Mögen Sie die maßlos anschwellende Plastikflut? Sind Sie ein begeisterter Plastikfetischist? Dann wurden Sie auf der soeben verflossenen Schueberfouer verwöhnt. „Einen Verkaufsschlager dieses Jahr gab es auch: Enten aus Plastik. ,Kinder wie Erwachsene mögen die verkleideten Figürchen‘, stellt Bas Schagen, Inhaber des Verkaufsstandes ,The Grand Duck‘, fest. Besonders am letzten Wochenende hätten die Kunststofftiere für Furore gesorgt“ (Luxemburger Wort, 7.9.25).
Irgendwie ist diese rasende Plastikbegeisterung sonderbar. Man darf längst kein Buch mehr in eine hauchdünne Plastikfolie einschweißen, doch auf der Schueberfouer werden dem Volk anstandslos tausende plumpe Plastikgadgets unterjubelt. Da schaut offenbar keiner mehr genau hin und keiner regt sich auf. „Wie beliebt die kleinen Genossen sind, erzählt uns auch eine Schaustellerin. In ihrer Kirmesbude können die Kinder dem Vergnügen des ,Entenfischens‘ nachgehen. Die synthetischen Schwimmvögel scheinen allerdings noch populärer zu sein, als es ihr Recht ist: ,Wenn ich nicht aufpassen würde, dann wäre schon die Hälfte der Enten geklaut worden. Am Abend ist es besonders schlimm‘“ (Luxemburger Wort).
Genau an diesem Punkt trat die katholische Kirche auf den Plan. Sie ist immer schnell zur Stelle, wenn es gilt, einen neuen Trend zu vereinnahmen. Da kann man nur ehrerbietig staunen: Auf der Schueberfouer hat tatsächlich ein Pfarrer Plastikenten gesegnet. Das klingt wie ein Sommerlochscherz, ist aber heiliger Ernst. Der Gottesmann trägt sogar ganz offiziell den Titel „Fouerpaschtouer“ (dass es diese klerikale Spezies gibt, erfuhren wir mit Verwunderung). Jedenfalls wandelte der segensfreudige Geistliche über dem Rummelplatz und ließ munter seinen Weihwassersprenger kreisen. Für so viel Volksnähe, pardon, Plastikentennähe muss man die katholische Kirche ausdrücklich loben. Der Schaustellerin mit dem Entenfischen-Angebot gewährte der Gottesdiener gar eine besondere Gnade: Die Plastikenten segnete er artgerecht mit dem Wasser aus ihrem Schwimmkanal. Also mit möglicherweise bakteriell großzügig angereichertem Spezialweihwasser.
Segnen, segnen, segnen!
Das ist ein wahrhaft kühner Einstieg ins verpönte Plastikuniversum. Die Kirche hat den Zeitgeist erkannt. Sie segnet alle, die sich der unhaltbaren Plastikverunglimpfung widersetzen. Und die niedlichen Plastikwesen segnet sie gleich mit. Wahrscheinlich kommen die „synthetischen Schwimmvögel“ aus China und sind herkunftsbedingt mit dem Makel des Unglaubens und der Gottlosigkeit behaftet. Sind „die kleinen Genossen“, wie die Wort-Reporterin ahnungsvoll schreibt, im Ansatz gar nicht so harmlos? Da darf der Gottesmann nicht lange zögern: Segnen, segnen, segnen! Der kommunistische Teufel muss stante pede ausgetrieben werden. Und danach schließt die Kirche die lieben Plastikheidenenten ins Herz.
Nicht nur auf der Schueberfouer zeigen Gottes Stellvertreter eine überbordende Empathie für Animalisches. Unter dem Titel „Déiere-Seenung“ teilt das Pfarramt Mamerdall soeben mit: „Bei Geleeënheet vum Fest vum hl. Franz vun Assisi, de Patréiner vun den Déieren, seene mir all är Hausdéieren: Hond a Kaz, Fësch an Deckelsmouk, Maus an Hamster, Mierschwéngchen a Kanéngchen, Hong a Gäns, Papagei a Perruche, Gecko a Schlaang asw … Och Äert Päerd oder den Iesel dierft dir matbréngen, si mussen awer virun der Kierch waarden!“ Dann folgt eine Liebeserklärung an tierische Kunstfiguren, die zugleich ein Versuch ist, Kinder für Kirchenzwecke zu ködern: „D’Kanner dierfen och hiert léifsten Plüsch-Déier matbréngen!“ Die gesegneten Plastikenten der Schueberfouer lassen grüßen.
Immerhin läuft der Beschluss, die großkalibrigen Biester draußen vor dem Kirchtor ausharren zu lassen und nur die kleinen Formate ins Innere zu bitten, auf eine revolutionäre Umgestaltung der katholischen Prioritäten hinaus. Früher scharten sich nämlich die hohen Tiere – die Reichen und Mächtigen – um den Tabernakel, und die kleinen Fische standen draußen im Regen. Heute heißt es: Je kleiner, umso willkommener. Je plastikhaltiger, umso segenswürdiger. Ist das die neue kirchliche Sozialgerechtigkeit? Wir bekreuzigen uns voller Dankbarkeit. Die unverhoffte katholische Aufmüpfigkeit wärmt uns das Herz.
Benedicamus plasticum

Voller Demut möchten wir den Herren Geistlichen einen bescheidenen Vorschlag unterbreiten: Wenn schon von „léifsten Plüsch-Déieren“ die Rede ist, sollten die allerliebsten Labubus nicht übersehen werden. Diese zotteligen Plastikungeheuer erobern zurzeit die Welt und machen alle Kinder verrückt (natürlich auch alle Erwachsenen, die Kinder geblieben sind und bleiben werden). Auch hier müssten die segnenden Exorzisten an die Front und mit einem Weihwassersturzbach nachhelfen. Sind die Labubus nicht ein weiterer Versuch der glaubensfeindlichen kommunistischen Führung in Peking, den Westen mit invasivem Plastikschrott zu überschwemmen? Die Kirche hätte es in der Hand, diesen infamen Trick zu unterlaufen. Segnen, segnen, segnen! Danach wären die Labubus reingewaschen und von allen diabolischen Viren befreit. Stellen wir uns ein bewegendes Labubu-Hochamt am Sonntag vor. Endlich kommt wieder Leben in die Gotteshäuser. Die Kirchenbänke überfüllt mit Labubus, und im Schlepptau ihre kindlichen Besitzer: Da freut sich der olle Gottvater, der ja als Schöpfer verantwortlich ist für das ganze weltweite Plastikdebakel. Da denkt er: So schlimm kann meine Schöpfung nicht sein, wenn sie gesegnete Labubus hervorbringt. Plastik hin oder her: Was zählt, ist die Präsenz der Kirche, vor allem dann, wenn ihr die Schäfchen in Scharen davonlaufen. Da kommen die gottesfürchtigen Labubus gerade recht. Sie sind pflegeleicht, lassen sich alles gefallen, rebellieren nicht und werden laufend massenweise nachgeliefert. Die plastifizierte Kirche setzt an zum artifiziellen Höhenflug. Benedicamus plasticum. In Ewigkeit Amen.
De Maart
Gottes Segen soll auch für die Banco del Vaticano, die Banco Ambrosiano und alle ihre Herrschaftssitze nicht fehlen.
@ JJ : E Fësch ze seenen ass natierlech ganz sënnvoll.
Am beschten ganz weit ewech vun der Küst, am oppene Mier. An ech mengen net dass deen un eng plastiks Gäns geduet huet........... an och net un eng matt Plaumen !!!!!
Warte jetzt bis Oktober, the grand duc in Plastik. Bitte, habe schon reichlich gespart, Caritas ist ja raus.
Herrlich Herr Rewenig.
" „Déiere-Seenung“ teilt das Pfarramt Mamerdall soeben mit: „Bei Geleeënheet vum Fest vum hl. Franz vun Assisi, de Patréiner vun den Déieren, seene mir all är Hausdéieren: Hond a Kaz, Fësch an Deckelsmouk, Maus an Hamster, Mierschwéngchen a Kanéngchen, Hong a Gäns, Papagei a Perruche, Gecko a Schlaang asw …" Wie sagte einst ein ehrlicher aber unvorsichtiger Kleintierzüchter vor laufender RTL-Kamera. "Haaptsach eng Gäns". Aber er meinte echte Gänse,nicht solche aus Plastik.
Aus welchen Land wohl die tausende Plastik-Entchen kommen die bei dem unsäglichen "Duck-Race" im Petrusdall zu Wasser gelassen werden?
Aber denken wir daran.Auch die Wissenschaft hat von diesen niedlichen Tierchen profitiert. Durch einen gesunkenen Container mit dem tausende von diesen Biestern in den Pazifik entlassen wurden konnte man Rückschlüsse über die Meereströmungen machen. Also: Plastic rules the world. Vor allem Mikroplastik.
Die mit Heiligem Ernst ab 1933 betriebene Segnung der hitlerischen Panzer, Bomben, Pillen und Fixierungsgurte durch das pleromatisch-göttliche Bodenpersonal des unfehlbaren luxemburgisch-päpstlichen Bistums hat wohl bei der Entensegnung Pate gestanden. MfG, Robert Hottua