Montag3. November 2025

Demaart De Maart

LeserforumAlles sicher – außer der Nutzer? 

Leserforum / Alles sicher – außer der Nutzer? 

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Antwort auf die Beruhigungsrhetorik der ABBL.

Die Bankenvereinigung ABBL versichert unbeirrt, dass sowohl die Banken als auch das LuxTrust-Zertifikat „sicher“ seien. Gleichzeitig berichtet RTL von mindestens 45 BIL-Kunden, denen trotz aktiviertem LuxTrust erhebliche Geldbeträge gestohlen wurden – durch technisch versierte Betrüger, ja, aber eben auch durch das Ausnutzen von Sicherheitslücken, die offenbar niemand rechtzeitig erkannt oder ernst genommen hat.

Die Zugangsdaten wurden nicht etwa gehackt, sondern durch täuschend echte Fake-Websites abgegriffen – ein Szenario, das längst bekannt ist. Dass solche Angriffe weiterhin erfolgreich verlaufen, liegt nicht nur am Geschick der Täter, sondern auch an erschreckend oberflächlichen Prüfprozessen aufseiten der Geldinstitute.

Das Problem sei „der Mensch“, belehrt uns die ABBL mit der Selbstgewissheit einer Institution, die die Schuldfrage längst für sich entschieden hat. Wer Opfer wird, ist im Grunde selbst schuld. Die Technik hingegen gilt als unantastbar, die Sicherheitssysteme der Banken seien angeblich „ohne Faille“.

Eine solche Logik verschiebt systematisch die Verantwortung auf die Kundschaft, um eigenes Versagen zu kaschieren. Wie bequem – wenn man Verantwortung vermeiden will. Gerade der Fall Caritas, wo 61 Millionen Euro verschwanden, zeigt deutlich: Es geht nicht um ein vereinzeltes, sondern um ein strukturelles Versagen von Kontroll- und Reaktionsmechanismen. Genau deshalb wurde die Spuerkeess zu Recht von der CSSF mit einer Millionenstrafe belegt.

Doch anstatt längst überfälliger Reformen verteilt die ABBL lieber „Hinweise zur Vorsicht“ – und feiert sich allen Ernstes für ihre Hotline 49 10 10. Es wäre fast komisch, wäre es nicht so zynisch: Ein System, das täglich Milliarden bewegt, aber im Ernstfall nur eine Telefonnummer als Notbremse anbietet, ist nicht sicher – es ist strukturell verantwortungslos.

Wenn denn nun die CSSF – wie in meinem Fall – eine Geldwäscheprüfung ablehnt, nur weil die Beschwerde von mir als Erbenvertreter und nicht von der inzwischen verstorbenen Geschädigten selbst stammt, stellt sich unweigerlich die Frage: Wessen Interessen schützt diese Aufsicht eigentlich? Dass ein solcher Bescheid offenbar widerspruchslos durchgeht, überrascht kaum – schließlich sitzt ausgerechnet der Sprecher der Bankenlobby ABBL im Beratungsausschuss der CSSF. Unverhohlener lässt sich Einfluss kaum nehmen.

Um Missbrauch zuverlässig zu verhindern, reicht LuxTrust allein nicht aus. Wer das nicht offen einräumen will, sondern reflexhaft das angebliche „Fehlverhalten der Nutzer“ in den Mittelpunkt rückt, negiert nicht nur die berechtigte Kritik der Opfer, sondern untergräbt aktiv das Vertrauen in das gesamte digitale Finanzsystem. Im Oktober geht die PR-Offensive der ABBL, „cyberfraud.lu“, in die Verlängerung – offenbar nach dem altbewährten Prinzip: Solange der Kunde schuld ist, bleibt die Bilanz sauber.