
„Op de Maart“
In unserer Sommer-Serie nehmen wir Luxemburgs neun Wochenmärkte unter die Lupe. Was wird dort verkauft – und wie steht es um die Märkte?
Noch bevor der Markt öffnet, stehen am Dienstagnachmittag bereits mehrere Personen vor den geschlossenen Türen des Metzgerstands „Beim Burg“. Auf die Frage, ob sie Stammkundin sei, antwortet Rentnerin Denise, dass sie eigentlich nicht oft herkomme. Später wird sich herausstellen, dass sie, wie viele weitere Besucher des Kayler Wochenmarktes, am liebsten den Markt in Düdelingen aufsucht, um sich dort mit Freunden zu treffen. Auf Fred trifft das nicht zu. Seit Jahren kommt der Gewerkschaftler regelmäßig und gerne zum Fred-Coullen-Platz, um hier seine Kommissionen zu machen.

Dabei fällt ihm auf, dass der Blumenstand diesmal nicht da ist. Doch eigentlich habe sich in den vergangenen Jahren nicht viel geändert, sagt Fred. Seit geraumer Zeit begegne man auf dem Kayler Wochenmarkt denselben vier bis fünf Ständen: die zwei Fleischer „Beim Burg“ und „Lecker Schmecker“ von Isabelle Hoss, ein Blumenstand und ein Gemüseladen. Seit Kurzem wurde der Markt um ein Käsesortiment von der „Fromagerie Nace“ erweitert. Dennoch fehlt vielen Besuchern ein Bäckerstand aus der Eifel. „Der kommt schon seit Monaten nicht mehr“, sagt Denise, die mit ihrer Tochter Gwen vorm Metzger in der Reihe steht.
Sommerruhe
Muki beobachtet das Treiben vom anderen Fleischstand aus und wartet auf Kundschaft. Sein Verkaufsschlager: „Rieslingspaschtéit“. „Jeder hat seine eigene Stammkundschaft“, sagt er gut gelaunt. Um die Ecke kommt gerade Patrick, ein pensionierter Deutschlehrer. Durch seine verschiedenen Termine in Düdelingen, Kayl und Esch sieht er dieselben Markthändler fast jeden Tag an einem anderen Ort wieder. „Egal wo ich bin, überall ist Markt“, sagt er lachend.
Gegenüber ist Toufik dabei, die Melonen zu sortieren. Der 45-jährige Franzose verkauft seit fünf Jahren auf dem Kayler Markt Obst und Gemüse. Gerade sei nicht viel los, weil viele im Urlaub seien, meint Toufik. Von den anderen Märkten weiß er aber auch, dass die meisten Stammgäste morgens kommen. Eine Aussage, die die anderen Verkäufer bestätigen können.

Käse mit Bart

Fränk arbeitet beim Metzgerunternehmen „Beim Burg“. Dort ist gerade Schichtwechsel. Ein Lieferwagen fährt auf den Platz. Während der Fahrer aussteigt, macht sich der Verkäufer bereit, die Theke zu verlassen. Fränk schaut seinen Kollegen zu und erklärt, dass sie zuvor auf dem Markt in Esch waren. „Die Gemeinden haben irgendwann angefangen, Wochenmärkte auch nachmittags anzubieten. Wahrscheinlich damit jene, die morgens arbeiten, auch später zum Markt gehen können“, sagt er.
Seit dem Frühling wird auf dem Kayler Wochenmarkt auch Käse von der „Fromagerie Nace“ verkauft. Die Käserei wird von den Brüdern Jean-David und Pierre Nace betrieben. Anfang des Jahres hatten sie erst ihren Laden in der Escher Alzettestraße eröffnet. Ihnen sei aufgefallen, dass es in Luxemburg weniger Konkurrenz als in Frankreich gebe, sagt Pierre, während er mit dem Messer an der Seite vom Käse entlanggleitet und Salzablagerungen abschneidet. „Ich mache ihm den Bart“, erklärt er, „dann sieht er hübscher aus.“ Ein anderer Vorteil in Luxemburg: Es gebe immer gute Stromanschlüsse. Dafür sei die Marktkultur in Frankreich lebendiger: „Dort gehen die Leute sonntags zum Markt, einfach nur um sich die Beine zu vertreten.“

Wochenmarkt Kayl
Der Markt in Kayl findet jeden Dienstag von 14.00 bis 18.30 Uhr gleich neben dem Kreisverkehr auf der place Fred Coullen statt.
Die Märkte Luxemburgs

De Maart

Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können