Dienstag21. Oktober 2025

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KommentarEin Moderater Wahlsieger – Christdemokrat Paz wird Boliviens Präsident

Kommentar / Ein Moderater Wahlsieger – Christdemokrat Paz wird Boliviens Präsident
Rodrigo Paz Pereira, hier im August in El Alto, wird neuer Präsident Boliviens. Er gewann am Sonntag die Stichwahl gegen Jorge „Tuto“ Quiroga mit etwa 55 Prozent der Stimmen Foto: Juan Karita/AP/dpa

In Bolivien geht eine fast zwei Jahrzehnte lange Ära linker Regierungen zu Ende. Doch nicht etwa Rechtsaußen Jorge „Tuto“ Quiroga von dem Wahlbündnis Libertad y Democracia, der in den Umfragen vorne lag, hat die Stichwahl um das Präsidentenamt gewonnen, sondern der moderate Christdemokrat Rodrigo Paz Pereira. Letzterer schlug versöhnliche Töne an. Der 58-jährige Sohn des früheren Präsidenten Jaime Paz Zamora (1989-1993) lud zudem seinen 65-jährigen Kontrahenten und andere Parteien ein, „ein gemeinsames Team“ zu bilden. Quiroga, bereits von August 2001 bis August 2002 Präsident, gratulierte ihm zum Sieg und widerlegte damit die Erwartungen einiger seiner Anhänger, die gehofft hatten, er würde das Wahlergebnis anfechten. Von Revanchegelüsten war bei ihm jedoch nichts zu spüren.

Allgemein verlief der Urnengang am Sonntag überwiegend friedlich. Außerdem lagen Paz und Quiroga inhaltlich nicht weit auseinander. Von einer politischen Polarisierung, wie manche im Vorfeld der Wahlen erwartet hatten, war kaum etwas zu spüren. Vielmehr wollte die Mehrheit der Wähler einen Schlussstrich unter die linke Vorherrschaft ziehen, die in den vergangenen Jahren vom Machtkampf zwischen Ex-Präsident Evo Morales – dem ersten indigenen Staatsoberhaupt des Landes (2006-2019) war eine erneute Kandidatur verboten worden – und dem scheidenden, nicht wieder angetretenen Staatschef Luis Arce geprägt war, beide vom Movimento al Socialismo (MAS).

Wahlsieger Paz scheint etliche enttäuschte frühere MAS-Wähler überzeugt zu haben. Zwar war der in Spanien geborene Politik- und Wirtschaftswissenschaftler als Bürgermeister in der Stadt Tarija nicht sonderlich beliebt. Doch ihm wird am ehesten zugetraut, das Land aus der Wirtschaftskrise – 25 Prozent Inflation, Treibstoff-, Devisen- sowie Medikamentenknappheit – zu holen. Die Krise wird vor allem dem MAS angekreidet. Paz’ Devise „Kapitalismus für alle“, also nicht nur für die Eliten, hat gezogen. Versöhnliche Töne überwogen. Selbst Amtsinhaber Arce erklärte Paz seine Unterstützung bei der Übergabe der Regierungsgeschäfte. Der neue Präsident kündigte eine auf Konsens basierende Regierung, institutionelle Reformen und eine Öffnung der Wirtschaft an, ebenso eine vorsichtige Annäherung an die USA.