Donnerstag6. November 2025

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DeutschlandKein „begleitetes Trinken“ mehr: Wie die Regierung den Konsum von Alkohol reduzieren will

Deutschland / Kein „begleitetes Trinken“ mehr: Wie die Regierung den Konsum von Alkohol reduzieren will
Ein Glas Moselriesling: Fast jeder zehnte Deutsche konsumiert Alkohol „in gesundheitlich riskanter Form“ Foto: Harald Tittel/dpa

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Die Regierung plant strengere Alkoholregeln, darunter das Ende des „begleiteten Trinkens“. Außerdem bringt sie ein Verkaufsverbot an bestimmten Orten ins Spiel. Was Fachpolitiker zu einer Anhebung des Mindestalters für den Erwerb von Bier und Wein sagen.

Fast acht Millionen Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol „in gesundheitlich riskanter Form“, so das Jahrbuch Sucht aus dem vergangenen Jahr. Die Bundesregierung will das hohe Niveau an Alkoholkonsum eindämmen – und hat konkrete Maßnahmen in Aussicht gestellt. So unterstützt Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) den Vorstoß der Länder, das „begleitete Trinken“ zu verbieten. Die Regelung besagt, dass Jugendliche bereits ab 14 Jahren Bier oder Wein trinken dürfen, wenn ihre Eltern dabei sind.

Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums teilte hierzu mit, dass die „Verringerung des riskanten Alkoholkonsums“ ein „wichtiges gesundheitspolitisches Anliegen der Bundesregierung“ sei. Im Vordergrund stünden dabei Präventionsmaßnahmen, um „insbesondere Kinder und Jugendliche vor Alltagssüchten zu schützen“.

Auch in der Koalition genießt das Vorhaben Rückhalt. Simone Borchardt (CDU), gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, sagte, sie unterstütze „ausdrücklich die Initiative zur Abschaffung des sogenannten begleiteten Trinkens ab 14 Jahren. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen muss Vorrang haben – insbesondere, wenn es um die Gefahren von Alkohol geht.“ Es reiche nicht aus, auf familiäre Aufklärung zu hoffen. „Vielmehr braucht es klare und verbindliche Regeln, die junge Menschen vor langfristigen Schäden bewahren“, so die Politikerin weiter.

Verkaufsverbot an Tankstellen im Spiel

Eine weitere Stellschraube, an der die Regierung drehen möchte, ist der Verkauf von Alkohol. Der Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) hatte sich im Gespräch mit Ippen Media zuletzt für weniger leicht zugängliche Alkohol-Angebote im Handel ausgesprochen. Neben seinem Vorschlag zu einem Alkohol-Verkaufsstopp an „Quengelgassen“ brachte er außerdem ein Verkaufsverbot an Tankstellen ins Spiel. „Warum sollten Autofahrer Alkohol für die Weiterfahrt kaufen dürfen?“, sagte der Politiker.

Unklar scheint hingegen, ob die Koalition das Mindestalter für den Erwerb und Konsum von Wein und Bier von 16 auf 18 Jahren erhöhen möchte. Der Mediziner und gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Christos Pantazis, sagte unserer Redaktion zwar, Alkoholkonsum im Jugendalter sei aus medizinischer Sicht „hochproblematisch“. Er erklärte zugleich: „Eine generelle Anhebung des Mindestalters auch für Bier und Wein kann daher ein sinnvoller Schritt sein – muss aber eingebettet werden in eine glaubwürdige und umfassende Präventionsstrategie.“ Reine Verbotspolitik allein reiche nicht; entscheidend ist aus seiner Sicht „ein frühzeitiger, wirksamer und lebensnaher Ansatz der Gesundheitsprävention“.

CDU-Politikerin Borchardt äußerte sich ähnlich: „Ein generelles Verbot aller alkoholischen Getränke bis 18 birgt zwar Charme, muss aber in seiner praktischen Wirkung sorgfältig abgewogen werden.“ Die Maxime „Verbote zuerst“ zeige aus ihrer Sicht „wenig wegweisenden Charakter, wenn klare Präventionsmaßnahmen fehlen“.

Wissenschaftler verweisen auf positive Effekte eines höheren Mindestalters. Zu ihnen gehört Alexander Ahammer von der Johannes Kepler Universität Linz. Er hatte in einer Studie gezeigt, dass sich die Einstellung zum Alkohol und das tatsächliche Trinkverhalten von Jugendlichen verändern, sobald Alkoholtrinken gesetzlich erlaubt und gesellschaftlich akzeptiert ist. Ein Anheben von Mindestaltern könne daher sinnvoll sein. „Dass Jugendliche im Durchschnitt weniger trinken, wenn Alkohol verboten ist, sieht man eigentlich immer in der wissenschaftlichen Literatur“, sagte er.