Dienstag25. November 2025

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Erste Wohnungen ab 2026Ein neues Stück Esch: Das Viertel „Rout Lëns“ nimmt Formen an

Erste Wohnungen ab 2026 / Ein neues Stück Esch: Das Viertel „Rout Lëns“ nimmt Formen an
Die Gebläsehalle im neuen Viertel „Rout Lëns“ soll mit ihren sehr dünnen Wänden und großen Glasfronten für Sport- und Freizeitaktivitäten genutzt werden – gegenüber entstehen aktuell die Wohnkomplexe „D’Haus“ und „Liicht“ Foto: Editpress/Claude Lenert

Auf der früheren Industriebrache „Rout Lëns“ entsteht in Esch ein neues, autonomes Stadtviertel. Ab 2026 werden die ersten Gebäude eröffnet – ein Projekt, das Wohnen, Nachhaltigkeit und städtisches Leben auf neue Weise verknüpfen soll.

An der französisch-luxemburgischen Grenze in Esch rückt die Fertigstellung des neuen Stadtviertels „Rout Lëns“ sichtbar näher. Parallel zur rue d’Audun liegt das linsenförmige Gebiet, das sich über eine Fläche von 10,5 Hektar erstreckt. Schon ab Sommer 2026 sollen die ersten Gebäude eröffnet werden: das ehemalige Warenlager für die Stahlproduktion „Magasin TT“ und die beiden Wohneinheiten „D’Haus“ und „Liicht“ mit über 200 Wohnungen. Ab 2027 sollen diese dann bezugsbereit sein. Die Bauleiterin Sandra Huber von IKO Real Estate ist überzeugt, dass der Zeitplan eingehalten werden kann.

Sandra Huber besetzt seit April die Geschäftsführung von IKO Real Estate und ist Bauleiterin des Projekts „Rout Lëns“
Sandra Huber besetzt seit April die Geschäftsführung von IKO Real Estate und ist Bauleiterin des Projekts „Rout Lëns“ Foto: Editpress/Claude Lenert

Der Baustellen-Rundgang am Donnerstagmorgen macht schnell klar, wie weit das Projekt bereits in die Höhe geschossen ist. Unter dem Boden liegen längst fertig verlegte Leitungen, Versorgungsnetze und der erste Abschnitt des künftigen Energiesystems.

Das erste große Wohnpaket umfasst Studierendenwohnungen, eine Seniorenresidenz sowie klassische Wohngebäude. Rund 20.000 Quadratmeter Wohnfläche stehen in dieser ersten Phase an. Auch die Stadt Esch treibt laut Huber gleichzeitig ihr Infrastrukturprogramm voran: Eine neue Schule an der Quartiereinfahrt befindet sich im Genehmigungsverfahren. Bis 2028 soll die komplette erste Entwicklungszone mit der Fertigstellung des „Magasin TT“ und der Residenzen „D’Haus“ und „Liicht“ abgeschlossen sein.

Ein autonomes Quartier

Insgesamt entstehen rund 130.000 Quadratmeter Wohnnutzung im gesamten Projektgebiet, was etwa 1.400 Wohnungen entspricht. Rund ein Drittel wird als „logement abordable“ realisiert, ergänzt um studentisches und seniorengerechtes Wohnen. Die Stadt profitiere nicht nur durch zusätzlichen Wohnraum, sondern auch durch eine städtebauliche Verbindung: „Die ‚Rout Lëns‘ grenzt direkt an das Zentrum an – und stellt auch einen Übergang zum Belval dar“, so Huber.

Die Wohneinheit „D’Haus“ wurde mittels Holzelementen und dekarbonisiertem Beton angefertigt – und beherbergt Häuschen auf dem Dach, die als zweite Etage für die Maisonette-Wohnungen dienen
Die Wohneinheit „D’Haus“ wurde mittels Holzelementen und dekarbonisiertem Beton angefertigt – und beherbergt Häuschen auf dem Dach, die als zweite Etage für die Maisonette-Wohnungen dienen Editpress/Claude Lenert

Besonderes Gewicht erhält das energetische Konzept. Unter mehreren Bauabschnitten werden insgesamt über 300 geothermische Sonden in 200 Meter Tiefe installiert. Sie bilden gemeinsam mit Wärmepumpen und Fotovoltaik-Anlagen das Rückgrat eines eigenständigen Quartiers. „Wir haben 84 Sonden allein unter der ersten Wohneinheit und weitere 80 unter der zweiten. Das System garantiert Stabilität, da wir unabhängig von Gas oder fossilen Energieträgern sind“, sagt Huber. Die Technik sei bewährt, betont sie – sie werde etwa in der Schweiz bereits seit Jahren eingesetzt.

„Rout Lëns“ soll ein grünes, verkehrsarmes Viertel werden: Rund 37 Prozent des Gebiets sind als öffentliche Räume und Grünflächen geplant, mit über 700 neuen Bäumen und einem zentralen Wasserbecken zur Regenwasserbewirtschaftung. Autos sollen im Alltag kaum zu sehen sein. Alle Parkplätze liegen unterirdisch, die Wege im Quartier sind fußgänger- und radfreundlich. „Uns war wichtig, ein sicheres, ruhiges und grünes Umfeld zu schaffen – keine Autos, kein Lärm“, so die Bauleiterin.

„Musée des sports“ als Bindeglied

Das „Magasin TT“ soll künftig als Gaststätte dienen und bereits ab Juni 2026 die ersten Gäste empfangen
Das „Magasin TT“ soll künftig als Gaststätte dienen und bereits ab Juni 2026 die ersten Gäste empfangen Foto: Editpress/Claude Lenert

Ein zentrales Element der künftigen Identität wird die Turbinenhalle sein – ein denkmalgeschütztes Gebäude, das zum „Musée des sports“ umgebaut werden soll. „Die Lage zwischen Sportstätten, Kulturinstitutionen und Wohnquartier ist ideal“, sagt Huber. Mit dieser Nutzung erhalte die Industriehalle nicht nur einen neuen Zweck, sondern werde zum kulturellen Ankerpunkt zwischen dem alten und dem neuen Esch.

Huber legt die Schwierigkeiten offen, die seit Projektbeginn aufgetreten sind: instabile Baukosten, ständig veränderte Normen und ein zweijähriger Prozess der Bodensanierung. Die Altlasten seien jedoch vollständig untersucht und fachgerecht behandelt worden. „Ich bin sicherer bezüglich dieses Bodens als bei so manchem Neubaufeld auf einer grünen Wiese.“

Schon Anfang 2026 sollen erste Musterwohnungen begehbar sein. Ab 2027 ziehen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ein – parallel starten Ausbauarbeiten an weiteren Wohneinheiten sowie der Schulbau. Der vollständige Abschluss des Quartiers erstreckt sich voraussichtlich bis 2036.