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Eiserne HochzeitRosa und Vito Spinosa aus Zolver sind 65 Jahre verheiratet: Das ist das Geheimnis einer langen Ehe

Eiserne Hochzeit / Rosa und Vito Spinosa aus Zolver sind 65 Jahre verheiratet: Das ist das Geheimnis einer langen Ehe
Seit 65 Jahren verheiratet: Rosa (86) und Vito (88) Spinosa Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Rosa und Vito Spinosa feiern eiserne Hochzeit. Seit sage und schreibe 65 Jahren sind sie verheiratet und gehen gemeinsam durch dick und dünn. 

„Wir streiten, aber in dem Moment, in dem wir uns schlafen legen, ist alles vergessen“, sagt Vito Spinosa und sieht seiner Frau Rosa in die Augen. Das in Zolver lebende Paar heiratete am 24. September 1960 in Esch und hat am Samstag zur Feier der Eisernen Hochzeit Familie und Freude eingeladen, so wie es das bereits bei den anderen runden Ehejubiläen tat. „Heute braucht einer den anderen nur schief anzugucken und schon ist man getrennt“, fügt Rosa an. Geheimnis Nummer eins der nunmehr 65 Jahre anhaltenden Ehe ist demnach Geduld, wie sie betont.  

24. September 1960: Rosa und Vito heiraten im Escher Rathaus. Den Bund der Ehe schließt der damalige Bürgermeister Antoine Krier. Zwei Tage später folgt die kirchliche Trauung in der italienischen Mission auf der Grenz. 
24. September 1960: Rosa und Vito heiraten im Escher Rathaus. Den Bund der Ehe schließt der damalige Bürgermeister Antoine Krier. Zwei Tage später folgt die kirchliche Trauung in der italienischen Mission auf der Grenz.  Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Geboren wurde Rosa am 28.8.1939 in der Jean-Pierre-Bausch-Straße in der Escher Hiehl. Sie war die jüngste der fünf Kinder und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Ihr Vater stammte aus Italien und kämpfte im Ersten Weltkrieg. 1921 beschloss er, das Land zu verlassen, und marschierte los. Drei Wochen brauchte er zu Fuß von Verona nach Esch, wo er als Minenarbeiter anheuerte.  

Rosas zukünftiger Ehemann Vito, Jahrgang 1937, verließ seine Heimat mit 19. Er arbeitete als Steinmetz in seiner Geburtsstadt Castellana Grotte in Apulien, hatte drei Geschwister. Vito fuhr mit dem Zug bis Thionville und bekam einen Job im Hüttenwerk von Knutange. Fern der Heimat fühlte er sich unwohl, doch fehlte ihm zunächst das Geld für ein Rückfahrticket. 700 Menschen arbeiteten damals im Werk. „Ein Kollege sagte mir dann, ‚komm mit nach Luxemburg‘“, erinnert sich Vito, „und ich antwortete nur: ‚Wo ist Luxemburg?‘“ 

Marmorhochzeit als Weltrekord

Die bisher längste Ehe der Welt sollen die Inder Karam und Kartari Chand geführt haben. Als Karam 2016 einen Monat vor seinem 111. Geburtstag starb, war das im englischen Bradford lebende Paar seit 90 Jahren verheiratet und feierte demnach die Marmorhochzeit. Karam (Jahrgang 1905) und die 2019 verstorbene Kartari (1912) hatten am 11. Dezember 1925 geheiratet. 
Rosa und Vito Spinosa heirateten am 24. September 1960 in Esch. Sie feiern demnach nun ihre Eiserne Hochzeit (65 Jahre), wobei das Eisen die Stärke und Widerstandsfähigkeit der Ehe symbolisiert. Das 70. Ehejubiläum wird Platin-, das 75. Kronjuwelen-Hochzeit genannt.   

Er ging mit und als er Anfang Februar 1957 in der Hauptstadt aus dem Zug stieg, war er beeindruckt von der Sauberkeit der Straßen. Es verschlug ihn nach Esch, wo er als Steinmetz arbeitete. Nur acht Tage nach seiner Ankunft im Land lernte er seine zukünftige Ehefrau kennen. „Wir haben uns auf einem ‚Fuesbal‘ im Café Bernardi direkt am Gleisübergang an der Escher Grenz erstmals gesehen. Ich war als Schornsteinfeger verkleidet und tanzte gerade mit einem Bekannten. Als ich Vito sah, sagte ich meinem Tanzpartner: ‚Es tut mir leid, aber unser Tanz ist nun zu Ende. Ich habe gerade meinen zukünftigen Mann gesehen.‘ ‚Dat do gett mäi Mann‘, habe ich ihm gesagt. Es war ein richtiger ‚coup de foudre‘“, erinnert sich Rosa. 

17 Jahre jung war sie und es war der erste Ball, den sie besuchte. Ihrer Mutter hatte sie gesagt, dass sie die Kinder ihrer Schwester versorgen ginge. Doch die hatte ihr das nicht so richtig geglaubt und wartete vor dem Café Bernardi auf ihre jüngste Tochter. Es gab Ärger und so musste das erste Rendezvous des jungen Paares in der Sonntagsmesse in der katholischen Mission an der Grenz stattfinden. „Ich habe mich durchgesetzt und nach zwei Monaten hatte meine Mutter nichts mehr gegen unsere Beziehung“, blickt Rosa zurück. Konsequenz: Seit dem 1. April 1957 sind die beiden offiziell ein Paar. 

Es tut mir leid, aber unser Tanz ist nun zu Ende. Ich habe gerade meinen zukünftigen Mann gesehen.

Rosa zu ihrem Tanzpartner, als sie zum ersten Mal Vito sah

Und zwar bis heute. Obwohl das Leben es nicht immer nur gut mit ihnen meinte. Das allerdings sei nichts für die Zeitung, sagt Rosa, man erinnert sich lieber an die guten Seiten. Außer Frage aber steht, dass die schweren Momente Geheimnis Nummer zwei sind, denn sie schweißten Rosa und Vito als Prüfungen des Lebens noch stärker zusammen.

Im September 1964 kam Tochter Isabella zur Welt. Die Familie wohnte in der Edison-Straße in Esch, Vito gab 1969 seinen Job als Steinmetz auf und heuerte bei Arbed in Belval an. Was das Leben vereinfachte. Da damals in den drei Wintermonaten auf dem Bau Stillstand herrschte, musste die Familie während der anderen neun Monate genügend Geld zur Seite legen, um über den Winter zu kommen. „Das Leben war damals im Vergleich zu heute viel komplizierter“, sagt Vito. 1971 zog die Familie nach Schifflingen, wo Rosa die „Epicerie am Quartier“ betrieb. Als der Hyper-Supermarkt Mammouth (später M. le Géant, Cora, heute E.Leclerc) in Foetz seine Türen öffnete, gerieten die Tante-Emma-Läden unter Druck, sodass die Familie Spinosa 1974 zurück nach Esch zog. Zunächst in die CM-Spoo-Straße, um anschließend das Geburtshaus von Rosa in der rue Jean-Pierre Bausch zu kaufen. Das war inzwischen recht baufällig, mit Außen-WC und ohne Heizung. Vito baute es eigenhändig wieder auf.  

„Die schöne Zeit“

Die Familie blieb bis 2015 dort wohnen, ehe sie in die jetzige Wohnung nach Zolver zog. Und dort nun genau neben Tochter Isabella, Schwiegersohn Dan und den beiden Enkelkindern Jo und Lee-Mara leben. Noch in der Hiehl hatte „die schöne Zeit“ begonnen, wie es Rosa nennt. Sie meint damit den Moment, als Vito Ende 1993 bei der Arbed in Rente ging. „Seitdem gehen wir auf Reisen und haben fast die ganze Welt gesehen. Auch hierfür haben wir stets gespart. So konnten wir drei bis viermal im Jahr wegfahren“, erzählt Rosa, die  jahrzehntelang als Freiwillige im Blutspendezentrum des Roten Kreuz arbeitete.

1994 waren Rosa und Vito gemeinsam in die Chorale St-Cecile in Zolver eingetreten. Geheimnis Nummer drei einer langen Ehe sind demnach die gemeinsamen Interessen. Rosa hatte ihren Mann unterstützt, als er Präsident der „Associazione Veronesi nel Mondo“ in Luxemburg wurde. Ein Engagement, für das er von der Republik Italien mit dem nationalen Verdienstorden des „Cavaliere“ ausgezeichnet wurde. Sein Amt legte er vor gut einem Jahr nieder.     

 „Ich habe meinen Brautring jetzt 65 Jahre am Finger“, sagt Rosa. Vito zuckt entschuldigend mit der Schulter, denn er musste ihn allein schon während der Arbeit ablegen. Zur Feier der Silbernen und auch der Goldenen Hochzeit schenkten sie sich Ringe. Und auch jetzt zur Eisernen Hochzeit gibt es neue. „Wir schlafen immer noch im gemeinsamen Bett, auch wenn einer von uns krank wird. Vor dem Einschlafen wünschen wir uns gute Nacht und geben uns einen Kuss“, erzählt Rosa lachend. Vito fügt an: „Und morgens machen wir es beim Aufstehen genauso. Wir sagen uns ‚Moien‘ und es gibt einen Kuss.“ Ohne Ausnahme und das täglich seit 65 Jahren. Sie nennt ihn am liebsten Stippi, er sie Liebling, Amore oder Stupp. Womit auch Geheimnis Nummer vier für eine lange Ehe gelüftet ist: Liebe und Zuneigung.