Einen Text über den Wahlsieg des linken US-Demokraten Zohran Mamdani bei der New Yorker Bürgermeisterwahl mit einem Zitat aus Leonard Cohens radiotauglichstem Song (in der Version von Joe Cocker) zu überschreiben, ist erst einmal nicht ganz richtig. Ja, Mamdani hat weite Teile Manhattans für sich gewinnen können (außer der sehr wohlhabenden Upper East Side), über die Ziellinie getragen aber hat ihn die Unterstützung aus der Bronx und weiten Teilen Brooklyns und Queens’. Als einziges der „five boroughs“ ging Staten Island mehrheitlich an Mamdanis Konkurrenten Andrew Cuomo, den ehemaligen Gouverneur von New York. Der Sieg des politischen Außenseiters und „democratic socialist“ Mamdani war deutlich.
Nun liegt New York City weit weg von Luxemburg und Europa. Doch die Wahl vom Dienstag ist mehr als ferne Lokalpolitik. Aus der erfolgreichen Kampagne von Mamdani kann man viel über aktuelle linke Politik lernen. Zohran Mamdani war ein unwahrscheinlicher Kandidat. Bis vor ein paar Wochen noch nahezu unbekannt, vermeintlich zu links, zu muslimisch, zu pro-palästinensisch. Donald Trump drohte New York mit Budgetkürzungen, sollte er gewinnen. Aber auch das politische Establishment seiner eigenen Partei ignorierte den 34-jährigen Sohn indischstämmiger Eltern – Unterstützung gab es nur aus dem Lager anderer linker Demokraten um Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez. Nun ist Mamdani quasi über Nacht zu einer Galionsfigur des anderen Amerikas geworden.
Aber auch wenn Mamdani sich selbst als „schlimmsten Albtraum“ Trumps bezeichnet, gibt es dennoch etwas, das die beiden verbindet – über das politische Spektrum hinaus. Mamdani hatte sich gegen zwei Parteikollegen durchgesetzt, Cuomo (einst zurückgetreten wegen Belästigungsvorwürfen) und Noch-Bürgermeister Eric Adams (gegen den Ermittlungen wegen Korruption laufen). Mamdanis Sieg ist – wie Trumps Erfolg – ein Zeichen von großer Politikverdrossenheit, von der Skepsis der Menschen gegenüber dem System und den etablierten Figuren. Der Außenseiter als Hoffnungsträger. Das ist eine politische Tendenz, die man auch in Europa beobachten kann.
Aber die Ablehnung eines klassischen Politiker-Typus allein erklärt nicht Mamdanis Erfolg. Anders als Kamala Harris im Präsidentschaftswahlkampf fuhr Mamdani mit klassischen linken Themen, auch und vor allem: bezahlbarer Wohnraum – und das kommt einem doch in Europa bekannt vor. Mamdani hat junge Menschen mobilisiert, mit zukunftsorientierter Politik, über die Geschlechter hinweg – und das, obwohl jüngste Studien in den USA und Europa auf eine immer größer werdende Kluft zwischen progressiven jungen Frauen und konservativen jungen Männern hindeuten.
Mamdanis Erfolg lässt sich nicht einfach kopieren, aber er sollte der europäischen Linken zeigen, was möglich ist. Das Rezept ist am Ende simpel: keine Scheindebatten, kein Stimmenfang bei verloren geglaubten Wählergruppen durch Anbiedern an den rechten Zeitgeist. Stattdessen: eine klare, konkrete Agenda zur Verbesserung der Lebensrealität der „kleinen Leute“. Wohnraum. Miete. Kostenloser öffentlicher Transport. Kostenlose Kinderbetreuung. Günstigere Lebensmittelpreise. Menschen, die tagtäglich mit diesen Sorgen und Herausforderungen kämpfen, sind in New York City längst zur Mehrheit geworden. Und in Europa auch. Es gibt also doch noch etwas zum Abschauen bei den Nachbarn über dem großen Teich. Cohens Song geht übrigens so weiter: „First we take Manhattan, then we take Berlin.“
De Maart

Parole, Parole... und das Plebs fällt darauf rein.
Jetzt muss man abwarten, was Trump tun wird, denn der wird schon irgendwie Massnahmen ergreifen, um die New Yorker Leute zu bestrafen, dass sie keinen MAGA Mann gewählt haben...