Donnerstag27. November 2025

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Gesperrter RadwegProVelo blockt Autoverkehr, um in Gruppen über die „Rout Bréck“ zu fahren 

Gesperrter Radweg / ProVelo blockt Autoverkehr, um in Gruppen über die „Rout Bréck“ zu fahren 
Verkehrsaktion am frühen Morgen: Ein Fahrradfahrer hält kurz die Autos an, damit die anderen über eine Fahrspur der „Rout Bréck“ fahren können Fotos: Editpress/Sandra Schmit/Julien Garroy

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Eng ist es aktuell auf einer Seite der „Rout Bréck“ in Luxemburg-Stadt: Denn dort müssen sich Menschen, die zu Fuß und mit dem Rad unterwegs sind, momentan einen einzigen und sehr engen Gehweg teilen. Dagegen setzte ProVelo am Mittwoch ein Zeichen – und half den Radfahrerinnen und Radfahrern, auf die andere Seite zu gelangen.

„Meine Kollegin wurde hier verletzt, als ein Fahrradpedal ihr Bein streifte, da es auf der Brücke so eng ist“, erzählt eine Radfahrerin am Mittwochmorgen. Die Frau steht an der „Rout Bréck“ und sammelt sich mit anderen, bevor sie gemeinsam losfahren. Mehrere Gruppen überqueren so an diesem nebeligen Oktobermorgen immer wieder nacheinander den „Pont Grande-Duchesse Charlotte“. Dafür wird der Autoverkehr mehrmals kurz angehalten, damit die Radfahrerinnen und Radfahrer auf die Fahrbahn gelangen. „Wir begleiten die Leute auf die andere Seite, sodass wir als Gruppe zusammen sicher sind“, erklärt die Präsidentin von ProVelo, Monique Goldschmit.

Die gemeinnützige Vereinigung hat zu der Aktion aufgerufen, da sie nicht mit der neuen Verkehrsorganisation auf der Brücke einverstanden ist. Der Weg, den sich die sanfte Mobilität stadtauswärts auf der rechten Seite gewöhnlich teilt, ist derzeit nämlich stark beengt. Menschen, die mit dem Rad unterwegs sind, müssen vor dem Überqueren der Brücke absteigen und schieben. Bereits am Montagmorgen monierte ProVelo in einer Pressemitteilung die chaotische und unzumutbare Situation vor Ort. 

Das nicht etwa, weil den Radfahrerinnen und Radfahrer das Absteigen zu unbequem ist, sondern weil nicht ausreichend Platz ist: Zwei geschobene Drahtesel kommen kaum aneinander vorbei, wie der Besuch am Mittwochmorgen zeigt. Immer wieder drohen sich Pedale entgegenkommender Fahrräder zu verhaken und man muss aufpassen, um nicht über die Füße von Absperrungen zu stolpern. Diese wurden eingerichtet, um für den Thronwechsel benötigte Scheinwerfer zu schützen. Die Konsequenz: Der sanften Mobilität bleibt nur noch etwa die Hälfte des Gehweges – der auf der anderen Straßenseite ist komplett gesperrt. 

Bessere Lösung gefordert

„Das ist inakzeptabel und lamentabel. Hier wurde einfach vergessen, wie viele Menschen sich über die Brücke fortbewegen, und jetzt kreuzen sich Fußgänger und Radfahrer auf dem engen Weg. Das funktioniert nicht“, erklärt Eric Schanck und erwähnt die Stolperfallen in Form von Absperrgittern. Der 34-Jährige fährt diese Strecke in seinem Alltag normalerweise nicht, ist allerdings gekommen, um ein Zeichen zu setzen. Denn, so sagt der Radfahrer, der bereits einmal von einem Auto angefahren wurde: „Ich bin genervt davon, dass der Platz immer für das Auto reserviert ist.“ 

Auch Monique Goldschmidt verweist auf den schmalen Weg und eine Situation, über die die Leute nicht glücklich seien. „Man kann nicht normal über die Brücke gehen und muss immer wieder warten. Es ist ein Stop-and-Go“, so Goldschmit. Wenn die Vereinspräsidentin in den vergangenen Tagen die Frage gehört hat, warum sich Radfahrerinnen und Radfahrer so schwer mit dem Absteigen tun, kann sie dem nur entgegen: „Warum tut man sich mit der Sperrung einer Spur so schwer?“ 

Zur Beruhigung der Situation hatte ProVelo nämlich vorgeschlagen, eine von vier für den motorisierten Verkehr vorgesehenen Spuren sperren zu lassen und stattdessen für Menschen auf dem Rad zu reservieren. Die hauptstädtische Bürgermeisterin Lydie Polfer und Verkehrsschöffe Patrick Goldschmidt (beide DP) lehnten das am Montag allerdings ab: Bei einer Sitzung des Gemeinderats ließen beide durchblicken, dass sie außerdem ein kurzfristiges Herabsenken des Tempolimits von 50 auf 30 km/h – wie das Mobilitätsministerium es erwog und inzwischen umgesetzt hat – nicht für die beste Lösung halten.

Neues Tempolimit

Das sah das Mobilitätsministerium anders, denn seit Dienstag stehen vor der Brücke recht unauffällige Tempo-30-Schilder. Errichtet haben dürfte diese die Gemeinde. Denn die Stadt Luxemburg ist für die Beschilderung zuständig – auch wenn die Brücke dem Staat gehört. In der Einladung zur geplanten Aktion schrieb ProVelo am Dienstag von einer „inakzeptablen“ Situation und wies darauf hin, dass das neue Tempolimit nicht eingehalten werde.

Am Mittwoch zeigt sich tatsächlich: Sobald es keinen Stau gibt, fahren die Autos schnell über die Brücke. Eine Radfahrerin zögert beim Einfädeln in den fließenden Verkehr, steigt dann ab und wählt lieber den engen Gehweg. Ein anderer Radfahrer kritisiert das hohe Tempo der Autos. „Ich bin mir nicht sicher, ob das klappen wird“, sagt Geoffroy Hermanns über das provisorische Tempolimit. Er ist den engen Weg an diesem Tag bereits zweimal gegangen, um sein Kind zur Schule zu bringen. Ihn regt die Situation nicht allzu sehr auf und so meint er gelassen: „Es ist ja nicht für lange, nächste Woche ist alles wieder vorbei.“ 

Monique Goldschmits Urteil über das neue Tempolimit fällt deutlich kritischer aus: „Nur Schilder aufstellen bringt nichts.“ Die Präsidentin von ProVelo bedauert, dass die Gemeinde vom Ministerium keine Sperrung der Spur verlangt hat. Das Mobilitätsministerium hat ihr zufolge indes zugesichert, „dass eine solche Situation nicht mehr vorkommen wird“. ProVelo begleitet an dem Tag weiter Gruppen von Radfahrerinnen und Radfahrern bei ihrer Fahrt über die Brücke. Laut der Präsidentin der gemeinnützigen Vereinigung ist eine Weiterführung der Aktion in den kommenden Tagen aber nicht geplant. Sie sagt: „Mehr können wir nicht tun.“

Was man zur Situation auf der „Rout Bréck“ wissen muss

Schon vor einigen Wochen wurde bekannt, dass die „Rout Bréck“ bei den Feierlichkeiten zum Thronwechsel eine Rolle spielen wird. Dafür wurden kürzlich an den Seiten der Brücke Leuchten installiert. Ein Gehweg ist mittlerweile gesperrt, der verbleibende durch Scheinwerfer und Absperrungen enger. Wer mit Auto, Motorrad oder Ähnlichem über die rote Brücke fährt, muss seit Dienstag ein Tempolimit von 30 km/h einhalten, statt der gewohnten 50 km/h. Außerdem gilt es besonders wachsam zu sein, da dort vermehrt Menschen auf dem Rad unterwegs sind. Noch bis Samstag ist die Brücke täglich von 22.00 bis 5.00 Uhr gesperrt, am Samstag ab 13.00 Uhr komplett – auch für Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Bis 17.50 Uhr gelangt man nur noch mit der Tram über die Brücke, dann fährt bis 23.00 Uhr auch die Straßenbahn nicht mehr. In diesem Zeitraum werden die Haltestellen zwischen „Universitéit“ und „Stäreplaz – Etoile“ nicht angefahren. Die teilweise Wiedereröffnung der Brücke ist laut der Stadt Luxemburg erst für sonntags um 18.00 Uhr geplant. Nach Abschluss der Arbeiten soll diese ab Montag, 5.00 Uhr, wieder ganz geöffnet sein. Mehr Informationen zu Fahrplänen und Co. gibt es auf vdl.luluxtram.lu und mobiliteit.lu. Details zum Programm: trounwiessel.lu

Mehr zu diesem Thema:
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Wegen Thronwechsel: ProVelo stört Schiebe-Pflicht auf der „Rouder Bréck“ – Verkehrsschöffe: „Es gibt nicht nur Radfahrer“

Weber Ernsest
6. Oktober 2025 - 14.32

Oh nee, hätten eis Hobby-Schlecks sech eenmol missen un eng Reegelung haalen, do muss natierlech POTESTEIERT ginn, kann dach net sinn dass en Vélo sech muss un Gesetzer oder den Code de la Route haalen, wou kommen mir dann hin!

Dunord Hagar
2. Oktober 2025 - 23.40

"Die gemeinnützige Vereinigung.... "
Lol, trööt... egal waat... ech lachen mir eng Boss.
Gemein ass sie vlächt, awer nützlich net!

JeVi
2. Oktober 2025 - 12.03

Wenn ich das richtig sehe, gibt es immer noch 2 Spuren rauf und runter für die Autos. Wenn dem so ist, warum wurde nicht eine Spur für die Radfahrer vorgesehen. Ist ja nicht für ewig. Aber es ist ja nicht das erste (und sicherlich auch nicht das letzte) Mal wo hier wie bei den Schildbürgern verfahren wird. Hier kann ich die Radfahrer gut verstehen, auch wenn so einige davon, vorhandene und gut ausgelegte und beschilderte Radwege nicht nutzen (z.B. Passerelle oder "aal Bréck").
Apropos Herabsetzen der Geschwindigkeit von 50 auf 30 kmh: da muss ich doch sehr lachen. Schon an die 50 kmh hat sich fast niemand gehalten, es sei denn es war eh mehr oder weniger Stau und jetzt sollen die nur mehr 30 kmh fahren???

Mantoine-jacquet Carlo
1. Oktober 2025 - 19.55

Lamentabel wéi déi sech behuelen. Parallelen zu den sougenannten "Klimakleber" schéinen ze sin. Droolesch dad all déi, déi eng zéitlang à la Une an den Medien waren, elo esou extrem sin.

Jean-Marie GROBER
1. Oktober 2025 - 18.39

Si mer elo vun alle gudde Geeschter verlooss? Das grenzt jetzt aber an geistige Armut!

JJ
1. Oktober 2025 - 18.33

Schade dass dieses Spektakel nicht bei Schnee und Eis stattfindet. Dann wären die Probiker auch mit dem Auto unterwegs. Heuchelei nennt man das wohl.

Jemp
1. Oktober 2025 - 15.50

Ech färten, dene ProVelo geet et geschwenn wéi et ville vun dene gang ass, déi sech géint de Klima op d'Strooss gepecht hunn. Déi hu sech och gewonnert a ware ganz erstaunt wéi se vun bis zur Wäissglut provozéierten Autofuerer e puer fatzeger op d'Sabbel kruten.

Muller Christian
1. Oktober 2025 - 14.24

Ëmdenken an der Lëtzebuerger Poltik a Bevëlkerung si nach a wäiter Zukunft.

Et fueren all Dag vill Leit mam Vëlo op d'Schaff, mä duerch feelend Infrastruktur gerode se ëmmer erëm mat Foussgänger an aneren Verkéiersdeelhueler a Konfliktsituatiounen.

An Holland hu se an de 70er och misse kämpfen, fir als Deel vun der Mobilitéit eechtgeholl ze ginn. Wéi et schéngt geet och bei eis net anescht.

K Arthur
1. Oktober 2025 - 12.45

dat geht guer net sorry . Wat mengen Sie ween se wieren . kann jo net sinn . fir sie get et keen Cote de la route awer deck Backen machen . null dat do

Bossuyt Stijn
1. Oktober 2025 - 12.10

Trotz der Worte von Schöffe Goldschmitt ist klar, wo die Prioritäten der Stadt liegen. Alle Mobilitätsexperten sind sich einig, dass es keine Sowohl-als-auch-Lösung gibt. Man kann nicht gleichzeitig einen reibungslosen Autoverkehr, einen effizienten öffentlichen Nahverkehr und eine gute Infrastruktur für schwächere Verkehrsteilnehmer haben. Die Rote Brücke zeigt, dass Entscheidungen notwendig sind. Es ist offensichtlich, wofür sich der Stadtrat entschieden hat – und das ist nicht zugunsten der schwächeren Verkehrsteilnehmer, denn auch Fußgänger leiden unter der aktuellen Situation. Hätte man nur für eine Woche eine Fahrspur für Autos gesperrt, wären die Probleme gelöst gewesen und die Auswirkungen auf den Autoverkehr wären überschaubar geblieben. Die unsinnige Lösung mit Tempo 30 hat niemand eingehalten, als ich selbst über die Brücke musste. Es ist der Unwille des Stadtrats – und so gewinnt das Auto wieder einmal im Großherzogtum.

Bossuyt Stijn
1. Oktober 2025 - 11.25

Trotz der Worte von Schöffe Goldschmitt ist klar, wo die Prioritäten der Stadt liegen. Alle Mobilitätsexperten sind sich einig, dass es keine Sowohl-als-auch-Lösung gibt. Man kann nicht gleichzeitig einen reibungslosen Autoverkehr, einen effizienten öffentlichen Nahverkehr und eine gute Infrastruktur für schwächere Verkehrsteilnehmer haben. Die Rote Brücke zeigt, dass Entscheidungen notwendig sind. Es ist offensichtlich, wofür sich der Stadtrat entschieden hat – und das ist nicht zugunsten der schwächeren Verkehrsteilnehmer, denn auch Fußgänger leiden unter der aktuellen Situation. Hätte man nur für eine Woche eine Fahrspur für Autos gesperrt, wären die Probleme gelöst gewesen und die Auswirkungen auf den Autoverkehr wären überschaubar geblieben. Die unsinnige Lösung mit Tempo 30 hat niemand eingehalten, als ich selbst über die Brücke musste. Es ist der Unwille des Stadtrats – und so gewinnt der König Auto wieder einmal im Großherzogtum.