Dies bei allen Herausforderungen, die Medienschaffende bei ihrer Arbeit begegnen.

Die ALJP ist eine politisch neutrale Vereinigung ohne Gewinnzweck und vertritt Luxemburg in den europäischen und internationalen Journalistenverbänden (EFJ und IFJ), denen die ALJP als Gründungsmitglied angehört. Heute bietet die ALJP ihren Mitgliedern juristische und damit verbundene finanzielle Unterstützung (z.B. bei Anwaltskosten), aktive Mitarbeit im Presserat, Verteidigung aller Interessen der Berufsjournalisten, Stipendien für Fortbildung, Organisation von Konferenzen, Tagungen, Reisen und Ausflügen, Beratung von Studenten und Berufseinsteigern, Mitarbeit im Europäischen und Internationalen Journalistenverband, Hilfe bei Drohungen, Datenleaks und Doxxing, Antrag des internationalen Presseausweises (nur über die ALJP möglich) und vieles mehr.

Liliane Thorn-Petit, bis 2019 die einzige Frau auf dem Präsidentenstuhl der ALJP 
Liliane Thorn-Petit, bis 2019 die einzige Frau auf dem Präsidentenstuhl der ALJP  Foto: ALJP-Archiv

Journalisten stehen heute mehr denn je unter großem wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Druck, was zu einer Anfälligkeit für Boulevardisierung und Clickbaiting führen kann. Die zunehmende gesellschaftliche Polarisierung und Desinformation in sozialen Medien erschweren eine versöhnende Berichterstattung. Die allgemeine Medienskepsis, die sich aus dem Gefühl der mangelnden Repräsentation oder Ohnmacht speist, kann den Zusammenhalt schwächen. Die heutigen Herausforderungen an die ALJP sind groß und werden auch in Zukunft weiter viel Einsatz von den Verbandsmitgliedern verlangen. Deshalb ist es wichtig, dass sich alle Berufsjournalisten Luxemburgs in diesem Berufsverband wiederfinden.

Quellenangabe: Luxemburger Autorenlexikon; Geschichtliches zur ALJP (www.journalist.lu); Ons Stad.