Erstmals seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump vor rund acht Monaten hat die Zentralbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins gesenkt. Die Fed senkte den maßgeblichen Zinssatz am Mittwoch um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne zwischen 4,0 und 4,25 Prozent ab, wie sie in Washington mitteilte. Das ist ein deutlich geringerer Zinsschnitt als von Trump gefordert.
Der Präsident hatte eine Leitzinssenkung um ganze drei Prozentpunkte verlangt, um Kredite billiger zu machen und Investitionen in den USA anzukurbeln. Bei der Fed-Sitzung forderte ein einziger Verantwortlicher eine deutlichere Leitzinssenkung um 0,5 Prozentpunkte. Dabei handelt es sich um Trumps bisherigen Wirtschaftsberater Stephen Miran, den der Rechtspopulist kurzfristig bei der Fed installiert hatte.
Trump macht seit Monaten Druck auf die Zentralbank und stellt damit ihre Unabhängigkeit von der Politik infrage. Der Präsident hatte Fed-Chef Jerome Powell wiederholt als „Schwachkopf“ und „Verlierer“ beschimpft und sogar mit einer Entlassung gedroht, weil dieser seiner Forderung nach einer Leitzinssenkung nicht nachkam.
Auf der Frage nach der Gegenstimme von Miran bei der Sitzung des zwölfköpfigen Zentralbankausschusses sagte Powell in einer Pressekonferenz: „Wir bleiben fest entschlossen, unsere Unabhängigkeit zu bewahren.“
Sorge um Arbeitsmarkt als Hauptgrund
Die Fed begründete ihre Zurückhaltung bisher mit den wirtschaftlichen „Unsicherheiten“ durch die aggressive Zollpolitik des Präsidenten und der Gefahr einer steigenden Inflation. Als Hauptgrund für die Leitzinssenkung bezeichnete Powell nun die verschlechterte Lage auf dem Arbeitsmarkt. „Die Risiken für die Beschäftigung haben sich verschlechtert“, betonte er.
In ihrer mittelfristigen Prognose deutete die Fed deshalb zwei weitere mögliche Leitzinssenkungen um je 0,25 Punkte noch in diesem Jahr an. Dies sei aber nur eine Möglichkeit und keine „Gewissheit“, unterstrich Fed-Chef Powell unter Anspielung auf Trumps Forderungen.
Die Zentralbank hob zugleich ihre Wachstumsprognose für die USA für das laufende Jahr auf 1,6 Prozent an, 0,2 Prozentpunkte mehr als noch im Juni erwartet. Das ist allerdings immer noch deutlich weniger als unter Trumps Vorgänger Joe Biden. Im vergangenen Jahr war das Bruttoinlandsprodukt der USA um 2,8 Prozent gewachsen.
Dollar gibt nach
Der Dollar gab nach der Leitzinssenkung nach. Die US-Währung notierte zwischenzeitlich um 0,30 Prozent im Minus gegenüber dem Euro, ein Euro kostete 1,1899 Dollar. Der Zinssatz für zehnjährige US-Anleihen fiel auf den niedrigsten Stand seit April und lag bei 4,01 Prozent.
Ökonomen weisen darauf hin, dass ein niedrigerer Leitzins der Trump-Regierung hilft, die Zinslast durch die überbordenden US-Staatsschulden zu drücken, die auf einen neuen Höchststand zusteuern.
De Maart
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