19. November 2025 - 8.11 Uhr
SportpolitikCOSL zeigt Mischo die Rote Karte: Gesetzesprojekt der Ipess stößt auf Gegenwind
Seit rund sechs Monaten ist die Mannschaft von COSL-Präsident Michel Knepper inzwischen im Amt. Mit der sanften Eingewöhnungsphase ist es nun vorbei. Vor drei Wochen setzte das neue Olympische Komitee sein erstes klares Zeichen und zückte die Rote Karte in Richtung Georges Mischo. Die Wortwahl des NOK in der Stellungnahme zum Ipess-Gesetzesentwurf könnte deutlicher nicht sein. „Das COSL kann die Aussagen von Sportminister Georges Mischo leider nicht bestätigen, da bezüglich des Projekts der Ipess kein konstruktiver und umstrittener Austausch zwischen dem Sportministerium und dem COSL stattgefunden hat.“ Eine Kritik, die die Gewerkschaften gegenüber Mischo in seiner Funktion als Arbeitsminister äußerten und mit der die Regierung immer wieder konfrontiert wird.
Ipess kurz erklärt
Die „Initiative pour la promotion de l’emploi dans le secteur du sport“, kurz Ipess, soll als zentrale Struktur qualifiziertes Personal für den Bereich des Sports einstellen und Dienstleistungen für Vereine und Verbände anbieten. Etliche Bereiche werden abgedeckt: Von den Trainern bis hin zu Verwaltungspersonal, das bei den Lizenzanträgen, der Organisation von Lehrgängen, Turnieren und Auslandsreisen oder sogar dem Bereich der sozialen Medien hilft. Auch bei juristischen Feinheiten soll die neue „Personalplattform“ die nötige Hilfestellung bieten können. Zeitgleich sollen in diesem Rahmen auch Weiterbildungen angeboten werden, sodass Personal später vielfältig eingesetzt werden kann, zum Beispiel Trainer, die auch administrative Aufgaben übernehmen können.
Ein ungewohnt harscher Ton, den das COSL zu weiteren Schritten in den eigenen Reihen veranlasste. Am Donnerstag sollen die Verbandsdelegierten die Chance bekommen, ihre eigenen Bedenken zu dem Gesetzestext zu äußern. Das Olympische Komitee geht in seiner Stellungnahme auf mehrere Punkte ein: Fehlendes Mitspracherecht, eine Reihe an offenen Fragen, die Schwächung der Autonomie der Sportbewegung, die Schwächung der Beziehungen zwischen Verbänden und Vereinen sowie den staatlichen Einfluss auf die Verwaltung des Luxemburger Sports.
Das COSL richtete in seiner Stellungnahme zudem mehrere Fragen an den Sportminister. Beispiel: Welche Faktoren sollen einen von der Ipess Angestellten in Zukunft motivieren, sich trotz eines fristlosen Vertrags im gesicherten Umfeld irgendwann einem Verband oder Verein anzuschließen – und dies mit einem höchstwahrscheinlich weniger attraktiven Gehalt? Was sollte wiederum Verbände oder Vereine motivieren, bei der Ipess zu rekrutieren, wenn es in puncto Arbeitsrecht Finanzrisiken und administrative Ausgaben gibt?
Mehr Einfluss und Rechte

Zudem sieht das COSL die Initiative als Risiko für unlauteren Wettbewerb gegenüber Verbänden und Sportlern, die Personal einstellen möchten. „Die Initiative könnte Spannungen zwischen ehrenamtlichen Trainern und Angestellten auslösen. (…) Es ist bekannt, dass das aktuelle Arbeitsrecht keine optimalen Bedingungen im Sport bietet. Die angekündigten Anpassungen werden mit Spannung erwartet.“
Der wohl wichtigste Punkt in der Aufführung des COSL ist der letzte: „die schrittweise Stärkung des Einflusses der öffentlichen Hand“. Das COSL zweifele nicht daran, dass hinter all diesen Ideen ein guter Wille steckt, allerdings sei nicht von der Hand zu weisen, dass der Staat – Initiative nach Initiative – immer mehr Einfluss und Rechte im Sportbereich erlange.
Die Professionalisierung ist einer der Gründe für rückläufige Zahlen beim Ehrenamt
Die „Chambre des fonctionnaires et employés publics“ ist ebenfalls nicht begeistert von einer zusätzlichen öffentlichen Einrichtung. „Es bestehen bereits zwei Verwaltungen (INS und Inaps), deren Ziel die Werbung und die Unterstützung des Sports ist. Der eigentliche Hintergrund der Ipess ist die Professionalisierung des Sports und der Vereine. Die ‚Chambre’ möchte darauf hinweisen, dass diese Professionalisierung einer der Gründe für rückläufige Zahlen beim Ehrenamt ist. In den vergangenen Jahren wurde das Vereinsleben strengen Auflagen ausgesetzt: Sie werden mittlerweile wie Betriebe behandelt. Die steigenden Pflichten und Regeln für Klubs und ihre Mitglieder führen dazu, dass sich weniger Menschen engagieren.“ Schlussfolgernd wird im Text vor einer Überregulierung im Sektor gewarnt, die dem „Bénévolat“ schadet. „Die Angebote der Ipess sollten fakultativ bleiben, für Vereine, die davon profitieren möchten. (…) Alle Zuständigkeiten, mit denen sich die Ipess beschäftigen wird, könnten auch vom Inaps ausgeführt werden, sodass eine neue öffentliche Einrichtung überflüssig wäre.“
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