Montag3. November 2025

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ForumFriddens- a Solidaritéitsplattform Lëtzebuerg: Öffnet sich die „Büchse der Pandora“? 

Forum / Friddens- a Solidaritéitsplattform Lëtzebuerg: Öffnet sich die „Büchse der Pandora“? 
 Foto: Clayton Wear/US Air Force/AFP

In der weltweit allgemeinen Aufrüstungshysterie, einer wahren Orgie der Aufrüstung, dürfen rezente Aussagen und Geschehnisse betreffend Atomwaffen nicht als bloße protzige Muskelspiele herrschender Potentaten abgetan werden. 

Seit Jahren verschlingen horrende Modernisierungsprogramme für diese abscheulichen Waffen Milliarden an Kosten. In ihrem Jahresbericht schätzt die „Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen“ (ICAN), wie viel Geld die neun Atomwaffen-Staaten allein im Jahr 2024 für Atomwaffen ausgegeben haben: rund 190.000 Dollar pro Minute bzw. 274 Millionen pro Tag. Eine explosionsartige Steigerung in den letzten Jahren.

Diese Zahlen allein belegen, wie verlogen die Erklärung der fünf offiziellen Atomwaffenstaaten (P5) – USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien, allesamt Mitglieder des UN-Sicherheitsrates – in einer gemeinsamen Erklärung Anfang 2022 war: „Wir wollen mit allen Staaten zusammenarbeiten, um das endgültige Ziel einer Welt ohne Atomwaffen zu erreichen, und bekennen uns zu unserer Verpflichtung aus dem Nuklearen Nichtverbreitungsvertrag, Verhandlungen über ein Ende des atomaren Rüstungswettlaufs und ein Abkommen zur vollständigen Abrüstung zu führen.“ 

Um diesen Irrsinn der atomaren Aufrüstung zu verdeutlichen, legt ICAN erschreckende Zahlen vor: Russland verfügt über 5.449 Nuklearwaffen mit einer Sprengkraft von 63.532 Hiroshima-Bomben. Die USA besitzen 5.277 Nuklearwaffen, umgerechnet wären das 59.644 Hiroshima-Bomben. China hat 600 Nuklearwaffen. Ihre Wirkung entspricht der von 18.630 Hiroshima-Bomben. Frankreich besitzt vermutlich 290 Nuklearwaffen. Ihre Sprengkraft ist so groß wie 1.993 Hiroshima-Bomben. Großbritannien hat 225 Nuklear-Sprengköpfe mit einer Sprengkraft von 1.500 Hiroshima-Bomben. Hinzu kommen noch die Atomsprengköpfe aus Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea.

146.298 Hiroshima-Bomben

Bereits jetzt haben alle 12.241 Nuklearwaffen weltweit zusammen eine Sprengkraft wie 146.298 „Little Boys“, schätzt ICAN. „Little Boy“ nannten die Amerikaner die Atombombe, die sie am 6. August 1945 über der japanischen Stadt Hiroshima abwarfen.

Ein atomares militärisches Potenzial, das die Welt mehrfach vernichten könnte. Es gibt Schätzungen, die besagen, dass nur etwa 100 bis 200 Atombomben ausreichen würden, um das Leben auf der Erde auszulöschen. Das „Overkill-Potenzial“ ist enorm.

Die atomaren Drohgebären erreichten in den letzten Tagen und Wochen einen weiteren ungehemmten Höhepunkt: Atomare Manöver allenthalben; im Krieg gegen die Ukraine hat Russland seine Nukleardoktrin verschärft und droht unverhohlen mit taktischen Nuklearwaffen, stellt neue atomgetriebene und atomar bestückbare Marschflugkörper und Unterwasser-Drohnen vor; der amerikanische Präsident betonte hierauf, dass „das beste Atom-U-Boot der Welt, das Amerika besitzt, sich vor der russischen Küste befindet“ und ordnete mit sofortiger Wirkung die Wiederaufnahme von Atombombentests durch sein Kriegsministerium an.

Zeichen stehen auf atomare Eskalation

Der Ton zwischen Russland und den USA wird rauer, die Zeichen stehen auf atomare Eskalation. Friedensforscher befürchten einen ungehemmten nuklearen Rüstungswettlauf. Die „Friddens- a Solidaritéitsplattform“ sieht in der atomaren Abrüstung eine absolute Priorität.

Auch Luxemburg muss hierfür Verantwortung übernehmen: Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen. Zumindest wäre als erster Schritt ein Beobachterstatus bei den stattfindenden Überprüfungskonferenzen dieses Vertrages zu beantragen. Bei den Konferenzen zum Nichtverbreitungsvertrag von Atomwaffen sich klar und deutlich an der Erklärung der P5-Staaten von 2022 orientieren. Für das definitive Inkrafttreten des umfassenden Kernwaffenteststopp-Vertrages offensiv eintreten. Obwohl er noch nicht in Kraft getreten ist, wird seit über zwei Jahrzehnten ein weltweites Messnetz zu Überwachung des Teststopps aufgebaut und erfolgreich betrieben.

Ein atomwaffenfreies Europa von Lissabon bis Wladiwostok einfordern. Keine Atombomben im grenznahen Büchel und anderswo in der Europäischen Union. Keine Atombomben in der russischen Enklave Kaliningrad. Es gilt, dringend notwendige atomare Abrüstungsverhandlungen in die Wege zu leiten. Das bestehende System von Abrüstungsverhandlungen und Rüstungskontrolle ist zusammengebrochen. Aber diese Verhandlungen und Kontrollen haben es erlaubt, die Gefahr eines nuklearen Konfliktes zu minimieren. Atomare Waffen erleben ein gefährliches Comeback. Politik und Zivilgesellschaft sind gefordert, das Öffnen der atomaren „Büchse der Pandora“ mit allen Mitteln zu verhindern.  

fraulein smilla
3. November 2025 - 13.50

Dass eine Welt ohne Atomwaffen sicherer und friedlicher waere , da habe Ich aber ganz gewaltige Zweifel . Mit Sicherheit , waere das Gegenteil der Fall .

Grober J-P.
3. November 2025 - 10.02

"das Öffnen der atomaren „Büchse der Pandora“ mit allen Mitteln zu verhindern. "
Das Verhindern, wird leider nicht geschehen. Stephen Hawkings Voraussagen werden wohl eher eintreffen. Was solls, eine Spezies Mensch deren Hirne auf Walnussgröße schrumpft, hat es nicht anders verdient. Ameisen und Schildkröten werden es überleben.