Donnerstag6. November 2025

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KunsteckeVier Kurzreisen zur Kunst: Impressionismus, Spiegelräume, Textilkunst und die Welt der Abstraktion

Kunstecke / Vier Kurzreisen zur Kunst: Impressionismus, Spiegelräume, Textilkunst und die Welt der Abstraktion
Eintauchen in ein Universum: die Retrospektive von Yayoi Kusama in der Fondation Beyeler in Riehen/Basel Foto: Yayoi Kusama

Derweil in Luxemburg CAL im „Tramsschapp“ und LAC in Strassen ihre Herbstschauen noch bis Mitte November präsentieren, sei uns ein Blick über die Grenzen erlaubt. Das Museum Frieder Burda in Baden-Baden, die Fondation Beyeler in Riehen/Basel, das Zentrum Paul Klee in Bern und das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden zeigen aktuell spannende Ausstellungen. Zeit für eine kurze Reise am Wochenende.

Neben dem Kunstmuseum (in herrlicher Parkanlage gelegen) bietet das Museum Frieder Burda in Baden-Baden (in weniger als drei Stunden per Auto zu erreichen) eine wichtige Ausstellung: „Impressionismus in Deutschland. Max Liebermann und seine Zeit“. Die über 100 Werke des deutschen Impressionismus dokumentieren auf diverse Art eine Zeit, in der im Bereich der Kunst viel passiert ist, sodass der Impressionismus von Max Liebermann und seinen Mitstreitern als „eine der einflussreichsten Bewegungen der europäischen Kunstgeschichte“ betrachtet werden kann.

Parallel zu zahlreichen Arbeiten von Liebermann werden Werke von Dora Hitz, Philipp Franck, Friedrich Kallmorgen, Gotthard Kuehl, Christian Landenberger, Sabine Lepsius, Maria Slavona, Eva Stort und Lesser Ury gezeigt. Die in Zusammenarbeit mit dem Museum Barberini in Potsdam getroffene Auswahl garantiert durch Malereien mit viel Licht, Farbe und Atmosphäre sicherlich einen interessanten Einblick in diese Bewegung. Max Liebermann (1847-1935) hat sich auch in Frankreich während seines Aufenthaltes in Paris inspiriert, sich in seiner Kunst jedoch kritischer gezeigt als seine Kollegen aus dem Hexagon, u.a. Claude Monet. Hat er doch als Präsident der Berliner Sezession ab 1898 auch eine kulturpolitischer Rolle zur Jahrhundertwende gespielt.

Japanische Ausnahmekünstlerin

Mit dem Satz „Endlich eröffnet“ begrüßt die Fondation Beyeler in Riehen/Basel ihre bis 25. Januar 2026 dauernde Ausstellung mit über 300 Werken der 1929 geborenen japanischen Künstlerin Yayoi Kusama. Sie gehört wohl zu den markantesten Vertretern der japanischen Kunst des 20. Jahrhunderts. Es ist dies die erste große Retrospektive in der Schweiz, derweil ihre Arbeiten weltweit auf Anerkennung stoßen. Die Stiftung in Riehen hat diese Retrospektive weit gespannt. Sie reicht von frühen Gemälden und Zeichnungen bis zu ganz rezenten Installationen, die gar eigens für diese Expo gefertigt wurden. Der Besucher hat so die Möglichkeit, in das Universum der Künstlerin einzutauchen, sich von ihren Farben, Streifen und Punkten beeinflussen zu lassen. Sie mag „repetitive Muster, Strukturen und ihre charakteristischen Polka Dots“, wie das Magazin Art notiert. Ausgestellt ist auch einer ihrer beliebten „Infinity Mirror Rooms“ (Unendlichkeits-Spiegelräume). Der Weg nach Riehen lohnt sich, bietet die Expo doch neben Zeichnungen und Malereien auch Skulpturen, Collagen und Performances an, was das Museum zu der Feststellung angeregt hat: „Kusamas Kunst ist nicht nur zum Betrachten, sondern zum Erleben geschaffen.“ In der Tat, diese dekliniert sich auch in Mode, Literatur und Film.

Diese Retrospektive wird ob der Position der Künstlerin und der Vielfalt der zahlreichen Werke als ein bedeutendes Kunst-Event dargestellt. Aus diesem Grunde wird die Schau nach Riehen auch nach Köln und später Amsterdam ziehen. Kunstfreunde haben also 2026 noch Gelegenheit, diese japanische Ausnahmekünstlerin kennenzulernen. Am Rande sei noch erwähnt, dass bis zum 4. Januar 2026 die Fondation Beyeler in ihrer Sammlungspräsentation eine Art „kleine Kunstgeschichte des Punktes“ präsentiert, wobei diese Expo selbstredend auf eines der Hauptmotive der Yayoi Kusama hinweist.

Vom Bauhaus in die USA: Anni Albers, hier ihr Werk „Intersecting“ aus dem Jahr 1962
Vom Bauhaus in die USA: Anni Albers, hier ihr Werk „Intersecting“ aus dem Jahr 1962 Foto: Philipp Ottendörfer

Textilkunst aus Übersee

Seit einigen Tagen ist im Zentrum Paul Klee in Bern eine Künstlerin zu Gast, die sich durch eine besondere Gattung auszeichnet. Anni Albers (1899-1994) wird als eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts angesehen. Sie hat am Bauhaus in Weimar, Dessau und Berlin studiert, wanderte dann 1933 in die USA aus. Hier entfaltete sie ihr künstlerisches Talent im Design-Bereich und siedelte sich als Weberin und Textildesignerin an. Sie ist bekannt für ihre bildnerischen Webarbeiten – zahlreiche sind in der Expo zu sehen –, doch befasste sie sich auch mit der Entwicklung „neuer Textilien für Gebäude und Innenräume“, die sie als „nützliche Objekte“ bezeichnete. Ihre Kunst zeichnet sich durch Nachhaltigkeit aus, „ihre innovativen Gestaltungsgrundsätze und ihr experimenteller Umgang mit dem Material“ inspirieren bis heute, wie das Klee- Zentrum stolz festhält.

Es ist dies die erste Einzelausstellung der Künstlerin in der Schweiz. Die Expo zeigt Arbeiten aus allen Schaffensperioden, wobei der Fokus auf die „architektonischen Interventionen“ gerichtet ist und die „Verbindung von Kunst, Textil und Architektur, von Bauen und Weben“ untersucht. Mit „Anni Albers. Constructing Textiles“ bringt das Klee-Zentrum den europäischen Kunstfreunden eine amerikanische Künstlerin näher, die es lohnt, ausführlicher zu studieren.

Frankenthaler vs. Gegenwartskunst

Mit unserem Hinweis auf das neue private Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden haben wir vor Monaten auf ein Museum hingewiesen, das nicht nur zwei Autostunden von Luxemburg entfernt neuen Elan in die hessische Hauptstadt gebracht hat, sondern auch die Kunstsammlung Reinhard Ernst einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Nach der Eröffnungsausstellung hat das Museum die amerikanische Malerin Helen Frankenthaler ausgiebig vorgestellt, verfügt das Haus doch über 40 Werke dieser Künstlerin.

Nun kommt es zu einer spannenden Auseinandersetzung von drei Künstler:innen mit Helen Frankenthaler. Bis zum 22. Februar 2026 zeigt das „mre“ durch eine sorgsam ausgetüftelte Hängung von 13 Gemälden der Helen Frankenthaler in Konfrontation mit Werken von Jenny Brosinski (1984 geboren) und Ina Gerken (1987) sowie dem Künstler Adrian Schiess (1959), wie „wegweisend“ die Malerin im „Dialog mit drei herausragenden abstrakten Positionen der Gegenwart“ ist. „Mit ,Helen Frankenthaler moves Jenny Brosinski, Ina Gerken, Adrian Schiess’ erzählen wir“, sagt Direktor Dr. Oliver Kornhoff, „eine Geschichte, die bei ihr beginnt und von den drei Künstler:innen eigenständig erweitert und souverän fortgeschrieben wird“.

Wer sich abseits von Paris, Berlin oder London – sozusagen in Reichweite – ein Kunsterlebnis gönnen möchte, der kann gerne diese vier Museen besuchen.

Infos

„Impressionismus in Deutschland. Max Liebermann und seine Zeit“ im Museum Frieder Burda läuft noch bis 8. Februar 2026, Yayoi Kusama in der Fondation Beyeler noch bis zum 25. Januar 2026 und „Anni Albers. Constructing Textiles“ im Zentrum Paul Klee sowie „Helen Frankenthaler moves Jenny Brosinski, Ina Gerken, Adrian Schiess“ im Museum Reinhard Ernst sind beide bis zum 22. Februar 2026 zu sehen.