Mit leeren Händen kehrte die Fußballnationalmannschaft am Dienstag aus Belfast zurück. Schon vor dem Start der Qualifikationskampagne hatte FLF-Präsident Paul Philipp eine Nullrunde nicht ausgeschlossen. Das hatte es zuletzt vor 20 Jahren gegeben, als FLF-Nationaltrainer Jeff Strasser noch selbst auf dem Platz um Punkte kämpfte – und einer Generation angehörte, die damals (ebenfalls bei einer WM-Qualifikation) u.a. von Liechtenstein gedemütigt worden war. Doch obschon sich die Zahlen ähneln, sind die „Roten Löwen“ heute weit davon entfernt, sich zu europäischen Fußballzwergen zurückzuentwickeln.
Ein Argument dafür ist die Qualität des gezeigten Fußballs. Spielerisch hat die FLF-Auswahl (phasenweise) im Stade de Luxembourg gegen die Slowakei und Deutschland dominiert und überzeugt. Sicherlich wäre ein schonender, längerfristig geplanter Trainerwechsel in diesem Sinne die bessere Alternative gewesen – doch das gibt es im Profisport selten. Es wäre seinem Vorgänger unrecht getan, nach sechs Länderspielen bereits von einer Handschrift des neuen Coachs zu reden – doch erste Anzeichen einer Philosophie sind vorhanden. Etwa bei einer weitaus offensiveren Rolle von Moskau-Profi Christopher Martins, was sich sowohl gegen Deutschland als auch in Nordirland als eine Option für die Zukunft herauskristallisierte.
Eine Serie von sechs internationalen Terminen ohne Punkt wirft allerdings auch berechtigte Fragen auf. Es wäre zu leicht, sich in eine Opferrolle hineinzubegeben – und die Schuld für die Misere allein auf schlechte Platzbedingungen oder fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen zu schieben. Es bleibt dabei: Der VAR macht den Fußball weder besser noch gerechter. Nach dieser Kampagne mit zwei Platzverweisen und drei Elfmetern bleibt es aber aus Luxemburger Sicht gefühlsmäßig dabei, dass in Zweifelssituationen selten der Favorit benachteiligt wird.
Direkt beeinflussbar ist diese Tendenz wohl nicht. Anders sieht es beim Eigenvermögen auf den letzten 30 Metern aus. Die Chancenverwertung der „Roten Löwen“ ist der Hauptgrund für die Negativzahlen. Gegen Deutschland, Nordirland und die Slowakei gab die Strasser-Truppe 48 Torschüsse ab, doch nur 15 waren platziert und 21 wurden abgeblockt. Aiman Dardari traf von außerhalb der Box, was ein weiterer Beweis für die fehlende Durchschlagskraft im Sechzehner ist. Es ist auch keine neue Erkenntnis, dass dem Team ein klassischer Mittelstürmer fehlt. Um wirklich einen Unterschied machen zu können, fehlt im Vergleich zu den Topnationen derzeit die Offensiv-Breite auf der Bank: Spielentscheidend waren die Einwechslungen zuletzt nie.
Es muss über die nächsten Monate der Anspruch der „Roten Löwen“ sein, das besagte Glück des Tüchtigen zurückzuerobern. Die Mannschaft wird inzwischen international wahrgenommen, klammert man „Experten“ wie Peter Neururer und seine „Hütchen mit Beinen“-Theorie einfach mal aus. Sportler werden aber nun einmal an Ergebnissen gemessen. Diesmal waren sie schlecht. Die Entwicklung seit dem Liechtenstein-Fiasko löst sich allerdings nicht wegen einer einzigen schlechten Erfahrung in Luft auf.
De Maart

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