22. Oktober 2025 - 18.06 Uhr
Tour de France 2026Streckenvorstellung am Donnerstag in Paris: Auftakt mit Sorgen, Finale mit Feuerwerk

Viel Vorfreude auf das Alpe-d’Huez-Comeback, Furcht vor erneutem Radsport-Chaos in Barcelona: Die Tour de France 2026 könnte ein Rennen zwischen den Extremen werden. Bei der Streckenpräsentation am Donnerstag in Paris wird ein kunterbunter Kletterparcours enthüllt, auf dem Tadej Pogacar seinen historischen fünften Sieg feiern will. Allerdings muss die Tour dabei erst mal den Grand Départ heil überstehen.
„Wir sind anfällig, das wissen wir“, sagte Tour-Chef Christian Prudhomme über den Auftakt der 113. Frankreich-Rundfahrt ab dem 5. Juli in Katalonien: „Schon in den 1920ern haben Räuber die Tour-Fahrer angegriffen.“ Wie anfällig eine große Rundfahrt sein kann, hat der wohl mächtigste Mann im Radsport zuletzt selbst erlebt.
Im September war die ebenfalls von Prudhommes A.S.O. veranstaltete Vuelta in Spanien im Chaos versunken. Propalästinensische Aktivisten hatten wiederholt ins Rennen eingegriffen, ehe bei der Schlussetappe in Madrid Demonstranten-Mengen den Abbruch herbeiführten – und die Blaupause schafften, wie man eine Freiluftveranstaltung beenden kann.
„Völlig neues Phänomen“
„Wir erleben ein völlig neues Phänomen“, sagt Prudhomme. Fast neu: Bei der Tour 2025 stürmte in Toulouse bereits ein Solo-Aktivist auf die Strecke. Eine Verlegung des Spanien-Auftakts ist offiziell kein Thema. Prudhomme verweist auf rund 28.000 Polizisten, die Frankreichs Sportheiligtum jährlich absichern. Dass die Lage in Nahost aber bis kommenden Sommer komplett deeskaliert, sodass Aktivisten keinen Anlass für Eskalation sehen: fraglich; auch wenn das besonders adressierte Team Israel-Premier Tech seine Verbindungen zum Staat Israel lösen will.
Ohne Nebenschauspiel böte Barcelona eine maritime Traumkulisse für den nächsten außer-französischen Grand Départ. Nach 2022 (Kopenhagen), 2023 (Bilbao) und 2024 (Florenz) kehrte der Tour-Auftakt 2025 (Lille) heim, nun geht es wieder auf Europa-Tour: Auf Barcelona folgt Edinburgh (2027), danach sind Luxemburg und Prag (2028), Slowenien (2029) und Dresden (2030) Kandidaten.
In Barcelona hat es schon Etappe eins in sich: ein Teamzeitfahren mit Bergauf-Finish auf dem Montjuic. Anders als gewohnt wird jeder Profi einer Mannschaft für sich gewertet, nicht die Zeit nach dem vierten Fahrer. Gut möglich, dass beispielsweise eine etwaige Red-Bull-Doppelspitze mit Remco Evenepoel und dem Vorjahresdritten Florian Lipowitz gegen- statt miteinander agiert. Auch die zweite (Hügel-)Etappe (Tarragona-Barcelona) steht fest.
Wieder über den Montmartre
Wie die Schleife bis zum Ziel in Paris – schlechte Nachricht für die Sprinter: es geht wohl wieder über den Montmartre – aussieht, ist ein traditionell schlecht gehütetes Geheimnis: Aus Spanien führt die Strecke in die Pyrenäen, von dort ins Zentralmassiv, wohl mit Gipfelankunft in Le Lioran, wo 2024 Jonas Vingegaard siegte, dann in die Vogesen mit dem Markstein, wo 2023 Pogacar gewann.
Das Finale dürfte spektakulär werden: wohl erst ein Zeitfahren am Genfer See, dann die entscheidende Alpen-Etappe nach Alpe d’Huez (zuletzt 2022 dabei), wo laut der Tageszeitung Dauphiné der mythische Anstieg wie schon bei der 100. Tour 2013 doppelt gefahren werden könnte – die größtmögliche Bühne, auf der Pogacar zum Rekordquartett Anquetil, Merckx, Hinault und Indurain aufschießen könnte.
„Ich will jetzt erst mal pausieren“, sagte Pogacar zuletzt, „und nicht zu viel auf 2026 schauen.“ Nach Paris wird der Titelverteidiger am Donnerstag aber sicherlich blicken.
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