
„Op de Maart“
In unserer Sommer-Serie nehmen wir Luxemburgs neun Wochenmärkte unter die Lupe. Was wird dort verkauft – und wie steht es um die Märkte?
Immer wieder donnerstags kommt der Markt nach Differdingen. Ab 14.30 Uhr stehen in der Fußgängerzone, der Avenue de la Liberté, drei bis vier Verkaufsstände mit Backwaren, Fleischprodukten, Obst und Gemüse – und manchmal auch Käse. „Eigentlich alles, was man braucht“, sagt Schöffe Thierry Wagner (LSAP). Wäre da nur nicht die fehlende Kundschaft: An einem sonnigen Donnerstagnachmittag im Juli erzählen die Händler gegenüber dem Tageblatt, dass sich lediglich ein paar Stammkundinnen und -kunden auf den Markt verirren.
Wagner zufolge habe das vor allem eine Ursache: „Das Zentrum der Stadt hat sich seit der Eröffnung der Shoppingmall ‚Opkorn‘ im Jahr 2017 immer mehr – aus dem Stadtkern heraus – an den Boulevard Emile Krieps verlagert.“ Die Laufkundschaft in der kleinen Fußgängerzone sei demnach begrenzt. „Die Eröffnungsfeier der Marktsaison ist immer gut besucht“, fügt der Lokalpolitiker hinzu. Danach schwinde das Interesse allerdings wieder. „Wir haben darüber nachgedacht, den Wochenmarkt animierter zu gestalten – das ist aber nicht so einfach.“

Austausch mit Menschen
Händler Herbert Born steht seit rund zwei Jahren mit dem Stand der „Prümtaler Mühlenbäckerei“ in Differdingen. „Wir kommen aus der Eifel und sind morgens bereits auf dem Düdelinger Wochenmarkt vertreten“, sagt er. „Da bietet sich der Nachmittagsmarkt in Differdingen zusätzlich an.“ Herbert zählt auf seine Stammkundschaft und freut sich vor allem über den menschlichen Austausch.
„Das unterscheidet uns von einem herkömmlichen Supermarkt, wo niemand mehr miteinander redet“, so der Backwarenverkäufer. „Man nimmt sich einen Moment Zeit und kann ein wenig plaudern.“ Der Bestseller unter den Produkten sei das Prümtaler Landbrot – für Menschen mit süßem Gaumen empfiehlt sich der große Marmorkuchen mit weichem Kern.
Der zweite Stand gehört der Traditionsmetzgerei „Beim Burg“, die seit gut zwölf Monaten auch ein Geschäft in der Avenue Charlotte in Differdingen betreibt. Verkäufer David ersetzt einen Kollegen, der gerade im Urlaub ist. „Da wir mittlerweile den Laden hier haben, fallen die Kundenbesuche auf dem Markt natürlich geringer aus“, sagt er. David arbeitet seit acht Jahren in der Firma und erzählt, dass die Einnahmen nach der Pandemie spürbar zurückgingen.
Konkurrent Supermarkt
„Wegen sämtlicher Krisen geben die Menschen weniger Geld aus – unsere Preise sind durch die Fahrzeug- und Reisekosten immerhin etwas teurer als im Supermarkt“, so der Fleischer. Der Erfolg eines Marktes sei auch immer wetterabhängig: „Ist es zu heiß, kommen die Menschen nicht gerne vorbei und bei Regen oder Frost ebenso wenig.“ Obwohl David selbst seinen Fleischkonsum reduzierte, da er „all Dag Fleesch virun der Nues“ hat, empfiehlt er die Rohesser Mettwurst, die Knackwurst oder auch die „Rieslings-Paschtéit“.

Obst- und Gemüsehändler Toufik kommt seit vier Jahren regelmäßig nach Differdingen. „Die Kundschaft hält sich in Grenzen, ich mag aber den Austausch mit den Menschen hier“, erzählt er. Auch er berichtet von seinen Stammkundinnen und -kunden, erwähnt aber auch die starke Konkurrenz und meint damit die großen Supermärkte. „Es sind nur wenige Stände hier in Differdingen, vielleicht ist die Besucherzahl deshalb so gering“, sagt er achselzuckend.
Der verantwortliche Schöffe Thierry Wagner bezeichnet den Wochenmarkt als Tradition, sagt aber auch, dass diese in Differdingen vermutlich weniger stark verwurzelt sei als in anderen Städten Luxemburgs. Die Gemeinde arbeite aktuell daran, den Stadtkern wieder attraktiver zu gestalten – und dazu gehöre auch die Planung des Wochenmarkts.

Wochenmarkt Differdingen
Der Wochenmarkt in Differdingen findet jeden Donnerstag von 14.30 bis 18.30 Uhr in der Avenue de la Liberté statt.
Die Märkte Luxemburgs

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