Es ist zweifellos der bisherige Karriere-Höhepunkt: Am Sonntagnachmittag stand Morang auf dem Podium der Luxemburg-Rundfahrt, um sich das Grüne Trikot als Sieger der Bergwertung überstreifen zu lassen. Schon auf den ersten beiden Etappen hatte er durch mutige Attacken in Ausreißergruppen genügend Punkte gesammelt, um das Trikot tragen zu dürfen. Dass er es bis zum Ende der Tour verteidigen würde, war jedoch keineswegs selbstverständlich. „Ich habe nicht mehr dran geglaubt“, gibt Morang offen zu. „Ich habe meine Beine am Anfang der Etappe schon so sehr gespürt und den ganzen Tag gelitten. Ich wusste zwischendurch nicht, wie ich das schaffen soll.“
Vor der Schlussetappe war die Ausgangslage denkbar spannend: Morang führte mit 22 Punkten, dicht gefolgt vom Dänen Malte Hellerup (ColoQuick) mit 21. Vier Bergsprints standen noch auf dem Programm, 20 Punkte also in Reichweite. Gleich der erste Sprint an der Côte de Nommern nach zehn Kilometern erwies sich als entscheidend. „Es war unser Ziel, diese Punkte zu holen“, erzählt Morang. „Ich habe aber zu Mathieu (Kockelmann) gesagt, dass er sie holen soll, wenn er kann.“ Tatsächlich gewann Kockelmann die Wertung, während Hellerup den Tag über defensiv blieb. „Ich habe mich nur auf den Fahrer von ColoQuick konzentriert. Wir hatten heute einfach das Quäntchen Glück und ich bin extrem froh darüber.“
Eine starke Mannschaftsleistung
Morang fühlte sich am letzten Tag alles andere als frisch. „Ich dachte eigentlich, dass ich mich nach dem Zeitfahren von Samstag besser fühle“, sagte der Radsportler vom deutschen Kontinental-Team Lotto Kern-Haus PSD Bank. Die Belastung der Vortage hatte jedoch Spuren hinterlassen. „Ich hatte extrem schwere Beine. Aber dank der Unterstützung der Teamkollegen haben wir es geschafft, das Trikot zu sichern. Mathieu (Kockelmann) ist in den Anstiegen zu mir gekommen und mir gesagt, ich soll mitfahren. Aber ich hatte die Beine einfach nicht. Ich habe jetzt das Trikot und der Rest ist mir egal.“
Die FSCL-Espoirs hinterließen insgesamt einen enormen Eindruck. „Es war eine unfassbare Tour de Luxembourg für uns. Das hier soll mal eine Espoirs-Mannschaft bei einem Profi-Rennen nachmachen. Wir haben ganz Luxemburg gezeigt, dass wir eine Top-Mannschaft sind. Wir müssen schauen, dass wir in die Wertung zur Mannschaft des Jahres reinkommen.“
Morang selbst hat sich dabei zu einer Art „Capitaine de route“ entwickelt. „Ja, ich denke, meine Stärken sind es, Rennen zu lesen und schlau zu fahren. Das kam mir hier entgegen. Ich denke, so ein Trikot nimmt man nicht einfach so. Für mich war es heute ungewöhnlich, weil das Team auch für mich gefahren ist. Mathieu (Kockelmann) hat mir gesagt, dass er mir heute das von der Tour de l’Avenir zurückgeben würde, da bin ich für ihn gefahren. Bei uns in der Mannschaft ist aber eigentlich egal, wer für wen fährt. Bei uns gibt jeder alles für jeden.“
Am Ende der Rundfahrt darf Morang sein Trikot voller Stolz mitnehmen – ein Andenken für die Ewigkeit. „Das wird sicher eingerahmt“, schmunzelt der Espoir.
De Maart
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