Donnerstag27. November 2025

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EditorialDer nationale Fußball: Die Warnschilder sind aufgestellt

Editorial / Der nationale Fußball: Die Warnschilder sind aufgestellt
Das Fundament bröckelt Foto: Editpress/Gerry Schmit

90. Minute in Amsterdam. Leandro Barreiro trifft mit einem fulminanten Schuss zum 2:0 für Benfica. Der Luxemburger ist einer der Hauptdarsteller beim ersten Sieg des portugiesischen Rekordmeisters in der Champions League 2025/26. Dieses Tor könnte auch sinnbildlich für einen versöhnlichen Abschluss des nationalen Fußballjahres stehen. Die vergangenen elf Monate gehörten nämlich zu den schwierigsten seit Jahrzehnten. Das Jahr 2025 war gepflastert mit Erfolglosigkeit, Misskommunikation und der Frage, wie es nun weitergeht.

Paul Philipp, der seit 21 Jahren Präsident des nationalen Fußballverbandes FLF ist, überstand den Sturm im vergangenen Mai, ist jedoch angezählt. Vor allem die schlechte Kommunikation im Fall Gerson Rodrigues wurde dem 75-Jährigen zum Verhängnis. Philipp wurde auf einmal von Menschen, Politikern oder Journalisten kritisiert, die sich bis dahin teilweise kein einziges Mal mit der Thematik Fußball beschäftigt hatten. Eine ungewohnte Situation für Philipp. Später gab er zu, diese Situation unterschätzt zu haben.

Seinem Ansehen hat dies jedoch nicht unbedingt geschadet. Falls der FLF-Präsident sich im kommenden Jahr ein weiteres Mal zur Wahl stellt, ist es durchaus (sehr) wahrscheinlich, dass er wiedergewählt wird und seine sechste Amtszeit antreten kann. Das liegt zum einen an der guten Arbeit, die in den vergangenen Jahren geleistet wurde und die nicht durch einen Skandal vergessen wird. Zum anderen fehlte es ganz einfach an Alternativen. Wie in der Politik mangelt es auch im Sport an der kritischen Masse hierzulande. Spitzenfunktionäre wachsen nicht auf den Bäumen.

FLF-Präsident zu sein, ist ein Fulltime-Job. Philipp, der vor mehr als zehn Jahren in den beruflichen Ruhestand trat, hat diese Zeit. Vor allem aber kann er es sich leisten, ohne festes Gehalt diesen Job auszuüben. Das können andere mögliche Kandidaten nicht. Es wäre deshalb eine Überlegung wert, bei den größeren Verbänden einen hauptamtlichen Präsidentenposten einzuführen. Dies würde automatisch zu einer größeren kritischen Masse führen.

Kritik müssen sich auch die Nationalmannschaft und die Vereine gefallen lassen. Die FLF-Auswahl gewann 2025 nur ein Testspiel (1:0 gegen Schweden) und holte in der WM-Qualifikation keinen einzigen Punkt. Schlechter waren die „Roten Löwen“ zuletzt 2005. Diese Ergebnisse sind nicht beunruhigend, da die Mannschaft in fast allen Länderspielen gute Leistungen zeigte. Es ist jedoch zumindest ein Weckruf.

Die Alarmglocken schrillen in der nationalen Liga, der BGL Ligue, schon lange. Das Geld ist in den vergangenen Jahren knapp geworden und damit verschwand auch die Qualität. Hesperingen ging fast bankrott und auch andere Vereine haben mit ihren Finanzen zu kämpfen. Immer wieder ist von ausländischen Investoren die Rede, die wieder Geld in die Kassen spülen sollen. Bisher gab es jedoch noch kein solches Modell, das zum Erfolg geführt hat. Vor allem, weil die Investoren sehr schnell feststellen, dass man in Luxemburg kein Geld mit der Führung eines Vereins machen kann.

Obwohl es mittlerweile viele Spieler in Luxemburg gibt, die ihr Gehalt ausschließlich durch ihre Aktivitäten auf dem Rasen beziehen, ist die BGL Ligue noch sehr weit von einer professionellen Liga entfernt. Die LFL – also der Ligaverband – hatte sich bei der Gründung unter anderem dieses Ziel auf ihre Fahnen geschrieben. Außer heißer Luft, Chaos bei der Bild-Vermarktung und ein paar Spielverlegungen ist seit der Gründung 2017 nicht viel passiert.

Obwohl die FLF fast in jedem Jahr Talente hervorbringt, die den Sprung zum Profi schaffen, liegt vieles im nationalen Fußball im Argen. Das Fundament bröckelt. Noch droht es nicht zu reißen, doch die Warnschilder sind bereits länger aufgestellt.