Die Proteste werden lauter, eine UN-Expertengruppe macht Druck – nun steuert die UEFA offenbar auf ein weitreichendes Votum zu: Israel droht der Ausschluss aus dem internationalen Fußball und damit womöglich auch das Ende aller WM-Träume. Wie die britische Times am Donnerstag berichtete, könnte die Europäische Fußball-Union (UEFA) „voraussichtlich“ schon in der kommenden Woche über eine Suspendierung abstimmen. Und: Eine „große Mehrheit“ der Mitglieder des Exekutivkomitees sei demnach für einen Ausschluss.
In dieser Woche soll die UEFA dem Medienbericht zufolge „ernsthafte Gespräche“ auf höchster Ebene über Israels Vorgehen im Gazastreifen und mögliche Reaktionen geführt haben. Der Druck auf die Entscheider bei den mächtigen Fußballverbänden war zuletzt gestiegen. Der europäische Dachverband steht vor einer Entscheidung, die Auswirkungen auf die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko, aber auch auf die Teilnahme israelischer Klubs am Europacup haben dürfte. Maccabi Tel Aviv ist beispielsweise in der Europa League vertreten.
Ein Ausschluss durch das Entscheidungsgremium der UEFA würde zugleich den Druck auf die FIFA erhöhen. Der palästinensische Verband hat sich beim Weltverband bereits mehrmals in den vergangenen Jahren für einen Ausschluss Israels starkgemacht, zuletzt beim Kongress im Vorjahr. Eine Kommission des Weltverbandes beschäftigt sich mit der Thematik, bislang allerdings ohne Ergebnis.
Die FIFA befindet sich in einer schwierigen Lage, nicht zuletzt aufgrund der engen Verbindung ihres Chefs Gianni Infantino zu Donald Trump. Zudem ist Infantino auf die Unterstützung des US-Präsidenten angewiesen, um einen möglichst reibungslosen Ablauf der WM zu garantieren.
Die US-Regierung arbeitet nach eigenen Angaben jedenfalls aktiv gegen einen möglichen Ausschluss. „Wir werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, alle Versuche, die israelische Fußballnationalmannschaft von der Weltmeisterschaft auszuschließen, vollständig zu unterbinden“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums bei Sky News.
Sollte die UEFA Israel suspendieren, bliebe dem Land keine Chance mehr, sich für die WM zu qualifizieren. In der Qualifikationsgruppe I liegt Israels Nationalteam nach fünf Spielen mit neun Punkten auf Rang drei. Der Gruppensieger qualifiziert sich auf direktem Weg, der Zweite erreicht die Play-offs. Für das Internationale Olympische Komitee (IOC) sind Sanktionen aktuell kein Thema.
Zu Beginn der Woche hatte eine Gruppe von Experten der Vereinten Nationen eine entsprechende Forderung an den Weltverband FIFA und die UEFA gerichtet. Der Sport dürfe nicht den Eindruck erwecken, „dass alles seinen gewohnten Gang geht“, hieß es darin. Die Stellungnahme der Experten, die vom UN-Menschenrechtsrat eingesetzt wurden, aber nicht im Namen der UN sprechen, erfolgte nach dem Bericht einer von der UN eingesetzten unabhängigen Untersuchungskommission, wonach „in Gaza ein Völkermord stattfindet“ und Israel dafür verantwortlich sei. Israel weist die Vorwürfe zurück. (SID)
De Maart
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