Gaza – der tägliche Terror, der tägliche Horror. Das quasi systematische Abschlachten von Zivilisten. Und die Welt schaut zu. Oder schaut weg. Auch der Westen mit seinen hehren Vorstellungen von Menschenwürde. Obwohl Israel sein Verbündeter ist. Weil es sein Verbündeter ist?
Einige westliche Politiker wollen „mäßigend auf Israel einwirken“, drohen aber auch mit der Anerkennung eines palästinensischen Staates. Zugleich liefern westliche Staaten weiter Waffen, mit denen Palästinenser umgebracht werden. Dass sie sich dabei in neue Schuld verstricken, scheinen sie nicht zu merken, wollen sie jedenfalls nicht wahrhaben. Die Existenz Israels als „deutsche Staatsräson“, „deutsche Zwangssolidarität“ mit Israel. Doch was, wenn diese „Räson“, diese „Solidarität“ in schuldhafte Komplizenschaft münden?
Was will Israel? Die Befreiung der Geiseln? Und darüber hinaus? Doch wohl nicht die Vernichtung des palästinensischen Volkes? Mehr als achtzig Prozent der israelischen Bevölkerung bejahen laut Umfragen das Vorgehen der israelischen Streitkräfte. Fast genauso viele wünschen eine Vertreibung der Palästinenser aus Gaza. Will Israel Gaza etwa aushungern? Gaza ist ein riesiges Konzentrationslager, aus dem Flucht nicht möglich ist, eine „Sterbestation, wenn nicht gar ein Friedhof“, wie der französische Außenminister vor der UNO sagte.
Verzweifelte Menschen am Rande des Hungertodes wollen Nahrung holen bei einer neuen dubiosen Verteilungsorganisation und werden von den Besatzern kaltblütig abgeknallt. Der Vorwand der israelischen Streitkräfte: die Hamas reiße Nahrungsmittel an sich, um sich zu bereichern; man behauptet, es sei gar nicht die Tsahal gewesen oder man habe nur Terroristen ins Visier genommen; es habe ein technisches Problem gegeben; es seien längst nicht so viele Opfer gewesen wie von den Palästinensern dargestellt.
Ausflüchte, Beschönigungen, Verdrehungen
Zudem erklärt das Militär jedes Mal beflissen, es werde eine Untersuchung geben. Schließlich sei Israel, im Gegensatz zu allen andern Ländern im Nahen Osten, eine Demokratie. Doch ist Israel noch eine Demokratie? Kann man ein Land, das so massiv, so wahllos Unschuldige mordet, das die Lebensgrundlagen eines Volks zerstört, eine Demokratie nennen? Ist Demokratie etwa ein wertfreier Begriff? Genügt es, sich an gewisse formelle Spielregeln zu halten? Im Übrigen war bis vor kurzem das Gebaren Israels eher das eines klassischen imperialistischen, expansionistischen, kolonialistischen Staates. Nunmehr ist es das eines genozidalen Staates, der sämtliche Inhibitionen von Moral und Völkerrecht aufgegeben zu haben scheint.
Weder moralisch noch militärisch betrachtet gibt es eine Rechtfertigung für das unfassbar brutale Vorgehen der israelischen Armee: nicht die Beseitigung einer aktuellen Gefahr für Israel, nicht die Prävention einer zukünftigen Bedrohung. Gaza ist ein gigantischer Schutthaufen, auf dem in absehbarer Zeit kein einigermaßen zivilisiertes Leben möglich ist. Trotz aller Sympathie- und Solidaritätsbekundungen sind die Palästinenser auf sich allein gestellt – gott- und weltverlassen.
Erinnern die ausgemergelten Leiber palästinensischer Kinder niemanden in Israel an das, was ihre europäischen Vorfahren vor mehr als achtzig Jahren erlitten? Ist Israel eine solch hartherzige, ja erbarmungslose Gesellschaft geworden? Tatsächlich mag eine der schlimmen Folgen des israelischen Vorgehens in Gaza nicht nur eine Verrohung der Tsahal, sondern der israelischen Gesellschaft schlechthin sein.
Die israelische Regierung will keine Augenzeugen für die Taten und Untaten der Tsahal, nicht einmal eingebettete Journalisten wie die Amerikaner im Irak-Krieg, um die amerikanische Sicht der Geschehnisse zu berichten.
Ein unauslöschlicher Makel
Die Israelis beschädigen, ja verunstalten ihre eigene Vergangenheit. Ihr Vorgehen in Gaza und, wenn auch in minderem Maße, im Westjordanland droht die Geschichte der eigenen Unterdrückung, Verfolgung, Ghettoisierung, Pogrome, Vernichtung zu überlagern. Müssten die Israelis nicht, allein schon aufgrund der leidvollen jüdischen Geschichte, der Erinnerung an die Entbehrungen, den Hunger, die Erniedrigung, das Siechtum, das Sterben in den Ghettos besonderes Verständnis, Mitgefühl mit der leidenden palästinensischen Bevölkerung haben? Müsste es nicht die Israelis zu Tode erschrecken, dass ihre Militärs sich ähnlicher Methoden bedienen, mit dem gleichen brutalen Zynismus vorgehen wie ihre einstigen Peiniger?
Ist den Israelis nicht bewusst, was dereinst in den Geschichtsbüchern über sie stehen wird? Oder ist es ihnen gleichgültig? Wieso wehren sich nicht viel mehr Juden in Israel und im Rest der Welt gegen diese mutwillige Beschmutzung der jüdischen Geschichte, wenn nicht aus Mitgefühl, so doch zumindest aus Vernunft? Wie immer es weitergehen und endigen mag in Gaza – Israel wird diesen Makel niemals tilgen können.
Die Feigheit des Westens wie auch der arabischen Staaten. Ihr politisches Unvermögen. Die emotionale und moralische Anästhesie. Menschenrechte à la carte. Der verlogene Begriff der „internationalen Gemeinschaft“, unter der man ja gemeinhin eine vom Westen inspirierte und dominierte Gruppe von Staaten versteht, die bestimmte Werte vertritt und verteidigt. Ist es, im Gegensatz zu dem, was man verkündet, eine Gemeinschaft der materiellen und machtpolitischen Interessen, ja eine Gemeinschaft der Heuchler, der Zyniker, der Ethikvergessenen?
Israel verrichtet tatsächlich gewissermaßen die „Drecksarbeit“ für den Westen. Zumindest die Palästinenser, die den meisten im Westen nie geheuer waren, oder auch Organisationen und Bewegungen wie die Hisbollah, die Huthis, sogar Daesh, hilft Israel, so denkt mancher klammheimlich im Westen, in Schach zu halten.
Auf dass der Westen ruhig schlafen könne. Alpträume ob des unentwegten Gemetzels scheint man sowieso nicht zu haben. Denn man ist sich ja keiner Schuld bewusst. Zur Rechenschaft gezogen für sein totales moralisches Versagen wird der Westen wohl nie werden. Also ruhe in Frieden, Okzident, auch wenn es der Frieden der Gebeinstätte ist.

De Maart
Das argument ,dass Israel eine demokratie sei und sogar die einzige in der region ist ohnehin nicht nur fadenscheinig sondern im kontext auch laecherlich .
Als ob diese staatsform einem land erlauben wuerde uebelste kriegsverbrechen zu begehen...dann ist die eindeutige nicht demokratie Katar oder Kuwait doch sympathischer.
Lieber Autor,
Dein Text ist eine einseitige, extrem verzerrte Darstellung, die Hamas’ eigene Rolle und Verantwortung völlig ausblendet.
Du tust so, als sei Gaza eine unschuldige, wehrlose Zivilgesellschaft, die aus heiterem Himmel angegriffen wird, und ignorierst, dass Hamas am 7. Oktober gezielt Massaker an Zivilisten verübt, Frauen vergewaltigt, Kinder verbrannt und über 250 Menschen entführt hat – Verbrechen, die bis heute andauern.
Dass Israel Geiseln befreien und die militärische Infrastruktur von Hamas zerstören will, ist nicht Völkermord, sondern Selbstverteidigung gegen eine Terrororganisation, die in ihrer Charta die Auslöschung Israels fordert und sich bewusst in dicht besiedelten Gebieten verschanzt.
Die Hungersnot in Gaza ist nicht „Israels Plan“, sondern direkte Folge von Hamas, die Hilfslieferungen plündert, Lebensmittelpreise in die Höhe treibt und jede humanitäre Infrastruktur für Kriegszwecke missbraucht.
Auch die Behauptung „80 % der Israelis wollen Vertreibung“ ist aus dem Kontext gerissene Propaganda, die auf einer einzelnen, parteiisch formulierten Umfrage basiert.
Israel ist eine Demokratie mit funktionierender Gewaltenteilung, in der die Regierung vor Gericht steht – Netanjahu hat schon über 25 Mal persönlich vor seinen Richtern gesessen, TROTZ Krieg, obschon ihm von Uninformierten vorgeworfen wird den Krieg zu verlängern um NICHT vor Gericht zu müssen.
Dass du Gaza mit einem KZ gleichsetzt, ist historisch wie juristisch falsch und relativiert den Holocaust. Wer wirklich Frieden will, muss Hamas’ Herrschaft und Terror beenden – alles andere verlängert nur das Leid der Menschen in Gaza.