Donnerstag6. November 2025

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RadsportKockelmann in den Geschichtsbüchern:  Luxemburger gewinnt zweite Etappe 

Radsport / Kockelmann in den Geschichtsbüchern:  Luxemburger gewinnt zweite Etappe 
Mathieu Kockelmann jubelte am Donnerstag in Mamer über den Etappensieg Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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„Der schönste Tag meiner Karriere“: Mathieu Kockelmann hat am Donnerstag die 2. Etappe der Tour de Luxembourg in Mamer im Trikot der Nationalmannschaft gewonnen. Für den 21-Jährigen ist es der erste Profisieg seiner Laufbahn. Doch um diesen Erfolg zu erzielen, musste der Junioren-Europameister im Zeitfahren zuvor eine schwierige Phase durchstehen.

Es waren emotionale Momente, die sich kurz nach der Zielankunft in Mamer ereigneten. Sowohl seine Mutter Isabelle als auch seine Schwester Elisa waren den Tränen nahe. Sie gehörten zu den ersten Gratulanten des strahlenden Siegers. „Mir fehlen die Worte“, sagte Kockelmann selbst. „Für mich ist das der schönste Tag in meiner Karriere.“

Im Sprint von Mamer zeigte Kockelmann eine beeindruckende Leistung. Früh hatte das Team Decathlon AG2R La Mondiale den Sprint lanciert, doch der 21-Jährige blieb ruhig. „Ich wusste, dass ich die Beine habe. Ich wusste auch, dass hier nicht viele Sprinter sind. Außerdem liegt mir diese Zielgerade. Ich bin also ruhig geblieben und habe meinen Sprint dann durchgezogen.“ Durch seinen Sieg löst er Nationaltrainer Jempy Drucker ab, der als Letzter auf heimischem Terrain gewinnen konnte. 2017 jubelte er in Bascharage.

Erschwert wurde Kockelmanns Mission, weil sein Anfahrer Mil Morang nicht im Sprint dabei war. Morang hatte sich in die Ausreißergruppe abgesetzt und das Trikot des besten Bergfahrers gesichert. „Nachdem er aus der Ausreißergruppe zurückgekommen war, hat er gesagt, dass er sich nicht top fühle. Er hat mir gesagt, dass wenn ich bei der Tour de l’Avenir gewinnen kann, auch hier was machen kann.“ Allein die Tatsache, dass Kockelmann die Etappe gewinnt und Morang ins Bergtrikot fährt, zeigt, wie stark die FSCL-Espoirs sind. 

Schwere Zeit nach dem EM-Titel

Schon vor dem Start scherzte Kockelmann mit seinem Freund Morang. „Er hat mich vor der Etappe gefragt, ob ich ein Top Ten unterschreiben würde. Ich sagte ihm, dass wenn ich die Beine habe, ich es besser mache. Gut, dass ich nicht unterschrieben habe“, sagt er schmunzelnd.

Seine Sprinterqualitäten hatte Kockelmann bereits zuvor unter Beweis gestellt – wenn auch nicht auf diesem Niveau: 2021 wurde er Junioren-Landesmeister in Harlingen, 2022 gewann er bei der Friedensfahrt der Junioren zwei Etappen und das Sprintertrikot, außerdem eine Etappe der Saarland Trofeo und den Grand Prix du Luxembourg (1.1) vor dem belgischen Nachwuchstalent Jarno Widar. Kurz darauf sicherte er sich den Europameistertitel im Zeitfahren der Junioren.

Ich hatte ein großes ‚Down‘, bin aber jetzt wieder im Hoch

Mathieu Kockelmann

Doch der EM-Titel markierte zugleich den Beginn einer schwierigen Phase. Zwar gewann er weiterhin nationale Rennen, doch international blieben größere Erfolge aus. 2024 gelang ihm schließlich eine Etappe des Orlen Nations Grand Prix in Polen. „Ich hatte nach der EM zwei wirklich harte Jahre“, sagte Kockelmann in Mamer. „Ich hatte ein großes ‚Down‘, bin aber jetzt wieder im Hoch.“

Zwei große Siege binnen eines Monats

2025 scheint sein Durchbruch gelungen: Zunächst erreichte er Achtungserfolge, etwa den 3. Platz beim Nations Cup in Polen und den 2. Platz bei der Friedensfahrt in Tschechien, zudem wurde er Etappensieger der Ronde van Vlaams-Brabant in Belgien. Dann folgten binnen eines Monats zwei große Siege: Am 27. August gewann er die 4. Etappe der Tour de l’Avenir und nun setzte er sich auch bei der Tour de Luxembourg (2. Pro) durch. Ab nächstem Jahr wird er bei den Profis für das belgische Team Lotto starten.

„Ich bin wieder voll auf Kurs, wieder da, wo ich bei den Junioren war – vor allem im Kopf“, sagt Kockelmann dem Tageblatt. „Von den Werten und Leistungen hat sich nicht viel verändert. Aber der Kopf kann viel mit einem machen. Mich hat es nicht so hart getroffen, aber hart genug. Der Sieg bei der Tour de l’Avenir hat mir viel Motivation gegeben, jetzt will ich mir noch mehr beweisen.“ Den Beweis hat er geliefert.

Bei der Tour de Luxembourg wird er sich nun in den Dienst seines Teamkollegen Arno Wallenborn stellen. Am Samstag will er jedoch noch einmal das Zeitfahren angreifen – zugleich als Vorbereitung auf das EM-Zeitfahren. „Mal schauen, wie die Beine da sein werden. Ich hatte nicht viel Zeit, um Zeitfahren zu trainieren.“ Kockelmann ist ein Beispiel dafür, was ein klarer Kopf im Sport bewirken kann. Und mit diesem Kopf ist dem 21-Jährigen noch viel zuzutrauen.