20. Oktober 2025 - 21.54 Uhr
USASojabauern spüren die Folgen von Trumps Handelskrieg

Die Sojabauern in den USA bekommen die Auswirkungen des von Präsident Donald Trump vom Zaun gebrochenen Handelskonflikt zu spüren. Die Sojapreise „sind wegen des Handelskriegs im Keller“, sagt Hutchison, dessen Familie auf 3.400 Hektar Sojabohnen, Mais und andere Feldfrüchte anbaut.
Im Jahr 2024 kauften chinesische Importeure mehr als die Hälfte der 24,5 Milliarden Dollar an US-Sojaexporten. Doch im bisherigen Jahresverlauf sind die Lieferungen in die Volksrepublik um 50 Prozent zurückgegangen und die Bestellungen für die Herbsternte sind ausgeblieben. Aktuell liegt der Marktpreis 40 Prozent unter dem Niveau von vor drei Jahren.
Trump hatte zu Beginn seiner Präsidentschaft hohe Zölle auf Einfuhren aus China erhoben, worauf Peking mit eigenen Aufschlägen reagierte. Der Zollsatz für US-Sojabohnen liegt derzeit bei 20 Prozent. Im Vergleich zur Konkurrenz aus Südamerika macht dies die US-Produkte nach Angaben der American Soybean Association (ASA) „unerschwinglich teurer“.
Viele Landwirte wählten Trump
Zu Unterstützung der Landwirte versprach Trump, Zolleinnahmen heranzuziehen. Das Vorhaben hat sich bislang aber nicht konkretisiert. Ohnehin würde dies nur kurzfristig helfen, bemerkt Hutchison. „Wir sind langfristig in der Landwirtschaft tätig“, wichtiger sei die Sicherung eines zuverlässigen Handelspartners. Mit harter Kritik an Trump hält sich der 54-jährige Sojabauer dennoch zurück: „Ich bin froh, dass er an uns denkt.“
Dieses Jahr wird ein sehr, sehr schwieriges Jahr werden. 40 Prozent unserer Produktion wird bestenfalls zum Selbstkostenpreis verkauft.“
Trump war auch mit den Stimmen vieler Landwirte ein zweites Mal ins Weiße Haus eingezogen. Den handelspolitischen Kurs begrüßte auch Hutchison grundsätzlich: „Ich war nicht dagegen, dass er es versucht, denn ich denke, wir brauchen bessere Handelsabkommen“, sagt er. „Doch ich hatte gehofft, dass das Problem früher gelöst werden würde.“
Aktuell scheint eine Zolleinigung mit China in weiter Ferne: Als Reaktion auf stärkere chinesische Exportkontrollen für Seltene Erden drohte Trump vergangene Woche mit 100 Prozent Zöllen. „Diese jüngsten Entwicklungen sind zutiefst enttäuschend“, sagt ASA-Präsident Caleb Ragland. „Und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Sojabohnenbauern mit einer immer größer werdenden Finanzkrise konfrontiert sind.“
Die Zeit werde langsam knapp, sagt David Burrier, Landwirt aus Union Bridge in Maryland. Das Zeitfenster für Sojaexporte nach China reiche im Normalfall von Oktober bis Januar. „Dieses Jahr wird ein sehr, sehr schwieriges Jahr werden“, sagt er. „40 Prozent unserer Produktion wird bestenfalls zum Selbstkostenpreis verkauft.“
Ersatzteile sind wegen Zöllen teurer geworden
Nach Angaben der ASA sind die Sojabauern im Mittleren Westen noch deutlich stärker betroffen. Die dortige Landwirtschaft ist auf den Export nach China von den Häfen an der Westküste aus spezialisiert. Sollten dort die Lagerkapazitäten zur Neige gehen, wären die Schäden immens.
Scott Gerlt, Chefvolkswirt der ASA, hält die Situation derzeit für gefährlicher als 2018, als die US-Landwirte ebenfalls im Zollkrieg zwischen Washington und Peking zwischen die Fronten geraten waren. Von 2018 bis 2019 verursachten Vergeltungszölle Exportverluste in der US-Landwirtschaft in Höhe von über 27 Milliarden Dollar. Die Regierung stellte 23 Milliarden Dollar bereit, um betroffenen Landwirten zu helfen.
Dieses Mal sei der finanzielle Druck jedoch größer, sagt Gerlt. Denn die Ernteerträge seien niedriger und die Kosten für alles, von Düngemitteln bis hin zu Geräten, zugleich deutlich gestiegen. „Die Beschaffung von Ersatzteilen zur Reparatur von Mähdreschern, Sämaschinen und allem anderen ist wegen der Zölle teurer geworden“, bestätigt Farmer Hutchison.
Auf die Frage, ob die wirtschaftlichen Probleme etwas an seiner Unterstützung für Trump geändert haben, zögert der Landwirt. „Es bringt mich ein bisschen mehr zum Nachdenken“, sagt er dann. (AFP)
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