Wer mit dem Modellauto-Rennsport nicht vertraut ist, ist sicherlich überrascht, zu hören, wie laut die kleinen Autos sein können. Bereits beim Näherkommen zur Rennstrecke des „Luxembourg Model Car Club“ (LMCC), unweit des Shopping-Centers Cloche d’Or, wird nicht nur das Brummen immer intensiver, sondern auch der Geruch von Benzin und abgeriebenem Gummi stärker. Rund 150 Fahrer der europäischen Elite sind zur Europameisterschaft der Largescale-Touring-Car- und F1-Klasse angereist.

Direkt neben der international anerkannten Rennstrecke herrscht im „Boxenzelt“ emsige Betriebsamkeit: Hier wird eifrig an den Fahrzeugen geschraubt und justiert – natürlich stets im Rahmen der technischen Vorgaben. Das Material ist deutlich professioneller als das der elektrischen Modellautos, die viele noch aus ihrer Kindheit kennen. „Für Beginner gibt es Ready-to-Run-Autos ab etwa 300 Euro, aber das hier ist eine ganz andere Liga“, erklärt LMCC-Präsident Marco Claus. „Ein Wettbewerbsauto kostet gut und gerne zwischen 5.000 und 7.000 Euro.“ Ein weiteres Mitglied ergänzt, dass an jedem Werktisch Material im Wert von etwa 25.000 Euro bereitliegt – eine Summe, die für ein ausgewachsenes Auto reichen würde. „Das ist definitiv ein teures Hobby.“

Viele Fahrer haben ihre Leidenschaft fürs Modellautofahren bereits in der Jugend entdeckt. Auch Claus, der vor zwei Jahren Präsident des Clubs wurde, ist seit Jahrzehnten begeistert dabei. Jetzt, in der Pension, hat der ehemalige Giorgetti-Mitarbeiter „natürlich ganz viel Zeit für die Piste“. Wer es bis an die Weltspitze schaffen will, muss laut ihm früh anfangen und intensiv trainieren: „Vor allem die Reflexe muss man schon von klein auf schulen.“

Spektakuläre Rennen
Das Wichtigste sei jedoch die große Leidenschaft für das Hobby – und die hört man beim Besuch an der Strecke überall heraus. Fahrer und Organisatoren erzählen begeistert von früheren Meisterschaften, diskutieren fachkundig über die komplexe Technik der Autos oder loben die Strecke in Luxemburg. „Für mich zählt sie weltweit zu den Top 3“, schwärmt etwa ein Fahrer aus Großbritannien. „Die technisch anspruchsvollen Kurven und die wechselnden Höhen machen richtig Spaß beim Fahren.“

Die Rennen sind spektakulär, „sogar spannender als die großen Rennen – hier wird mehr überholt!“. Große Pausen zwischen den Qualifikationsläufen gibt es nicht, die Fahrer steuern ihre kleinen Rennwagen mit Fernsteuerungen von einer erhöhten Tribüne aus. Fans verteilen sich entlang der Strecke und genießen packende Action: Die Modellautos erreichen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h, und schon ein kleiner Fehler in der Kurve kann das Rennen kosten. „Ein paar Mal aus der Strecke geraten, und das war’s!“ erklärt ein Fahrer.
80-100 km/h
Das sind die Spitzengeschwindigkeiten, die die Modellautos bei der EM erreichen können

Nicht Unfälle – die laut Claus ohnehin selten vorkommen –, sondern Regen ist die größte Sorge der Teilnehmer. „Bei Nässe wird ein sauberes Rennen extrem schwierig. Und bei starken Unwettern heißt es sogar ‚Game over‘ – dann dürfen wir gar nicht starten.“

Nach jedem Rennen folgt die technische Kontrolle, um Regelverstöße zu verhindern, besonders beim Kraftstoff wird genau hingeschaut. „Da kann man bei diesen kleinen Autos richtig etwas rausholen“, sagt Claus. Jeder Fahrer verbraucht während eines Events etwa fünf Liter Benzin, dessen Zusammensetzung streng überprüft wird.

Große Gewinne winken den Europameistern am Ende übrigens nicht. „Geld- oder Sachpreise dürfen wir nicht vergeben. Es gibt nur einen Pokal“, erläutert Claus. Doch wer diesen in die Höhe stemmen möchte, muss jede Kurve perfekt meistern und schneller sein als die Konkurrenz.

Seit seiner Gründung im Jahr 1991, damals noch als „Model Car Club Kockelscheuer“, hat der Verein regelmäßig an internationalen Meisterschaften teilgenommen. Bereits 2002 richtete er erstmals die Model-Car-Europameisterschaft in Luxemburg aus, bei der Gilles Urbing Vize-Europameister wurde. Zwei Jahre später holte Adrien Bertin den ersten Europameistertitel für Luxemburg. Heute ist der LMCC-Mitglied sowohl im luxemburgischen als auch im europäischen Dachverband für ferngesteuerte Modellautos (EFRA). Die technisch sehr anspruchsvolle Rennstrecke auf Howald wurde 2000 gebaut und seitdem mehrfach renoviert, um den neuesten Standards zu entsprechen.
EM noch bis Samstag
Am Samstag findet der letzte Renntag der Europameisterschaft statt – nun geht es um die Pokale. Die Rennen beginnen ab 9 Uhr, der Eintritt ist frei. Getränke und Essen sind vor Ort erhältlich. Den genauen Zeitplan gibt es online unter www.myrcm.ch. Kurzfristige Änderungen aufgrund des Wetters sind möglich.
De Maart












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