Es fällt sofort auf. Der Geruch von Schokolade hängt in der Luft der großen Profiküche. Es duftet lecker. Eine Produktlinie ist an diesem Morgen schon durch, die zweite nimmt gerade ihren Lauf. Die Riegel „Nossbar“ oder „Schokolade und Hafer“ schmecken so gut, wie es duftet, und sind die „Bestseller“. Nicht umsonst heißen die Riegel „Wonnerbar“. Bislang gibt es die „Ardenner Energie“ in fünf Geschmacksrichtungen.

Das Unterfangen ist noch jung. Ende 2021 geht es los und produziert wird da, wo früher Besucher essen und übernachten konnten, in den Räumen des ehemaligen Hotels „Beau Séjour“. Das Projekt lässt bei allen, die umweltbewusst durchs Leben gehen wollen und gerne Müsliriegel essen, die Herzen höherschlagen. Ein „tadelloses Produkt“ verspricht die Webseite. Das ist vor allem in ethischer Hinsicht der Fall.
Regionale Zutaten
Die Initiative will Menschen mit psychischer Erkrankung den Weg ins Arbeitsleben eröffnen und gleichzeitig die lokale Produktion stärken. Mindestens 50 Prozent der Zutaten kommen aus der Region. Das Atelier arbeitet unter anderem mit der „Bio-Bauere-Genossenschaft Lëtzebuerg“ (BIOG) als Lieferant zusammen. Geschmacksverstärker oder Pestizide finden sich nicht in den Riegeln. Ganz nebenbei umhüllen sie Verpackungen, die zu 100 Prozent biologisch kompostierbar oder abbaubar sind.

Auf dem Schreibtisch des „Chargé de direction“ Christophe Antoine (44) liegt eine lange Schlange verschiedener Verpackungen aneinandergereiht – wie bei einem Dominospiel. Die „LUGA-“, „Laboratoires réunis-“, „Eltereforum-“ und „Klima Agence“-Riegel stechen unter vielen besonders ins Auge. Auf Wunsch der Kunden personalisiert „Hondsburren“ die Energiespender. Kernstrategie im Verkauf ist es, Unternehmen oder Institutionen als Kunden zu gewinnen.
Personalisiert verpackt
Wie viele Kunden es aktuell insgesamt sind, vermag Atelierchef Antoine nicht zu sagen. Sein „Uff“ auf die Frage deutet aber an, es sind einige, wenn nicht sogar viele. Für Privatleute gibt es sie online auf Bestellung. Hinter den Müsliriegeln stehen aber nicht nur Abnehmer, sondern auch Idealisten. Yann Wenger (43) und Ken Hermes (32), beides gelernte Köche, haben ihre langjährigen Jobs in Großkantinen aufgegeben, um hier psychisch kranke Menschen anzuleiten.

Beide haben diese Herausforderung gesucht. „Man bekommt sehr viel zurück“, sagen sie unisono. Derzeit testen sie weitere Geschmacksrichtungen, das Sortiment soll aufgestockt werden. Saisonal bedingt gibt es schon Riegel mit Erdbeeren und Apfel oder mit Tomate und Rosmarin. Mit dem Honigriegel, der zu 90 Prozent aus regionalen Produkten besteht, kommen sie dem Ziel, zu 100 Prozent mit regionalen Produkten zu arbeiten, schon sehr nahe.
Soziales Projekt

Das Atelier hat nicht als erstes Ziel, Gewinn zu erwirtschaften, sondern sich auf die Betreuung und Rehabilitationsprozesse der Teilnehmer zu konzentrieren. Es kann es sich leisten, ökonomische Zwänge umzukehren. „Wir wollen der regionalen Wirtschaft helfen“, sagt Antoine. Das passiert in mehrerlei Hinsicht und nicht nur über die Abnahme der Rohstoffe. In der Gärtnerei, dem zweiten Standbein des Ateliers, ziehen sie neben den Pflanzen für die Grünflächen der Gemeinde auch die Jungpflanzen der Produzenten groß.
So lange, bis sie ausgepflanzt werden können. Deren Ertrag kommt dann unverarbeitet sozusagen direkt vom Feld zurück ins Atelier. In der geräumigen Küche werden sie anschließend sortiert, gesäubert, geschnitten und getrocknet. Es gibt kaum weiterverarbeitende Betriebe im Land. Die Gewächshäuser stehen übrigens auf dem Dach der Musikschule von Wiltz. „Wir haben die Manpower hier, das zu leisten“, sagt Antoine. Nicht alle, die ins Atelier Hondsburren kommen, schaffen die „Réinsertion“ trotz Rundumbetreuung.

Erfahrungsgemäß hört ein Drittel in den ersten beiden Monaten auf. „Das sind Menschen, die nicht stabil genug sind“, sagt der „Chargé de direction“. 69 Teilnehmer haben in den dreieinhalb Jahren des Bestehens des Ateliers teilgenommen. Ökonomie hin oder her: Das Projekt ist in erster Linie eine soziales. Dennoch gibt es Ehrgeiz. „Wir wollen zeigen, dass es möglich ist, die Kosten zu decken“, erklärt der „Chargé de direction“ des Ateliers. Das alles klingt zusammengenommen „wonnerbar“.
Portes ouvertes des Ateliers „Hondsburren“
Aktuell arbeiten 29 Menschen mit einer psychischen Erkrankung im Atelier „Hondsburren“. Im September und Oktober öffnet das Atelier seine Türen. Im September sind die Termine wie folgt: 23./24. und 25. September sowie am 7./8. und 9. Oktober jeweils in der Zeit von 9.30 bis 15.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
De Maart

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