Donnerstag30. Oktober 2025

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90 Meter unter der ErdeGipsmine in Walferdingen könnte einstürzen und den Weg in ein hochmodernes Labor versperren

90 Meter unter der Erde / Gipsmine in Walferdingen könnte einstürzen und den Weg in ein hochmodernes Labor versperren
Der Eingang zur Mine und zum Labor ist seit Jahren einsturzgefährdet Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Unter der Erde des „Sonnebierg“ in Walferdingen liegt ein Labor, das einst von Forschern aus der ganzen Welt besucht wurde. Heute ist der Eingang einsturzgefährdet. Die Gemeinde möchte das Labor sichern, doch Eigentümer ist der Staat.

Tief in der alten Gipsmine von Walferdingen liegt ein unterirdisches Forschungslabor. Bis heute ist es weltweit von Bedeutung, da die Messungen dort zum Verständnis der Erdgezeiten beigetragen haben. Lange Zeit war das „Walferdange Underground Laboratory for Geodynamics“ (WULG) im Bereich der geodynamischen und seismologischen Forschung federführend, heute ist der Eingang zur Mine einsturzgefährdet.

Bereits die Römer wussten von den Gipsvorkommen in Walferdingen. Die industrielle Nutzung begann jedoch erst 1906, als die Familie Irthum die Gipslagerstätten in der Ortschaft Helmsingen erwarb. Das unterirdische Galeriensystem erlangte eine Länge von 16 Kilometern. Im Jahr 1989 wurde die Mine an den Staat verkauft. In den Gipsstollen 90 Meter unter der Erde herrschen das ganze Jahr über gleichbleibende Bedingungen: eine Temperatur von 13 Grad, minimale Feuchtigkeit und kaum Störungen von außen. Es sind die perfekten Voraussetzungen für Gravimetrie, also die Vermessung des Schwerefelds der Erde. Aus der ganzen Welt kamen Forscher, um hier ihre Geräte zu kalibrieren und miteinander zu vergleichen.

François Sauber, Bürgermeister von Walferdingen
François Sauber, Bürgermeister von Walferdingen Foto: Editpress/Alain Rischard

Warten auf die Wartung

„Früher konnte man die Mine auf Anfrage besuchen, das ist heute nicht mehr möglich“, erzählt der Bürgermeister von Walferdingen, François Sauber (CSV), im Gespräch mit dem Tageblatt. Im März 2019 stellte der Abgeordnete Guy Arendt (DP) eine parlamentarische Frage über den Zustand des Eingangs und die dafür notwendigen Arbeiten. Aus der gemeinsamen Antwort der damaligen Kulturministerin Sam Tanson („déi gréng“) und des damaligen Ministers für öffentliche Arbeiten François Bausch („déi gréng“) ging hervor, dass bereits 2014 ein Angebot für die Instandsetzungsarbeiten vorlag. Zusätzlich forderte die „Inspection du travail et des mines“ (ITM) die Einrichtung eines zweiten Notausgangs.

„Wir wollen die Minen nicht verkommen lassen und bestehen darauf, dass der Eingang befestigt wird“, betont Sauber. Laut Koalitionsabkommen von CSV und „déi gréng“ wollen sich die Gemeindeverantwortlichen dafür einsetzen, dass die Gipsminen für Besichtigungen geöffnet und weiterhin als geophysisches Labor genutzt werden können. Der Bürgermeister präzisiert gegenüber dem Tageblatt: „Ich meine damit nicht die Besichtigung durch Touristen. Vielmehr sollten Studierende die Möglichkeit haben, das Labor zu sehen.“ Der Haken: Die Gipsminen sind Eigentum des Staates und werden vom Naturmuseum verwaltet. Dieses untersteht wiederum dem Kulturministerium.

In den vergangenen Jahren gab es Sauber zufolge mehrere Treffen zwischen Vertretern des Kulturministeriums, des Naturmuseums, der Universität Luxemburg und der Gemeinde Walferdingen, um sich über den Zustand und die Zukunft der Gipsmine auszutauschen. Das Kulturministerium wollte im August auf Nachfrage des Tageblatt keine Stellung beziehen und verwies stattdessen auf das Naturmuseum. Laut Museumsdirektor Patrick Michaely liegt der Ball derzeit bei der „Administration des bâtiments publics“ und es ist unklar, wie, wann und zu welchen Kosten die Wartungsarbeiten beginnen. 

Die befestigten Stollen im Innern der Gipsmine von Walferdingen
Die befestigten Stollen im Innern der Gipsmine von Walferdingen Foto: MNHNL