Sonntag21. Dezember 2025

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Galerie GoArtMartine Feipel und Jean Bechameil stellen preisgekrönte Skulptur in Esch aus

Galerie GoArt / Martine Feipel und Jean Bechameil stellen preisgekrönte Skulptur in Esch aus
Die ausgezeichnete Skulptur von Martine Feipel und Jean Bechameil Foto: Henri Goergen

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Im September erhielten Martine Feipel und Jean Bechameil den „Prix de la sculpture“, jetzt stellen sie in der Galerie GoArt in Esch aus. Was das Publikum erwartet.

Der 2025 vergebene „Prix de la sculpture Schlassgoart“ unter der Schirmherrschaft von ArcelorMittal, CAL und Gemeinde Esch/Alzette wird noch bis zum 11. Oktober in der Escher Galerie GoART im „Pavillon du centenaire“ im Rahmen der Expo „Eaux troubles“ zusammen mit weiteren Arbeiten des Künstlerduos Martine Feipel & Jean Bechameil ausgestellt. Die beiden Künstler haben sich mit freundlicher Genehmigung ihrer Hausgalerie Zidoun et Boussuyt für eine bunt gemischte Schau entschieden.

Vor fast genau zehn Jahren hat die in Luxemburg-Grund gelegene Galerie Zidoun et Bossuyt mit der Expo „Moonlight Solitude“ samt monumentaler Installation „Glocke über schwarzen Seen“ spezielle Möglichkeiten in ihren neuen Räumlichkeiten ausgelotet. Mit der Schau „Eaux troubles“ legen Martine Feipel und Jean Bechameil einmal mehr Zeugnis ihrer Experimentierfreudigkeit ab. Obwohl unterschiedlicher Ausbildung und a priori anderer Berufserfahrung, hat das Duo zueinander gefunden und als Vertretung Luxemburgs bei der 54. Kunstbiennale von Venedig im Jahr 2011 ihre Kunstkarriere definitiv besiegelt. Unzählige Ausstellungen, zahlreiche Auszeichnungen und Präsenz in öffentlichen Sammlungen sind eine Visitenkarte, die wohl jede Tür im Kunstbereich öffnet, so auch die zum „Prix de la sculpture Schlassgoart 2025“. Die Jury hatte mit rund 20 Beteiligungen von anerkannten heimischen Bildhauern die Qual der Wahl, doch die Entscheidung fiel auf das Fuß-Modell des Duos Feipel & Bechameil.

Ein Fuß als vielseitiges Symbol

Die beiden Künstler sagen zu ihrem Werk: „Nous avons choisi présenter une oeuvre qui évoque l’homme et son rapport direct avec la terre. La sculpture figure un pied entrelacé et entremêlé de végétaux et d’insectes.“ Der Fuß symbolisiert diese unsere Menschheit auf Erden. Es ist auch ein Hinweis auf seine Bedeutung in der Bildhauerei der Antike. In der Tat, ein französischer Philosoph auf den Spuren unserer Werte ließ sich kürzlich noch in Rom neben dem Marmor-Fuß einer ehemaligen Mega-Statue fotografieren, wohl auch in der Absicht, die Bedeutung von Gottheit für die Menschen auf Erden zu illustrieren.

Details

„Eaux troubles“ in der Galerie GoART, Pavillon du centenaire, Esch/Alzette, mehr Infos auf galerie-goart.lu

Die Jury-Präsidentin Amélie Simier, Leiterin des Rodin-Museums, führt aus: „Le duo d’artistes nous a proposé une sculpture puissante, qui questionne la place de l’humain dans l’Anthropocène et qui fait écho aux préoccupations de notre temps. (…) un pied signe de la présence de l’homme au monde depuis l’Antiquité; et des algues qui l’entourent et le traversent, suggérant une hybridation harmonieuse dans laquelle l’humain et le végétal sauraient habiter ensemble.“

In der Expo befinden sich sowohl eine Zeichnung als auch ein Modell und die preisgekrönte Skulptur, ein Werk, das aus Aluminium gegossen wurde und eine beträchtliche Dimension hat. In der übrigen Schau trumpft das Künstlerpaar auch mit von ihm ungewohnten Statements auf, etwa in Form von neun Stoffbahnen, auf denen Sprüche wie „Engagez vous“, „Plutôt la vie“ oder „Ni robot, ni esclave“ zu lesen sind. Auf einem Banner aus dem Jahr 2019 bekennt man „Révolution je t’aime“, wobei natürlich die hier gepriesene Revolution interpretationsfähig ist.

Stoffbahnen mit Message

Unweit dieser stofflichen und textuellen Installation steht die Statue „Mechanics of the absent revolution“, eine kopflose Figur, so wie anderswo die Statue Lenins geköpft worden ist. Sie wurde 2017 gefertigt, ergo hundert Jahre nach besagter Oktober-Revolution 1917. Damit ist es dann auch mit spannenden Botschaften getan. Mit „Zeitgeist“, einer Sprach/Ton-Tüte aus Messing (2019), wird eine Referenz an die Musik erwiesen, derweil Wandreliefs diverser Prägung und thematischer Ausrichtung die Künstler-Sicht auf Bereiche wie übernatürliche und ganz naturverbundene Aspekte ausschweifen lassen. Mit einem in einem fast plastischen, aber flachen Bildraum operierenden Motor erzeugt man gar Bewegung im Bild. Das Werk bleibt „ohne Titel“. Nicht so eine Wandplastik aus Keramik mit der Bezeichnung „Inséparable“ und ein kleinerer Fuß aus Aluminium mit dem Titel „Entangled“, beides Arbeiten, die käuflich nur via Galerie Zidoun & Bossuyt zu erwerben sind.

Stellen in der Galerie GoArt aus: Martine Feipel (l.) und Jean Bechameil (r.)
Stellen in der Galerie GoArt aus: Martine Feipel (l.) und Jean Bechameil (r.)  Foto: Henri Goergen

Bunte Keramik-Objekte

Die Palette der ausgestellten Werke wird abgerundet von einer Handvoll aufgestellter Bildnissn von Vögeln, Insekten oder menschlichen Fragmenten, abstrakten Figuren unter dem Sammelbegriff „Traversée de nuit“ sowie anderen Wandbildern und einer Fülle an Klein-Objekten aus Keramik. Diese präsentieren sich entweder als Standfigur oder Wandelemente, sind in der Regel bunt und farbig, glänzend und stellen recht unterschiedliche, teils komplexe Motive dar. Die sogenannten „Shelters“ sind direkt vor Ort zu kaufen.

Die Ausstellung rund um die preisgekrönte Skulptur von Feipel & Bechameil läuft unter dem eher fremdartig klingenden Titel „Eaux troubles“, so als ob das Duo auch schon mal im „Trüben“ gefischt habe. Kürzlich noch mit einer Börse für eine Residenz bedient, derzeit in einer Kollektivausstellung in Luxemburg präsent und bald bei einem Soloauftritt in Frankreich aktiv, kündigen beide Künstler für 2025 und 2026 jeweils eine Expo in der Galerie Zidoun & Bossuyt, eine Residenz in Versailles, eine In-situ-Arbeit in der Abtei Fontevraud an und für 2027 stehen bereits drei weitere Interventionen an. Das Team ist also ausgelastet, muss sich aber, will es in Zukunft Bestand haben, immer wieder neu erfinden.