Montag27. Oktober 2025

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EditorialDrohungen im Netz müssen endlich wirkliche Konsequenzen haben

Editorial / Drohungen im Netz müssen endlich wirkliche Konsequenzen haben
Gewalt – auch verbale Gewalt – ist von der Meinungsfreiheit nicht gedeckt Symbolfoto: Frank Rumpenhorst/dpa

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Unsere freien Gesellschaften haben ein Problem. Ein Problem, das beileibe kein neues ist, und das in dieser Zeitung immer wieder thematisiert wird. Ein Problem, das trotz aller Warnungen und Gefahren wächst und gedeiht und immer größer wird.

Das Problem heißt Hass.

Geschürt durch Fehlinformationen und absurde Verschwörungstheorien, unterstützt durch antiliberale Kräfte und angefeuert von den Technologien des 21. Jahrhunderts, die anscheinend niemand bändigen kann, schlägt der Hass immer breitere Breschen. In unsere Demokratie, in unser Streben nach Erkenntnis und wissenschaftlichem Fortschritt, in unser liberales Zusammenleben und in unseren gesellschaftlichen Frieden.

300 Jahre ist der Beginn der Aufklärung mittlerweile her. Wie viele Kämpfe wurden seitdem gefochten, für die Wahrheit und das Wissen, für die Freiheit des Individuums, für die Freiheit der Rede?

Gerade Letztere wird zurzeit von den Hetzern und Hassern pervertiert. Die „Das-wird-man-ja-wohl-noch-sagen-dürfen“-Meute, sie schreit ihre menschenverachtenden Parolen immer lauter ins Netz. Aus mündigen, sozialen Mitgliedern der Gesellschaft wurden mit der Erfindung der Sozialen Medien immer mehr selbstgefällige, egoistische, narzisstische Ich-Wesen, die ihren aufgestachelten Emotionen in Echokammern und den Online-Netzen freien Lauf lassen.

Die Gegenstände der Hater, und das ist auffällig, sind immer die gleichen: Herrschaft, Migration, Klimawandel. Fällt Ihnen etwas auf? Alles Themen, die von den Rechten und den Populisten gezielt genutzt werden und die archaische Ängste bedienen. Die Angst, nicht mehr die Kontrolle zu haben. Die Angst vor Fremden. Die Angst vor einschneidenden Veränderungen.

Es ist halt bequemer, die Schuld bei den anderen zu suchen als bei sich selbst. Es ist halt tröstlicher, den Klimawandel zu leugnen, als den drastischen Konsequenzen ins Auge zu schauen. Es ist halt einfacher, die zu bedrohen, die bittere Wahrheiten aussprechen, als sich mit eben diesen Wahrheiten auseinanderzusetzen.

Zwei Luxemburger Wetter-Experten haben mit dem Tageblatt über dieses Thema gesprochen. Die beiden machen nichts anderes, als das Wetter zu untersuchen, sie schauen sich Temperaturkurven, Radarbilder und Niederschlagswerte an. Aber sie sind dem Shitstorm täglich ausgesetzt, weil sie eben in einen der Hauptthemenkomplexe der Schwurbler stechen: den Klimawandel.

Die beiden kommen mit einer schockierenden Erkenntnis. Die digitalen Übergriffe auf sie werden nicht nur immer extremer – die Attacken reichen inzwischen sogar ins echte Leben hinein.

Ist das die Gesellschaft, in der wir leben wollen? Dass die Verwirrten den Druck so aufdrehen, dass rationale öffentliche Protagonisten sich fürchten müssen? Wo soll das enden?

Es muss gegen den Hass ein Schlussstrich gezogen werden. Und der wird nicht von Facebook, TikTok und X kommen. Ja, Luxemburg hat in dieser Richtung in der Vergangenheit bereits viel unternommen. Aber wie man sieht: Es reicht nicht.

Es müssen endlich funktionierende, einfach zu bedienende Mechanismen her, mit denen dem sich selbst immer mehr verstärkenden Hass entgegengetreten werden kann. Jede Beleidigung, jede Drohung muss Konsequenzen haben, online wie offline. Es muss jedem, der auf der Straße der Vernunft falsch abgebogen ist, unmissverständlich klarwerden: Ihr könnt daran glauben, dass die Erde flach ist. Aber Gewalt ist nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt.