Zu nachtschlafender Zeit wurden Lokalchef Cédric Feyereisen und meine Wenigkeit am Dienstagmorgen von Corinne und Laurent Cox ins Weingut einbestellt: „Kommt mol eng Kéier schmaachen!“ Für uns beide ein kleiner Ritterschlag, dass wir die Ersten sein durften, die einen Monat nach der Lese ein erstes Urteil abgeben sollten.


Mich hat es zum Auftakt des Rendez-vous dann erst einmal aus den Socken gehauen. Meine Begeisterung auf das zu Erwartende war derart groß, dass ich mich, wohl aufgrund unpassenden Schuhwerks, beim Betreten der Kelterhalle erst einmal den langen Weg hingelegt und Sternchen gesehen habe. Zu probieren gab es allerdings nicht nur eine Probe, sondern gleich deren drei. 1.500 Liter Most haben wir in einen klassischen Edelstahltank gefüllt, 225 Liter in ein Barriquefass – frei nach dem Motto: Wenn schon experimentieren, dann aber auch richtig – und letzten Endes 70 Liter in ein Dolium, ein antikes Tongefäß, wie es die Römer bereits im Gebrauch hatten.

Erster Eindruck: besser als erwartet

Laurent rückte an mit Gläsern und Schlauch und unsere erste Degustation galt dem Most aus dem Barrique. Der geneigte Leser und der Weinkenner haben hier sicherlich schon Fragezeichen vor Augen: Rivaner aus dem Holzfass? Na ja, wir haben uns was getraut, mit Riesling oder Chardonnay funktioniert das ja schließlich auch. Ein erster kleiner Schluck umspielte Gaumen und Zunge. Mit Letzterer wollten wir schon schnalzen. Das Ganze ist von der Farbe her natürlich noch milchig-trüb, hat noch eine leicht vernehmbare Süße, zudem ist auch noch keine Hefe zugesetzt worden. Dieser Charge wird im Übrigen eine im Domaine Kox eigens gezüchtete Hefe zugesetzt.
Das hat sich schon gut entwickelt
„Das hat sich schon gut entwickelt,“ bestätigt Laurent unseren ersten Eindruck. „Das hätte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht erwartet.“ Unser weiterer Weg führt uns in die imposante Halle mit den Edelstahltanks. Hier schlummert der Großteil unseres Ertrages. Die Nase erkennt hier schon die für Rivaner bekannten Merkmale und Charakterzüge: grüner Apfel, Birne, Anklänge von Zitrusfrüchten, aber: auf der Zunge anders als bei der Probe aus dem Barrique. „Er hat keinerlei Fehler, wie wir in der Fachsprache sagen“, erklärte Laurent. „Aber ihm fehlt noch etwas. Leichte Bitternote, aber auch hier wurde ja noch nicht geschwefelt und er verfügt noch über ausreichend Tannine.“ Zur Charakteristik bemerkte Laurent zudem noch, dass er den Rivanern aus der Weinbaugemeinde Ahn sehr ähnelt.
Jetzt gilt es also, Augen und Nase offen zu halten und den idealen Zeitpunkt für die Schwefelung abzuwarten, die dem Wein dann auch Oxidationsschutz bietet. Der aktuelle Restzuckergehalt liegt bei zehn Gramm.
Assemblage aus Holz und Stahl: perfekt!

Blieb noch die römische Variante. Die schmeckte schon deutlich süßer als Fass und Tank, hat 20 Gramm Restzucker und bewegt sich aktuell bei ca. 7 Prozent Alkohol. „Könnte man fast so lassen und als Aperitifwein servieren“, bemerkte Cédric. Was werden oder sollen wir denn nun favorisieren? „Ich hätte da ein ,perfect match‘“, hören wir von Laurent. „Den Inhalt aus dem Barrique in den Tank, dann wäre er schon nahezu komplett und perfekt.“ Cédric und ich schauten uns an: Wir möchten aber schon gerne ein paar Flaschen aus dem Holzfass. Hier besteht also noch Diskussionsbedarf, dann werden die nächsten Wochen auch nicht langweilig. Zu klären wäre da auch noch, welche Flaschenfarbe nehmen wir, Korken oder Drehverschluss, Flaschenausstattung? Die Damen und Herren aus der Kreativabteilung der Redaktion scharren schon ungeduldig mit den Hufen, um ein ansprechendes Flaschenetikett zu entwerfen.
Damit wir aber nicht ganz so betrübt von dannen ziehen, offeriert Laurent uns dann noch eine Assemblage von den Mosten aus dem Barrique und dem Stahltank. In der Tat: das kommt dem Ganzen, so wie wir es uns vorgestellt hatten, schon sehr nahe. Okay, wir sprechen darüber. Abfüllen werden wir wohl kurz vor Ostern, verbunden mit der Hoffnung, einen unkomplizierten und trinkbaren Wein präsentieren zu können.

De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können