In den vergangenen Jahren ist die Gewalt gegenüber älteren Menschen, sei es in Form von physischer, psychischer oder finanzieller Misshandlung, gestiegen. Das geht aus den Zahlen hervor, die Familienminister Max Hahn (DP) auf eine parlamentarische Anfrage des Piraten-Abgeordneten Sven Clement hin vorgelegt hat.
Laut der Antwort des Ministers wurden zwischen 2020 und 2024 eine Vielzahl an Fällen von Gewalt gegen ältere Menschen gemeldet. Eine detaillierte Aufschlüsselung von physischer, psychischer und finanzieller Misshandlung sowie Vernachlässigung durch die Polizei zeigt, dass die Fälle in beinahe jeder Kategorie während dieser Zeitspanne gestiegen ist. Zudem geht aus der Antwort Hahns hervor, dass alle gemeldeten Fälle zu juristischen Klagen geführt haben.
Die Statistik zeigt einen bemerkenswerten Anstieg bei verschiedenen Straftaten in den letzten Jahren. Besonders auffällig ist der Anstieg der Fälle von „autres infractions contre les biens“ (andere Straftaten gegen das Eigentum), die von 252 Fällen im Jahr 2020 auf 1.025 Fälle im Jahr 2024 anstiegen. Auch die Zahl der „violences envers les personnes“ (Gewalt gegen Personen) erreichte 2023 mit 187 Fällen einen neuen Höhepunkt. In Bezug auf Einbrüche stiegen die 2024 auf 932 Fälle, was einen deutlichen Anstieg gegenüber den 571 Fällen im Jahr 2020 darstellt.

Im gleichen Zeitraum erreichten 858 Anliegen und Reklamationen das Familienministerium, wobei 106 dieser Beschwerden an andere zuständige Stellen wie Ministerien, Behörden und spezialisierte Dienste weitergeleitet wurden. Dabei betont Hahn, dass diese Beschwerden jedoch nicht ausschließlich Gewalt gegenüber älteren Menschen betrafen, sondern auch andere Themen umfassten.
Die Polizei führt regelmäßig Präventionskampagnen durch, um die Bürger über die verschiedenen Formen von Gewalt und Betrug aufzuklären. Die Polizei stellt zusätzlich Informationsmaterialien und Ratschläge zur Verfügung, die online auf ihrer Website abgerufen werden können. Hahn nennt hier als Beispiel die Präventionskampagne „Léif Boma, léiwe Bopa, Loost iech net beducksen“, die sich speziell an ältere Menschen richtet und deren Schutz vor Gewalt zum Ziel hat.
Keine Zahlen aus Alters- und Pflegeheimen
Im Hinblick auf die Bekämpfung dieser Gewalt hat die Regierung bereits mehrere Maßnahmen ergriffen und plant weitere Schritte, um den Schutz älterer Menschen zu verstärken und das Bewusstsein in der Gesellschaft zu schärfen.
Ein Gesetz vom 23. August 2023 sieht eine Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität älterer Menschen in Luxemburg vor. Ziel sei es, die Qualität der angebotenen Dienstleistungen zu erhöhen und das Wohlbefinden der älteren Bevölkerung zu garantieren. Im Rahmen des nationalen Aktionsplans „Bien vieillir“ („Gutt al ginn“) wird zudem auf die Sensibilisierung gegenüber der Misshandlung älterer Menschen und die Förderung positiver Altersbilder gesetzt.
Die Regierung hat außerdem eine nationale Strategie zur Prävention und Bekämpfung von Gewalt gegen ältere Menschen angekündigt. Im Koalitionsabkommen ist ein interministerieller Ausschuss vorgesehen, der die rechtliche Grundlage in diesem Bereich weiterentwickeln soll. Ziel ist es, eine kohärente Gesetzgebung zu schaffen, um Vernachlässigung und Misshandlung älterer Menschen wirksam zu bekämpfen. Dieser Ausschuss soll laut Hahn noch 2025 gebildet werden.
Dem Familienministerium liegen keine zentralisierten Zahlen zu Fällen von Gewalt gegen ältere Menschen in Alters- und Pflegeheimen vor – also dort, wo sehr viele von ihnen leben. Es existiert keine eigenständige Instanz oder Plattform, die solche Vorfälle sammelt.
De Maart

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