22. Oktober 2025 - 7.08 Uhr
Akt.: 22. Oktober 2025 - 17.22 Uhr
KommentarNix mit Rock’n’Roll: Wenn Nationalismus mit Drum-Solo und Motorrad einmarschiert

Japan hat zum ersten Mal eine Frau auf dem Ministerpräsidentenposten. Und sie ist stramm rechts, wird selbst innerhalb der nationalistisch-konservativen Regierungspartei LDP als Hardlinerin betrachtet und hat den jahrzehntelangen Koalitionspartner Komeito abgeschreckt. Margaret Thatcher ist das Vorbild von Sanae Takaichi, Shinzo Abe war wie ein Mentor.
Bereits im Vorfeld ihrer Ernennung hatte die neue Premierministerin Japans Schlagzeilen geschrieben – auch in westlichen Medien. Haupt-Breaking-News: Zum ersten Mal handelt es sich um eine Frau. Und: Sie war in ihrer Jugend Bikerin und spielte mal Schlagzeug in einer Heavy-Metal-Band. Das Problem hierbei: In gefühlt jedem Artikel werden diese Aspekte besonders hervorgehoben, so, als sei Nippons neue „Iron Lady“ eine Art Rebellin gegen das Establishment, ein „biker chick“ (sic!) oder der nette Metal-Fan von nebenan.
Doch dieses Framing und der stärkere Fokus auf Anekdoten aus der Jugend als auf politische Positionierungen sind gefährlich: Fotos mit Vintage-Motorrädern und Drumsets wirken auf den ersten Blick menschlich, strahlen womöglich Volksnähe und „sex, drugs and rock’n’roll“ aus. Doch die Zeichen deuten eher darauf hin, dass der Wind kräftig in Richtung „austerity, bloodlines and iron fists“ wehen wird. Denn bereits in ihren vorherigen Ämtern hat die LDP-Vorsitzende gezeigt, dass sie unter anderem von Gleichheit, Feminismus, LGBT+-Rechten und Migration wenig hält. Die 64-Jährige hat außerdem japanische Kriegsverbrechen relativiert und steht auch außenpolitisch für einen deutlichen Rechtsruck.
Was im Westen weniger bekannt ist: In Japan gibt es viele Frauen in der Metal-Musik, von denen etliche Schlagzeug spielen, und auch Bikerinnen. Gut möglich, dass manche von ihnen ein politisches Amt bekleiden und eventuell auch rechts sind (das Thema rechtsextreme Metal-Musiker sollte an dieser Stelle nicht näher behandelt werden, würde aber genügend Material bieten).
In dem Sinne: Trotz der weiblichen Spitze nichts Neues und mit Frauen wie Sanae Takaichi ist ohnehin nur Headbangen für Nation und Patriarchat angesagt.
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Wieso sollte man davon ausgehen, dass Frau Takichi nicht "stramm rechts" ist? Etwa weil sie eine Frau ist, weil sie mal Schlagzeugerin in einer Metal-Band war oder etwa weil sie Motorrad gefahren ist? Nun, es gibt etliche Frauen, die stramm rechts sind (oder darüber hinaus, denken wir an AfD und RN), genauso wie es rechtsextreme Metal-Musiker (Burzum usw) gibt; und noch lange nicht alle Biker sind freundlich gesinnte "Gentleman Biker" (etlichen Persönlichkeiten z.B. innerhalb der Bandidos sind Rechtsextreme). Sind da etwa wieder Stereotypen am Werk?