Sonntag9. November 2025

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RadsportDer Star ist das Team: Wie es die FSCL-Espoirs geschafft haben, Luxemburg zu begeistern

Radsport / Der Star ist das Team: Wie es die FSCL-Espoirs geschafft haben, Luxemburg zu begeistern
Mil Morang (links) freute sich mit Mathieu Kockelmann (rechts) über dessen Etappensieg in Mamer Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Die luxemburgische Radsport-Nationalmannschaft hat bei der Tour de Luxembourg (2.Pro) für Begeisterung gesorgt. Am Ende standen für das ausschließlich mit Espoirs besetzte Team ein Etappensieg, das Bergtrikot und ein 16. Platz in der Gesamtwertung auf dem Konto. Eine Analyse. 

Als die luxemburgische Nationalmannschaft am Freitagmorgen zur Teampräsentation der 3. Etappe auf die Bühne gerufen wurde, wurde es laut. Nur einen Tag nach Mathieu Kockelmanns Etappensieg in Mamer wurde die FSCL-Auswahl dort lauter bejubelt als die Stars der Szene: Mit Amstel-Gold-Race-Sieger Matias Skjelmose (Lidl-Trek), Olympiasieger Richard Carapaz (EF Education-EasyPost) oder Montreal-Gewinner Brandon McNulty (UAE) waren doch große Namen dabei. Durch die jüngsten Erfolge des Teams, darunter auch Kockelmanns Etappensieg bei der Tour de l’Avenir, ist ein regelrechter Hype um die Luxemburger Espoirs entstanden.

Spätestens mit dem Start in Mertert war klar: Diese Mannschaft begeistert das Land. Schon auf den ersten beiden Etappen überzeugten die jungen Luxemburger und hielten gegen die ganz großen WorldTour-Teams wie UAE, Decathlon Ag2r La Mondiale oder EF Education-EasyPost stand. Während die Stars sich in ihren luxuriösen Teambussen vorbereiteten, warteten die Luxemburger in ihrem kleinen Camper auf den Start der Etappen. Doch selbst im Schatten der mächtigen WorldTour-Busse ließen sich die Luxemburger nicht einschüchtern.

Besonderer Teamgeist

Respekt ja, Angst nein: Mit dieser Haltung eroberten die Espoirs die Herzen der Fans. Mats Berns und Mil Morang schafften es bereits auf Etappe 1 in die Fluchtgruppe, Morang wiederholte das Kunststück am nächsten Tag und sammelte genug Punkte für das Bergtrikot. Und als Krönung gewann Kockelmann die zweite Etappe. Arno Wallenborn überzeugte als 16. in der Gesamtwertung. Noé Ury und Alexandre Kess stellten sich dabei voll in den Dienst des Teams.

Bemerkenswert war, dass Kockelmann selbst im Moment seines größten Erfolges den Teamgedanken in den Vordergrund stellte: „Es geht jetzt darum, Arno (Wallenborn) auf der Königsetappe zu unterstützen und zu schauen, dass Mil (Morang) sein Bergtrikot behält“, sagte er nach seinem Etappensieg. Genau dieser Spirit macht das Team aus: In Luxemburg fuhren nicht sechs Einzelkämpfer, sondern sechs Freunde. „Für mich war es ungewohnt, dass die Mannschaft einmal für mich gefahren ist“, sagte Morang nach der letzten Etappe. „Mathieu (Kockelmann) meinte, er wolle mir etwas von der Tour de l’Avenir zurückgeben. Bei uns ist es eigentlich egal, wer für wen fährt – jeder gibt alles für jeden.“

Drucker Architekt des Erfolgs

Die Bilanz spricht für sich: Etappensieg, Bergtrikot und Gesamtrang 16 durch Arno Wallenborn. Für Nationaltrainer Jempy Drucker kam das nicht überraschend: „Ich habe den Jungs das zugetraut. In Mamer hatten wir uns einen Etappensieg vorgenommen – wir wussten, dass es möglich war. Dafür musste alles perfekt laufen, und es lief perfekt. Ich ziehe den Hut vor ihnen. Sie haben die Leistung von der Tour de l’Avenir bestätigt – diesmal im Profi-Peloton.“

Drucker gilt als Architekt des Erfolgs. „Er hat so viel Erfahrung und erklärt uns alles – wir müssen nur machen, was er sagt“, meinte Alexandre Kess über den Coach. „Er bringt uns enorm viel.“ Das Vertrauen in den Trainer ist riesig, auch wenn er selbst stets bescheiden bleibt: „Ich sage ihnen, was sie tun sollen, aber umsetzen müssen sie es. Ich kann keine Fahrer zaubern – die Jungs bringen die nötige Qualität mit.“ Doch die Espoirs haben von Drucker nicht nur taktisch und sportlich profitiert – auch der respektvolle Umgang mit Fans, Betreuern und Presse gehört zu seiner Schule. Und auch deswegen verschafften sie sich große Anerkennung in Luxemburg. 

Letztes Highlight EM

Dass sportliches Talent vorhanden ist, haben die Luxemburger Espoirs schon in den vergangenen Jahren bei internationalen Nations-Cup-Rennen gezeigt. Doch die Tour de Luxembourg war ein großes Ausrufezeichen. Und der nächste Höhepunkt wartet schon: die Europameisterschaften in der Drôme-Ardèche. „Wir müssen jetzt erst einmal die Tour verarbeiten und gesund bleiben“, sagt Drucker. „Die letzte Etappe hat viele Körner gekostet, alle sind nass geworden. Danach konzentrieren wir uns auf die EM. Ich denke, dass Arno (Wallenborn) und Alex (Kess) im Straßenrennen Chancen haben – und auch Mathieu (Kockelmann) im Zeitfahren.“ Ein bisschen Wehmut wird bei der EM mitfahren. Sowhohl Kess als auch Ury und Wallenborn sind Jahrgang 2003 und werden ab der kommenden Saison nicht mehr bei den Espoirs starten dürfen. Auch Kockelmann, der nächstes Jahr ins Profi-Team von Lotto aufgenommen wird, darf dann bei EM und WM nicht mehr bei den U23 starten. 

Das Erfolgsrezept der FSCL-Nationalmannschaft ist klar: Teamgeist, Mut, ein erfahrener Trainer – und die nötige Qualität. Ab dem 1. Oktober wollen die Luxemburger das bei der EM erneut unter Beweis stellen.