Donnerstag27. November 2025

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KeispeltEin Rentner wird vermisst. Als die Polizei nach ihm sehen will, findet sie ein Waffenarsenal

Keispelt / Ein Rentner wird vermisst. Als die Polizei nach ihm sehen will, findet sie ein Waffenarsenal
Haus Nummer 10 in der rue de Meispelt in Keispelt. Nach dem Großeinsatz am Mittwoch wurden Sperrholzplatten vor allen Fenstern und Türen angebracht. Foto: Editpress/Julien Garroy

In der rue de Meispelt in Keispelt kam es am Mittwoch zu einem größeren Polizeieinsatz. Bei der Suche nach einem Vermissten wurden Waffen und Granaten gefunden, Bewohner evakuiert. Ein Ortsbesuch liefert Hintergründe.

Normalerweise ist die rue de Meispelt in Keispelt ein stiller Winkel. Am Mittwoch dieser Woche jedoch herrschte rund um Haus Nummer 10 ungewöhnlich viel Betrieb: Feuerwehr, Polizei, Rettungskräfte, später sogar eine Spezialeinheit. Ein Einsatz, der im Dorf der Gemeinde Kehlen Gesprächsstoff liefert. Im Zentrum davon steht Valentin, ein Ortsansässiger, den in Keispelt alle nur „Val“ nennen. Ein gutmütiger Mensch, sagen Spaziergänger, einer, der vier Jahrzehnte in einer Schmiede gearbeitet habe und nie auffällig geworden sei. Seit gut fünf Jahren sei er pensioniert, Mitte 60 müsse er demnach sein. Er lebte allein in Haus Nummer 10.

Val wurde offenbar seit Tagen nicht mehr gesehen. Sein Bruder habe ihn am späten Mittwochnachmittag als vermisst gemeldet, heißt es. Daraufhin seien Polizeibeamte zu der Adresse gefahren. Gegen 17.30 Uhr standen sie vor verschlossener Tür.

„Gefährliche Gegenstände“

Da niemand auf Klingeln oder Klopfen reagierte, haben Polizisten die Tür eingeschlagen, wird erzählt. „Ich habe die Erlaubnis dazu erteilt, da es kein Lebenszeichen gab und die Situation besorgniserregend war“, so Felix Eischen, Bürgermeister von Kehlen, am Telefon.

Hinter der Tür stießen die Beamten auf „gefährliche Gegenstände“. In der späteren Pressemitteilung ist von mehreren Waffen und Munition die Rede. Unseren Informationen nach wurden auch Granaten gefunden – möglicherweise scharf. Die Polizei errichtete einen Sicherheitsperimeter und forderte eine Spezialeinheit an. Die vermisste Person wurde schließlich angetroffen. In welchem Zustand, ob im Haus oder außerhalb, bleibt in der Meldung offen. Ein Anwohner sagt, Val sei anschließend von der Polizei mitgenommen worden. Nicht verhaftet, sondern in eine Unterkunft gebracht worden.

Aus Sicherheitsgründen wurden am Mittwoch ab 19 Uhr mehrere Nachbarhäuser geräumt. Gegen 21.30 Uhr durften die Bewohner zurück. „Wir wurden höflich gebeten zu gehen, ohne Druck“, sagt eine Frau aus der Nachbarschaft. Von Hektik oder Panik sei keine Spur gewesen.

In der Polizeimitteilung, die kurz vor 22 Uhr verschickt wurde, heißt es: „Die Polizei geht aktuell nicht von einem Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung aus. Der Sicherheitsperimeter bleibt jedoch bestehen, bis alle verdächtigen Gegenstände sichergestellt werden können.“ Auch am Donnerstag hielten Beamten ein waches Auge auf Haus und Garten. Vor sämtlichen Türen und Fenstern wurden in der Zwischenzeit Sperrholzplatten angebracht.

„Waffensammler“

Ob am Mittwoch tatsächlich zu irgendeinem Zeitpunkt Gefahr bestand, bleibt offen. Im Dorf jedenfalls mag niemand glauben, dass Val für jemanden eine Bedrohung dargestellt haben könnte. Ein wenig verschroben vielleicht, mit dicker Brille und einem Faible für Militärisches. Sammler sei er gewesen, „natürlich auch von Waffen“, sagt ein Mann im Ort. Val sei Mitglied in einem Schießclub gewesen, also wohl auch im Besitz eines Waffenscheins. Einst habe er sogar einen Militärjeep besessen, zuletzt aber kaum noch genutzt. „Der stand am Mittwoch noch in der Garage, eingeklemmt zwischen allen möglichen Dingen. Da wäre man schwerlich drangekommen“, so eine Zeugin.

Im Dorf fällt auch das Wort „Messie“. Ordnung, sagt einer, sei nicht Vals Stärke gewesen. Die Löcher im Dach des Hauses und der vernachlässigte Zustand von Fassade und Garten verstärken diesen Eindruck.

Chaos gepaart mit Waffenbesitz ist nicht die beste Kombination. Vor allem nicht in den Augen der Polizei, die ja eigentlich nur nach einem Vermissten gesucht hat.

Am Freitag werde die Polizei das Haus räumen. Zu dem Zweck werde ein Container auf dem kleinen Platz davor abgestellt, so Mitarbeiter der Gemeinde, die am Donnerstag Parkverbotsschilder aufstellten. Ganz ungefährlich scheint die Operation nicht. Das Gebäude könne man durchaus als teilweise einsturzgefährdet bezeichnen, heißt es.