31. Oktober 2025 - 6.44 Uhr
Akt.: 31. Oktober 2025 - 8.49 Uhr
Einer der höchsten Werte in EuropaLuxemburger fühlen sich ab zwei Millionen Euro Vermögen reich
 
                              Luxemburg ist ein wohlhabendes Land. Nur in der Schweiz gibt es eine ähnlich hohe Pro-Kopf-Dichte an Millionären. Geld haben ist die eine Sache. Aber sich reich fühlen die andere. Wie viel Nettovermögen braucht man im Großherzogtum, um sich der Welt der Reichen und Schönen dazurechnen zu können? Eine neue Studie der Schweizer Bank Swissquote und des Luxemburger Meinungsforschungsinstituts Ilres zeigt, dass im Großherzogtum einer der höchsten Werte in Europa gilt.
Um sich in Luxemburg wohlhabend zu fühlen, ist laut Studie ein Nettovermögen von zwei Millionen Euro erforderlich. Die Befragten mit den höchsten Einkommen legen die Messlatte sogar bei 3,8 Millionen Euro an. Die meisten Studien-Teilnehmer kommen da nicht ran. Das durchschnittliche Nettovermögen der 1.697 Befragten beläuft sich auf 924.000 Euro, also weniger als die Hälfte des Ich-fühle-mich-reich-Betrags.
Nettovermögen vs. investierbares Vermögen
Wie viele Millionäre es in einem Land gibt, liegt auch an der Methodologie. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, Vermögen zu berechnen. Nettovermögen ist das finanzielle Vermögen plus die realen Vermögenswerte (in Luxemburg hauptsächlich Wohnraum) minus die Schulden. Das investierbare Vermögen hingegen bezieht sich auf alle flüssigen oder leicht in Geld umwandelbaren Vermögenswerte.
Und welches jährliches Bruttoeinkommen braucht ein Haushalt, um sich wohlhabend zu fühlen? Die Antwort der Befragten: läppische 408.000 Euro. Um sich „finanziell sicher zu fühlen“, reichen laut Studie sogar bereits 249.000 Euro. Das durchschnittliche Gehalt lag 2022 in Luxemburg bei 75.919 Euro, das Median-Jahres-Gehalt bei 58.126 Euro. Nur mal so zum Vergleich.
Vor einem Jahr lagen die Schwellenwerte für ähnliche Fragen noch niedriger, schreiben die Macher der Umfrage. Das zeige, dass die Inflation und der Anstieg der Lebenshaltungskosten das Vermögen und das Gefühl der finanziellen Sicherheit der Einwohner beeinträchtigen.
Wohlstand bedeutet Freiheit
Dazu passend: Rund ein Drittel geben an, dass sie sich weniger wohlhabend als 2024 fühlen. Fast die Hälfte sagen hingegen, dass ihre finanzielle Situation im vergangenen Jahr stabil geblieben ist. Anders bei denen, die eh schon mehr haben: Zwei von fünf Haushalten mit einem Einkommen von mehr als 220.000 Euro geht es besser als vor einem Jahr.
Wohlstand bedeutet für die meisten befragten Menschen Freiheit, Wohlbefinden und finanzielle Sicherheit. Luxus oder Status rangieren weiter hinten, schreiben die Umfragemacher. Fast die Hälfte der Befragten finden, dass Geld zum Glück beiträgt, ohne jedoch der entscheidende Faktor zu sein.
Rente gleich Reichtum?
Ob die Rente zum Sich-reich-Fühlen reicht, darüber sind sich die Befragten uneinig. Fast die Hälfte sind zuversichtlich, dass ihre Rente ein ausreichendes oder gerade ausreichendes Einkommen sichern wird. Die andere Hälfte eher nicht. Das Vertrauen ist bei den über 61-Jährigen am größten – so weit keine Überraschung. Millennials und die Generation Z zeigen sich hingegen zunehmend skeptisch.
Weil die Rente den meisten nicht genug ist, setzen die Umfrage-Teilnehmer auch noch auf andere Strategien, um den Betrag aufzubessern. An erster Stelle: ihre Ersparnisse aufbrauchen, gefolgt von in Finanzmärkte investieren und Immobilien besitzen. Als beste Methode, ein Vermögen aufzubauen, gilt nach wie vor folgender Trick: Reich geboren werden und erben.
 
		    		 De Maart
                    De Maart
                
 
                           
                           
                           
                           
                           
                           
                          
@ ARMO
Merci.
Der Begriff "Reichtum" ist insofern recht komplex, da er sowohl materielle als auch geistige Werte umfassen kann, dazu oft kulturell, subjektiv und normativ geprägt ist. Was diese Studie obsolet machen dürfte, sofern zum Beispiel der kulturelle Aspekt nicht genügend beachtet wurde. In Luxemburg leben und arbeiten halt Menschen diverser Kulturen. … auch das ist durchaus ein „Reichtum“, nicht direkt für das Individuum, aber fürs Land.
Eine ernstzunehmende Studie zum Thema Reichtum müsste Elemente der Reichtumsforschung aufgreifen. Diese ist die interdisziplinäre Untersuchung der Verteilung, Entstehung und Nutzung von Reichtum in der Gesellschaft. Sie beschäftigt sich mit Fragen der ökonomischen Ungleichheit und der Frage, wie und warum Reichtum entsteht und wie er verwendet wird. Reichtumsforschung umfasst daher verschiedene wissenschaftliche Disziplinen, darunter Soziologie, Ökonomie und Politikwissenschaft.
Eventuell sollte ein weiterer Ansatz einer Studie gewagt werden. Diesmal mit Mitwirkung entsprechender Experten aus den verschiedenen Fachbereichen. Als Gegenpol zur Schweizer Online-Bank Swissquote, die Finanz- und Handelsdienstleistungen anbietet. Und zur ILRES, einem Institut für Markt- und Meinungsforschung, das eben in erster Linie Informationen sammelt und analysiert, und diese dann ihren Kunden zur Verfügung stellt. Wobei der Kunde hier die Swissquote zu sein scheint.
Eine Kombination, die einerseits Zweifel an der Objektivität aufkommen lassen könnte, und andererseits eine „interdisziplinäre“ wissenschaftliche Studie kaum bewerkstelligen kann.
@porcedda / Meistens bin ich nicht mit ihnen einverstanden. Aber mit diesem Kommentar bin ich es zu 100%. Absolut richtig!
Wie groß ist der Notgroschen der Reichen in Luxemburg? - Das wäre mal eine griffige Headline. Diese gäbe genauso wenig her wie die als Studie hochgerankte Umfrage, die hier thematisiert wird.
Sinnvoll wäre zu wissen, ob die „Studie“ tatsächlich tiefer gräbt als es dieser Beitrag hier weitergibt. Oder ob es eine Studie light ist, die schlicht ein (bezahltes) Vergnügen der federführenden Bank ist.
Denn wie meist bei Studien gibt es keine Erläuterung der Begrifflichkeiten. So entsteht konsequenterweise ein arg diffuses Bild, eine Art kollektive Gefühlsmeinung zu dieser Reichtumsfrage.
Wurde also den Befragten der Begriff “Reichtum” erläutert? Nämlich: “Reichtum ist die wirtschaftliche Situation einer Person, einer Gruppe oder sogar eines Landes, in der die Summe der verfügbaren Güter und Vermögenswerte das durchschnittliche Niveau des materiellen Wohlstands in einer Gesellschaft wesentlich übersteigt.“ – Hat man den Befragten vorher mitgeteilt, wie hoch „das durchschnittliche Niveau des materiellen Wohlstands“ in Luxemburg ist? Falls nicht, ist die „Studie“ Makulatur.
Stutzig machen sollte, dass das durchschnittliche Vermögen der rund 1.697 Befragten bei 924.000 Euro liegt, also weniger als die Hälfte dessen, was sie als Reichtumsschwelle ansehen. Nach welchen Kriterien wurden die Teilnehmenden ausgesucht? Wurde bloß die obere Hälfte der Einkommensgruppen und satten Kontoinhabern gefragt?
Dennoch: Die “Studie” liefert einen Einblick in die vorherrschende Mentalität resp. Einstellung vieler Luxemburger zum Geld.
Da werde ich wohl noch etwas sparen müssen da ich weder Thronfolger bin noch eine Rente habe mit der Weihnachten nicht bereits eine Herausforderung wird.
"Reich geboren werden und erben." Keiner hat mir das vorher gesagt, hätte mir andere Eltern ausgesucht.
"Nettovermögen der 1.697 Befragten beläuft sich auf 924.000 Euro," Wen hat man denn gefragt? Nicht schlecht, also alles arme Leute, die man befragt hat.