Sonntag23. November 2025

Demaart De Maart

Kultur-NewsVicky Krieps doppelt im Preis-Rennen, Eric Thill zu Raubkunst in Luxemburg, Meinung von Kunstsektor gefragt – und Neuigkeiten vom Focuna

Kultur-News / Vicky Krieps doppelt im Preis-Rennen, Eric Thill zu Raubkunst in Luxemburg, Meinung von Kunstsektor gefragt – und Neuigkeiten vom Focuna
Was die Kulturwelt bewegt Quelle: Pexels

Was bewegte die Kulturszene diese Woche? Und welche Veranstaltungen sollte sich das Publikum nicht entgehen lassen? Das Tageblatt fasst die wichtigsten Fakten zusammen und stellt ausgewählte Events vor.

PREISE Vicky Krieps nominiert, Luc Feit ausgezeichnet

Könnte bald zweifach für ihr Schauspiel ausgezeichnet werden: die Luxemburger Schauspielerin Vicky Krieps, hier bei der 75. Berlinale
Könnte bald zweifach für ihr Schauspiel ausgezeichnet werden: die Luxemburger Schauspielerin Vicky Krieps, hier bei der 75. Berlinale Foto: AFP/Odd Andersen

Diese Woche schrieben gleich zwei Luxemburger Schauspiel-Größen und eine Koproduktion internationale Schlagzeilen. Schauspieler Luc Feit erhielt am Montag den Hamburger Rolf-Mares-Theaterpreis in der Kategorie „Herausragende Darstellung“, dies für seine Darbietung als George im Stück „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ unter der Regie von Harald Weile. Vicky Krieps ist hingegen in der Kategorie „Beste Europäische Schauspielerin“ für die „European Film Awards“ nominiert – und zwar für ihre Rolle „Love Me Tender“ von Anna Cazenave Cambet. Die luxemburgische Ko-Produktion „Un simple accident“ ist derweil im Rennen um den Titel des besten europäischen Films. 5.400 Mitglieder der europäischen Filmakademie stimmten ab. Die Preisverleihung erfolgt am 17. Januar im Berliner Haus der Kulturen der Welt. Und wenn wir schon bei Filmpreisen sind: Der „Lëtzebuerger Filmpräis“ wird heute Abend vergeben – dort buhlt Vicky Krieps für ihre Leistung in „Ingeborg Bachmann – Journey into the Desert“ um die Auszeichnung „Beste Schauspielerin“.


KULTUR Eric Thill zu Luxemburgs Umgang mit Raubkunst

All ëffentlech Institutioun gëtt encouragéiert, zur Provenienz vun den Objeten, Konschtwierker an Archiver an hirer Sammlung historesch Recherchen ze maachen. Dës Aarbecht kann nëmmen dezentral an all eenzel Institutioun gemaach ginn. Et gëtt keng Lëscht vu Muséeën, Archiver oder soss ëffentleche Kollektiounen, wou Kulturgidder aus kolonialem Kontext versuergt ginn. Esou eng Lëscht ze erstellen, ass och net einfach, well de koloniale Kontext vun den Objeten net ëmmer eendeiteg ass.

Eric Thill (DP), Kulturminister, in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage zum Thema Raubkunst in Luxemburg

Alexandra Schoos (ADR) hakte in einer parlamentarischen Anfrage bei Kulturminister Eric Thill (DP) nach: Wie steht es in Luxemburg um die Rückgabe von Raubkunst? Der Begriff bezeichnet Kulturgüter, die beispielsweise unerlaubt aus kolonisierten Ländern entwendet und in westliche Nationalsammlungen integriert wurden.

Kulturminister Eric Thill (DP), hier bei der Präsentation vom „Dag vun der Lëtzebuerger Sprooch“
Kulturminister Eric Thill (DP), hier bei der Präsentation vom „Dag vun der Lëtzebuerger Sprooch“ Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Aus Thills Antwort geht hervor: Das Kulturministerium selbst führt keine Liste zu den Objekten. Im Luxemburger National- und im Naturmuseum herrsche jedoch Klarheit über einzelne Sammlungsgegenstände. Das Nationalmuseum bot dem National Museum of Tanzania 2022 die Rückgabe von 86 Objekten der Sammlung Spring an. Ein Angebot, auf das das Museum bis heute nicht reagiert hat, so Thill.

Das Naturmuseum hebe hingegen in Ausstellungen hervor, wenn die Exponate in einem Kolonial-Kontext erworben wurden, betont der Minister ferner. Als Beispiel nennt er unter anderem die Schau „Orchidées, cacao et colibris: naturalistes et chasseurs de plantes luxembourgeois en Amérique latine“ (2015/2016), kuratiert vom Historiker Claude Wey. Seit 2012 verfüge das Museum außerdem über die Mineraliensammlung des Chemikers Alphonse Schoetter, der von 1928 bis 1935 im „Congo belge“ tätig war. „Wie bei jeder Naturaliensammlung ist es rückblickend nicht immer nachvollziehbar, wie die Kollektion zustande kam“, schreibt Thill. „In den Sammlungen des Naturmuseums sind weitere Mineralien aus früheren kolonisierten Ländern, vor allem aus Afrika. Die Stücke wurden jedoch kurz nach der Kolonialzeit von Sammlern gefunden und gelangten erst dann mittels Spende oder Verkauf in die Sammlung. Rückgabeansprüche gibt es keine.“

Auch im „Institut national de recherches archéologiques“ (INRA) gebe es „eine Reihe ethnologischer und ethnografischer Objekte aus Amerika, beziehungsweise aus Papua-Neuguinea“ sowie afrikanische Möbel. Teile der INRA-Sammlungen seien im Rahmen der Ausstellung „Le passé colonial du Luxembourg“ (2022) im Nationalmuseum erforscht worden.

Noch bis 2026 laufe ein Projekt am „Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History“ zu Luxemburgs Rolle im Kolonialzeitalter. „Die Regierung evaluiert im Anschluss, ob und inwieweit Luxemburg nach internationalem und nationalem Recht kompetent und juristisch verantwortlich ist, bilaterale Abkommen zur Rückerstattung abzuschließen“, kündigt Thill an. „Das setzt voraus, dass wir wissen, welche Objekte infrage kommen und ob die betroffenen Länder einen offiziellen Anspruch auf die Rückgabe erheben.“


KULTUR Öffentliche Umfrage zu digitalem Arbeitsheft lanciert

Schon lange liegt die Forderung nach einem digitalen „carnet de travail“ für freischaffende Künstler*innen auf dem Tisch, jetzt ruft das Kulturministerium diesbezüglich zur Umfrage (LU, DE, FR, EN) auf. Betroffene aus dem Kultursektor können ihre Meinung und Vorschläge bis zum 11. Januar 2026 auf zesumme-vereinfachen.lu teilen. Das Ziel ist die Vereinfachung der Prozeduren. Momentan müssen die Freischaffenden ihre Tätigkeiten nämlich in einem Arbeitsheft, auf Papierbögen dokumentieren. 


KUNST Focuna legt Jahresbericht vor

Der „Fonds culturel national Luxembourg“ (Focuna) blickt auf 2024 zurück. „Dans un contexte économique marqué par l’inflation et l’incertitude, notre établissement public a su poursuivre ses missions avec rigueur et transparence“, steht im Vorwort zum Jahresbericht. In Zahlen übersetzt heißt das: Der Focuna förderte 44 Projekte zu einem Gesamtbetrag von 139.760 Euro. 87 Prozent davon flossen in den Literatursektor. Darüber hinaus nahm der Fonds elf Materialspenden entgegen, die unter anderem der Nationalbibliothek oder den „Lëtzebuerger Guiden a Scouten“ zugutekamen. Die Geldspenden beliefen sich auf 454.663 Euro. Hinzu kamen rund 39.762 Euro im Rahmen der „Crowdfunding“-Aktion für die Riesenbibel in der Nationalbibliothek.

44


Kulturprojekte förderte der Focuna im Jahr 2024

Allgemein steigen die Geldgaben an den Focuna seit 2015 stetig an – damals lag der Betrag bei 161.765 Euro. Das Team führt das auf die Gesetzesänderungen zurück, nach denen die Modalitäten vereinfacht (2015) und Geldgaben unter 50 Euro (2018) erlaubt wurden. „Les dons en espèces et les campagnes de crowdfunding sont devenus un véritable fer de lance pour l’activité culturelle au Luxembourg via le Fonds ­culturel national“, so Focuna-Präsident Jo Kox im Nachwort. Der kündigt im Austausch mit dem Tageblatt zudem eine neue Publikationsreihe, „Les annales du mécénat culturel“, an. Der Auftakt ist für das erste Trimester 2026 geplant und: „Le premier numéro sera consacré aux actions de crowdfunding.“


PERSONALIA Stephan Gehmacher zum Präsidenten der „European Concert Hall Organisation“ gewählt

Neuer Präsident von ECHO: Stephan Gehmacher, Direktor der Luxemburger Philharmonie
Neuer Präsident von ECHO: Stephan Gehmacher, Direktor der Luxemburger Philharmonie Foto: Eric Engel

Die „European Concert Hall Organisation“ hat einen neuen Vorstand. Neuer Präsident ist Stephan Gehmacher, Direktor der Luxemburger Philharmonie. „Seit 30 Jahren verbindet ECHO Europas führende Konzerthallen (…). Der neue Vorstand will die künstlerische Kooperation durch gemeinsame Projekte, Ko-Aufträge und die Talentförderung durch das Bühnen- und Netzwerkangebot stärken“, so Gehmacher in der Pressemitteilung. „Wir werden die Verbindung zum Publikum und zu den Communities stärken, damit Konzerthallen lebhafte Räume bleiben, in denen Musik die Fantasie entfacht und Verbundenheit schafft – und wir setzen uns für den Platz der Musik in der Gesellschaft ein, indem wir den Künsten eine stärkere, kollektive Stimme in Europa geben.“ Unterstützung erhält er dabei von Abigail Pogson (Barbican Centre, London/Vizepräsidentin), Ewa Bogusz -Moore (Kölner Philharmonie), Simon Reinink (Het Concertgebouw, Amsterdam) und Raphael von Hoensbroech (Konzerthaus Dortmund). Der Verbund vereint 23 Konzerthallen aus 14 europäischen Ländern.