Martinique: „Das sind meine Wurzeln“

Tamara Phaeton trägt die traditionelle „madrasse“ – ein Kleid in den leuchtenden Farben der Karibikinsel Martinique, dem Land, aus dem ihr Vater stammt. Was sie heute serviert, ist mehr als ein Gericht. Es ist ein Stück Identität: Poulet Colombo, ein aromatisches Hähnchencurry mit Kartoffeln, Reis und exotischen Gewürzen. „Ich habe die Gewürze direkt von dort einfliegen lassen – verschiedene Sorten Curry, Chili … Und die Besucher sind total fasziniert.“
Und was macht die Karibikinsel aus? Tamara muss nicht lange überlegen: „Die Vegetation! Es ist wild und gleichzeitig voller Blüten.“ Und das Wasser? „Himmelblau. Warm. Einfach traumhaft.“
Martinique ist französischsprachig, was für europäische Reisende ein Vorteil ist. „Es ist eine französische Kolonie – alles läuft auf Französisch. Das macht’s super zugänglich.“ Und doch bleibt die Insel für viele ein unentdecktes Paradies.
Tamara will das ändern. Für sie ist die „Fête des cultures“ eine Bühne, auf der sie ihre Herkunft sichtbar machen kann. „Ich hoffe, dass die Leute sich auch mal für andere Länder interessieren – nicht nur die, die man aus dem klassischen Urlaub kennt.“
Kosovo: „Wir sind Goraner – und das ist unsere Geschichte“


Melis Pelivani steht am Stand der „Luxembourg-Gora ASBL“. Er kommt aus dem Süden des Kosovo, genauer gesagt aus einer Region, die viele nicht kennen: Gora, ein Zipfel zwischen Albanien, Nordmazedonien und Kosovo. „Dort leben die Goraner – eine ethnische Minderheit, von der es weltweit vielleicht 40.000 bis 60.000 Menschen gibt. Viele sind ausgewandert – nach dem Kosovo-Krieg, aber auch schon davor.“
Kulinarisch bringen Pelivani und sein Team Sharska Pljeskavica mit – einen gefüllten Fleischburger mit Käse im Inneren. „Das ist unsere Version des Hamburgers – aber traditionell, ohne Ketchup und Mayo. Dafür mit Tomaten, zerstampfter roter Paprika und viel Zwiebeln.“ Dazu gibt’s Tulumba, ein frittiertes Gebäck in Sirup, und hausgemachte Limonade.
Pelivani beschreibt seine Kultur voller Leidenschaft: „Bei uns ist Gastfreundschaft zentral. Wenn jemand Fremdes zu uns kommt, wird er eingeladen, bekommt das Beste zu essen, darf bleiben, schlafen – das ist unsere Art.“
Portugal: „Wir haben alle etwas gemeinsam – Musik und Essen“

Am portugiesischen Stand strahlt Paula Luis mit der Sonne um die Wette. „Was ich zeigen will? Die Einfachheit, die Herzlichkeit, die Lebensfreude – das ist Portugal“, sagt sie. Seit 40 Jahren lebt sie in Luxemburg, doch ihre Wurzeln trägt sie stolz. „Ich habe eine doppelte Kultur – portugiesisch und luxemburgisch. Und genau das will ich zeigen: Am Ende sind wir alle gleich.“

Kulinarisch bringt Paula die absoluten Klassiker mit: Bacalhau, gegrillte Sardinen und Caldo verde, eine grüne Suppe mit portugiesischer Räucherwurst. „Viele kannten die Suppe gar nicht – aber sie kam super an. Alles war weg. Nächstes Mal mache ich dreimal so viel!“
Besucherin Florence Urhausen probiert sich gerade durch. „Ich finde es spannend, zu sehen, wie viele Kulturen es in Luxemburg gibt. Und der portugiesische Stand? Immer freundlich, immer offen. Ich liebe das Essen – die Suppe war super, der Bacalhau vielleicht ein bisschen trocken für meinen Geschmack, aber trotzdem richtig lecker. Ich finde es schön, wenn Menschen stolz auf ihre Kultur sind und sie zeigen – und dafür Feedback bekommen.“
Marokko: „Solidarität ist unsere Kultur“


Am marokkanischen Stand duftet es nach Minze, Mandeln und Gewürzen. Nadia Driouach erklärt, was sie vermitteln will: „Solidarität. Bei uns gibt es viele Kulturen, viele Regionen – und wir leben vom Miteinander.“
Die Speisen sind traditionell und handgemacht: Msemen, Pastilla und vor allem die sogenannten Gazellenhörnchen – eine Leckerei aus Mandelteig, die den Hörnern einer Gazelle gleichen – und natürlich Minztee. „Alles wurde von Hand gemacht – typisch marokkanisch. Und die Einnahmen gehen durch die Vereinigung Rahma an Waisenkinder und bedürftige Familien in Marokko.“
Die „Fête des cultures 2025“ war jedoch nicht nur ein Fest für den Gaumen, sondern auch für die Sinne. Den ganzen Nachmittag und Abend über präsentierten die teilnehmenden Nationen auch Musik, Tanz und traditionelle Darbietungen.
Yves Goevelinger, Präsident des Organisationsvereines „Syndicat d’initiative et de tourisme de la commune de Pétange“, bringt es auf den Punkt: „Wir haben über 100 Nationalitäten in der Gemeinde – und wollten ihnen eine Bühne geben.“
Das Fest war also ein Experiment – und ein voller Erfolg. Es hat gezeigt, wie viel Potenzial in kultureller Vielfalt steckt, wenn man ihr Raum gibt. Tamara, Melis, Paula, Nadia und viele andere haben diesen Raum geschaffen. Mit Leidenschaft, mit Neugier, mit Offenheit. „Ich hoffe, dass die Leute sich wieder mehr interessieren – über Europa hinaus“, sagt Tamara Phaeton. Und genau das ist passiert.
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