Nach dem Abpfiff gab es kein Halten mehr für die Differdinger. Mit einer phänomenalen Leistung in der Schlussphase der Partie qualifizierte sich die Mannschaft für die Playoffs der Conference League. Dabei sah es bis zur 89. Minute nicht danach aus, als könnte D03 den 2:3-Rückstand aus dem Hinspiel aufholen.
Dann schlug Joker Andreas Buch wie aus dem Nichts zu. Der Deutsche wurde mit seinem zweiten Treffer in der Verlängerung zum Spieler des Abends. Für den finalen Akt sorgte Samir Hadji mit einem verwandelten Elfmeter.
Im Hinspiel hat Levadia uns strategisch besiegt, diesmal haben wir sie auf taktischer Ebene geschlagen
Nach 120 Minuten konnte Differdingen jubeln, während die Spieler des estnischen Meisters am Boden zerstört waren. Fast hätte es der luxemburgische Titelträger aber nicht in diese Verlängerung geschafft. Obwohl D03 in der regulären Spielzeit besser als der Gegner war, sollte zunächst einfach kein Tor fallen.
„Wir hatten uns vor dem Start des Europapokals so viel vorgenommen. In den vergangenen Wochen ist jedoch sehr viel schiefgelaufen. Deshalb tut dieser Sieg allen Menschen im Verein so gut“, sagte Präsident Fabrizio Bei, der sich mit diesem Sieg in der Tasche in einen Kurzurlaub verabschiedete.
Sportdirektor Rémy Manso fand nach der Partie lobende Worte für seinen Trainer Pedro Silva: „Er hat einen tollen Job geleistet. Im Hinspiel hat Levadia uns strategisch besiegt, diesmal haben wir sie auf taktischer Ebene geschlagen.“
Differdingens Abwehr war am Donnerstagabend rund zehn Meter tiefer positioniert als im Hinspiel. Bei der 2:3-Niederlage vor einer Woche hatten die Levadia-Stürmer immer wieder Freiräume in der zu hoch stehenden D03-Abwehr gefunden. Flügelspieler Artur Abreu wurde für die Taktik geopfert und saß zunächst auf der Bank. Aus dem 3-4-3 wurde ein 3-5-2-System, in dem zunächst der letzte Neuzugang Ronaldo Camara den frei gewordenen Platz im Fünfer-Mittelfeld einnahm.
In der ersten Hälfte überließ Differdingen den Gastgebern von Anfang an den Ballbesitz. Beide Mannschaften agierten sehr vorsichtig. Man spürte förmlich, dass viel auf dem Spiel stand und jedes Risiko in dieser Anfangsphase vermieden wurde. „Der Plan des Trainers war es, den Gegner ab der 60. Minute zu besiegen. Levadia war überzeugt davon, uns zu kennen, doch wir haben sie überrascht“, so Manso weiter.
Das Geduldspiel ging in der zweiten Hälfte weiter. Differdingen war jetzt proaktiver und orientierte sich in Richtung Tor. Der Defensivblock der Esten stand jedoch gut und war nicht einfach aus der Fassung zu bringen. Differdingen fand keine Lücken und Trainer Pedro Silva brauchte wieder sehr lange, um frische Offensivkräfte zu bringen. Samir Hadji hing in der Luft, da er keine Bälle bekam, und Boris Mfoumou hatte wieder einen Tag erwischt, an dem nicht sehr viel in den entscheidenden Momenten gelingen sollte. Mit zunehmender Zeit kamen die Angreifer Adham El Idrissi, Artur Abreu und Andreas Buch ins Spiel.
Erst in der 86. Minute hatte Differdingen seine ersten beiden Gelegenheiten in dieser zweiten Hälfte. Der Versuch von Hadji wurde von einem Verteidiger abgeblockt und der Nachschuss von Lempereur ging am Tor vorbei.
Als die Hoffnung auf ein Tor schon fast verschwunden war, schlug ein Joker zu: Levadia leistet sich einen Ballverlust im Mittelfeld, Hadji leitet den Ball gedankenschnell nach vorne, genau in den Lauf von Buch, der zum viel umjubelten 1:0 einlochte. „Es war nicht einfach, aber wir haben nie aufgegeben und im richtigen Moment zugeschlagen“, sagte Samir Hadji am Morgen nach dem Sieg.
Das Spiel war hart, die Nacht war kurz. Doch wir werden uns erholen und gegen Drita eine schöne Revanche nehmen
Es ging in die Verlängerung. Die Differdinger Abwehr, die bis dahin sehr stabil war, leistete sich ausgerechnet direkt nach Wiederanpfiff einen folgenschweren Fehler: Bruscos Kopfball war zu kurz, Tambedou schnappte sich das Leder und erzielte den Ausgleich. Zu diesem Zeitpunkt war Tallinn eine Runde weiter. Das Team von Trainer Silva brauchte nicht lange, um sich vom Schock zu erholen. Teufelskerl Buch war in der 107. Minute wieder zur Stelle, um D03 in Führung zu bringen. Lempereur zirkelte einen Eckball perfekt auf den Kopf des deutschen Angreifers. Vallner war ohne Chance (1:2).
Nachdem es an diesem Abend mehrere Handspiele gegeben hatte, bei denen der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt hätte zeigen können, tat er es schließlich in der 118. Minute. Hadji nahm sich der Aufgabe an, behielt die Nerven und verwandelte zum 3:1. Die Differdinger überstanden die Schlussminuten und sicherte sich das Ticket für die Playoffs der Conference League.
1,71
Bereits jetzt hat sich der FC Déifferdeng 03 UEFA-Einnahmen in Höhe von 1,71 Millionen Euro gesichert. Diese Summe kassiert der Verein, wenn in den Playoffs Schluss ist. Der Jackpot würde in der Ligaphse warten. Dort sind mindestens 3,17 Millionen Euro an Einnahmen garantiert.
In der nächsten Runde heißt der Gegner FK Drita. Gegen die Mannschaft aus dem Kosovo war Differdingen in der ersten Qualifikationsrunde der Champions League ausgeschieden. Drita verlor am Donnerstag in der Europa League gegen den rumänischen Meister Steaua Bukarest (1:3, Hinspiel: 2:3). „Das Spiel war hart, die Nacht war kurz. Doch wir werden uns erholen und gegen Drita eine schöne Revanche nehmen“, prophezeit Hadji. Manso schlug in die gleiche Kerbe: „Ich bin froh, dass wir wieder auf Drita treffen und beweisen können, dass wir sie schlagen können. Heute sind wir als Mannschaft deutlich besser als noch vor ein paar Wochen.“
Der Sieger des Duells Drita-Differdingen zieht in die Ligaphase des Wettbewerbs ein und darf sich auf attraktive Duelle und mindestens 3,17 Millionen Euro freuen.
Der FC Déifferdeng 03 hat aber auch dem einheimischen Fußball einen wertvollen Dienst geleistet. In der Fünfjahreswertung stand Luxemburg lange auf der Kippe. Durch die Resultate der vergangenen Jahre und aus dieser Saison drohte der BGL Ligue der Verlust eines Startplatzes. Die Mannschaft aus der „Cité du Fer“ verhinderte dieses Szenario jedoch durch den Sieg am Donnerstagabend. „Es ist ein großer Moment für den Verein, aber auch ein wichtiger Moment für den nationalen Fußball“, kommentierte Präsident Bei.
Am Donnerstagabend landete die Mannschaft auf dem Frankfurter Flughafen und setzte danach die Reise in Richtung Heimat fort. Dienstag fliegt das Team bereits in Richtung Pristina, wo am kommenden Donnerstag das Hinspiel gegen den FK Drita stattfinden wird. Mit einem sehr guten Gefühl, wie Geburtstagskind Kevin d’Anzico erklärt: „Als wir am Morgen nach dem Spiel aufgestanden sind, war das Gefühl der Zufriedenheit unglaublich groß. Wir haben das umgesetzt, was wir wollten, und wurden für unsere Anstrengungen belohnt.“
Die Reise des FC Déifferdeng 03 durch Europa geht also weiter. Nach dem F91 Düdelingen wäre D03 der zweite luxemburgische Vertreter, der es in eine Gruppenphase bzw. Ligaphase eines europäischen Wettbewerbs schaffen würde.
Statistik
Levadia: Vallner – Tur (98. Davi), Iboro, Peetson, Schjønning-Larsen – Ainsalu (74.Tammik), Mavretic, Torres – Pedro (65. Agyri), Musaba (84. Tambedou), Roosnupp (74. Kirss)
D03: Ventura – D’Anzico, Brusco (120. Ricciulli), Bedouret (72. Abreu) – Franzoni (81. El Idrissi), Camara (46. Jakobi), Borges, Pinto (72. Rauch), Lempereur – Hadji, Mfoumou (81. Buch)
Schiedsrichter: Bandic – Kadic, Peric (alle BIH)
Gelbe Karten: Mavretic, Torres – Bedouret, Silva (Trainer), El Idrissi
Gelb-Rote Karten: Iboro (108., wdh. Foulspiel), Torres (Trainer, 120., wegen Meckerns)
Torfolge: 0:1 Buch (89.), 1:1 Tambedou (92.), 1:2 Buch (107.), 1:3 Hadji (119. Handelfmeter)
Zuschauer: 4.063 zahlende

De Maart

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