Die israelische Marine hat im Mittelmeer mehrere Schiffe einer privaten Flotte mit Hilfslieferungen für den Gazastreifen gestoppt. „Die Global Sumud Flotilla wurde von israelischen Seestreitkräften angehalten“, teilte die Trägerorganisation in ihrem Telegram-Kanal mit. Einige Schiffe seien sicher gestoppt und ihre Passagiere in einen israelischen Hafen gebracht worden, teilte das israelische Außenministerium auf „X“ mit.

Die humanitäre Bewegung „March to Gaza Luxembourg“ schrieb am Mittwochabend in einer Pressemitteilung, dass die israelischen Besatzungstruppen an dem Abend „mit den illegalen Verhaftungen“ begonnen hätten. „Es wurde bestätigt, dass etwa 20 Boote gekidnappt wurden“, heißt es dann am Donnerstagmorgen in einem weiteren Schreiben. Auch die verbleibende Luxemburger Aktivistin Nora Rosa Fellens Huberty scheint betroffen zu sein: „Nach mehr als drei Stunden ohne Kontakt zum Boot Mia Mia, nachdem zuvor ein Boot der Besatzungsmacht gemeldet worden war, wird nun davon ausgegangen, dass Nora entführt wurde“, meldet die Bewegung am Donnerstag kurz vor 10.00 Uhr.
Über Informationen zu möglichen Verletzten oder gar Toten verfüge die Bewegung zu diesem Zeitpunkt nicht. „Es ist offensichtlich, dass Israel seine Verpflichtung, keine Gewalt anzuwenden, wenn die Teilnehmer nicht gewalttätig sind, nicht eingehalten hat. Eine Entführung ist an sich schon eine gewalttätige Handlung, die das Völkerrecht völlig missachtet“, verurteilt „March to Gaza Luxembourg“ in ihrem Schreiben.
Wie ein Sprecher der Bewegung dem Tageblatt mitteilt, erwartet die Bewegung eine Verurteilung der israelischen Maßnahmen durch das Luxemburger Außenministerium. Sie ruft zu spontanen Versammlungen vor dem Außenministerium auf – am Donnerstag um 12.30 Uhr und 18.30 Uhr –, um die Regierung aufzufordern, sich klar für die Einhaltung des Völkerrechts auszusprechen.
Reaktion vom Außenministerium
Eine Reaktion vonseiten der Luxemburger Behörden ließ nicht lange auf sich warten: Luxemburg sei „zutiefst besorgt“ über die Vorkommnisse vor der israelischen Küste, wie in einer Pressemitteilung des Außenministeriums am Donnerstagvormittag hervorgeht.
„Luxemburg fordert die israelischen Behörden nachdrücklich auf, die Sicherheit aller Teilnehmer zu gewährleisten, das Recht auf konsularischen Schutz zu achten und von jeglicher Gewaltanwendung gegenüber den Teilnehmern abzusehen“, heißt es weiter.
Das Außenministerium stehe diesbezüglich in engem Kontakt mit seinen europäischen Partnern, einschließlich der belgischen Behörden in Bezug auf konsularische Angelegenheiten.
Vorzeitiger Abbruch
Der zweite Luxemburger Aktivist Abdessmad Taqui musste seine Reise am 25. September abbrechen, da das Schiff „Mawal“ einen Mastbruch erlitt, der sich nicht rechtzeitig beheben ließ, um die restliche Flotte einholen zu können. Er trat noch an dem Abend die Rückreise nach Luxemburg mit Luxair an, heißt es in einer Mitteilung von „March to Gaza Luxembourg“ vom 29. September.
Gesund und munter?
Inzwischen hat auch Israel zu den „vermutlichen Entführungen“ kommuniziert. Das israelische Außenministerium schreibt in einem Beitrag auf „X“: „Die Passagiere der Hamas-Sumud-Yachten sind sicher und friedlich auf dem Weg nach Israel, wo ihre Abschiebungsverfahren nach Europa beginnen werden. Die Passagiere sind in Sicherheit und bei guter Gesundheit.“ Der Beitrag wird mit Fotos unterlegt.
Unter den mehreren Hundert Teilnehmern an Bord von mehr als 40 Motor- und Segelbooten war auch die schwedische Aktivistin Greta Thunberg. „Greta und ihre Freunde sind in Sicherheit und gesund“, hieß es in der Mitteilung des Außenamts weiter. Das französische Außenministerium rief die israelischen Behörden auf, die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten und das Recht auf konsularischen Schutz zu garantieren.
„Wir fahren weiterhin durch das Mittelmeer, um die Belagerung des Gazastreifens zu durchbrechen“, sagte ein Sprecher der Organisation.
Hamas-Sumud passengers on their yachts are making their way safely and peacefully to Israel, where their deportation procedures to Europe will begin. The passengers are safe and in good health. pic.twitter.com/pzzitP5jN8
— Israel Foreign Ministry (@IsraelMFA) October 2, 2025
Already several vessels of the Hamas-Sumud flotilla have been safely stopped and their passengers are being transferred to an Israeli port.
Greta and her friends are safe and healthy. pic.twitter.com/PA1ezier9s— Israel Foreign Ministry (@IsraelMFA) October 1, 2025
Türkische Regierung verurteilt Militäreinsatz gegen Flotte
Zuvor hatten Aktivisten auf Instagram geschrieben, dass Soldaten die ersten Schiffe geentert hätten. Ein Schiff sei gerammt worden, teilte die Global Sumud Flotilla mit. Weitere Boote seien mit Wasserwerfern beschossen worden. Dabei sei allerdings niemand verletzt worden.
Die türkische Regierung verurteilte den israelischen Militäreinsatz scharf. „Der Angriff der israelischen Streitkräfte in internationalen Gewässern gegen die Global Sumud Flotilla, die humanitäre Hilfe zu den Menschen im Gazastreifen bringen wollte, stellt einen Akt des Terrors dar, der gegen das Völkerrecht verstößt und das Leben unschuldiger Zivilisten in Gefahr bringt“, hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums.
Israel: Flotte will „nicht helfen, sondern provozieren“
Die propalästinensische Flottille hatte sich bis zum Zeitpunkt des Stopps nach eigenen Angaben auf 70 bis 80 Seemeilen (rund 130 bis 150 Kilometer) dem Gazastreifen genähert. Sie war Ende August von Barcelona aus in See gestochen. Ihre Teilnehmer wollten nach eigener Darstellung Hilfslieferungen für die Bevölkerung des von Israel und Ägypten seit Jahren abgeriegelten Gazastreifens an Land bringen. Außerdem wollten sie damit gegen Israels militärisches Vorgehen in dem Küstenstreifen protestieren.
Das israelische Außenministerium teilte auf „X“ mit, die israelische Kriegsmarine habe die Flottille aufgefordert, ihren Kurs zu ändern. Ihre Hilfslieferungen könnten sie in Häfen außerhalb des Gazastreifens an Land bringen, sie würden in das palästinensische Küstengebiet weitertransportiert. Die Besatzungen seien informiert worden, dass sie sich einer aktiven Kampfzone näherten.
„Die Flottille hat (das Angebot) abgelehnt, weil sie nicht an Hilfeleistung interessiert ist, sondern an Provokation“, hieß es in der Stellungnahme des Außenministeriums weiter. Live übertragene Bilder von Kameras an Bord einiger Boote zeigten Aktivisten in Schwimmwesten, die offenbar auf ein Entern ihrer Boote durch israelische Marinesoldaten warteten.
The sole purpose of the Hamas-Sumud flotilla is provocation. Israel, Italy, Greece, and the Latin Patriarchate of Jerusalem have all offered and continue to offer the flotilla a way to peacefully deliver any aid they might have to Gaza. The flotilla refused because they are not… pic.twitter.com/pLQj1FLIPA
— Israel Foreign Ministry (@IsraelMFA) October 1, 2025
Flotte: Besatzer ist „kein legitimer Akteur“ für Hilfeleistung
Der Sprecher der Flotte, Thiago Ávila, begründete die Ablehnung des Angebots, die Hilfslieferungen über Israel ausliefern zu lassen, damit, dass die humanitäre Hilfe nicht der Besatzungsmacht im Gazastreifen überlassen werden dürfe. Die Palästinenser im Gazastreifen hätten das Recht, ihre eigenen Grenzen zu kontrollieren. „Deshalb erkennen wir euch nicht als legitimen Akteur an, um humanitäre Hilfe zum palästinensischen Volk im Gazastreifen zu bringen“, teilte er an Israel gerichtet über X mit. Die Seeblockade, die Israel vor dem Küstengebiet aufrechterhält, bezeichnete er als völkerrechtswidrig.
De Maart
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