Von „Dschungelcamp“ über „gefährliche Zirkusnummer“ bis hin zu „Ekelbude der modernen Unterhaltungsindustrie“ und „perverse Menschenversuche“: Die Kritik an den Enhanced Games ist weltweit groß. In einem halben Jahr soll in Las Vegas die Premiere der sogenannten Doping-Spiele über die Bühne gehen. Dann wird in drei Sportarten – Leichtathletik, Schwimmen und Gewichtheben – nicht nur um Siege gekämpft, sondern vor allem um Weltrekorde. Leistungssteigernde Mittel sind dann nicht nur erlaubt, sondern erwünscht und integraler Bestandteil des Wettkampfs.
Die Organisatoren um den Australier Aron D’Souza wollen laut eigenen Aussagen die Sportwelt mit ihrem neuen Event revolutionieren und verkaufen ihre Veranstaltung gleichzeitig als Dienst an der Wissenschaft. Sie wollen beweisen, zu was der menschliche Körper in der Lage ist. Zu den großen Geldgebern gehören Tech-Unternehmer Peter Thiel oder Präsidentensohn Donald Trump Junior und die werden zuschauen, wie Sportler zu Versuchskaninchen werden. Anders ist es nicht auszudrücken. Dieser Meinung sind auch viele Experten, die betonen, dass die gesundheitlichen Risiken dieses Experiments nicht zu verachten seien. Von moralischen und ethischen Bedenken gar nicht erst zu sprechen. Wer möchte schon, dass sich seine Kinder dies als Vorbild nehmen und denken, dass sportliche Höchstleistungen nur mit solchen Zusatzmitteln möglich sind?
Dass sich inzwischen dann doch eine ganze Reihe an Sportlern, darunter der ehemalige Hundert-Meter-Weltmeister Fred Kerley, zu einer Teilnahme entschieden haben, dürfte nicht nur daran liegen, dass diese Athleten ihre eigenen Grenzen austesten möchten oder Teil eines wissenschaftlichen Forschungsansatzes sein wollen, wie es etwa der Deutsche Marius Kusch zu erklären versucht. Die Organisatoren locken vielmehr mit einer Menge Geld. Die Sieger eines Wettbewerbs erhalten 250.000 US-Dollar, bei einem Weltrekord winkt sogar eine Million. Summen, von denen Athleten ohne große Werbedeals sonst nur träumen können.
Trotz aller Kritik sind die Enhanced Games nicht mehr zu verhindern, auch wenn die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA in dieser Hinsicht erst kürzlich ihren Kollegen aus den USA den Schwarzen Peter zugeschoben hat. Deren Präsident Witold Banka hatte der US-amerikanischen Anti-Doping-Agentur nämlich vorgeworfen, nicht genug zu tun, um dieses Event in den USA zu stoppen. Ein Vorwurf, den sich die Amerikaner nicht gefallen lassen wollen.
Eines steht fest, die Enhanced Games polarisieren und die Diskussionen rund um die Doping-Spiele dürften auch nach dem 24. Mai 2026 nicht abklingen. Man muss sich nur vorstellen, was passiert, wenn trotz aller leistungssteigernden Maßnahmen keiner der teilnehmenden Sportler in Las Vegas einen Weltrekord aufstellen wird. Fragen dürften dann auch hinsichtlich der offiziellen Bestmarken und Sportler aufkommen, die diese aufgestellt haben. Es dürfte ein Event sein, das jedenfalls noch lange Auswirkungen auf die internationale Sportwelt haben wird.
De Maart

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