Das verrückte Halbfinale am Mittwoch gegen AEK Athen hatte sich die Trainerin des Racing, Elodie Martins, anders vorgestellt. „Normalerweise entscheiden sich unsere Spiele in den regulären 90 Minuten. Dieses Mal mussten wir mehr kämpfen, als es normalerweise der Fall ist. Es war schon eine kleine Überraschung, so lange spielen zu müssen.“ Während des Spiels durchlebte sie viele Emotionen: „Das Szenario war unglaublich: Wir lagen in Führung, daraufhin gerieten wir zweimal in Rückstand. Wir glichen wirklich in den letzten Augenblicken des Spiels mit einer der letzten Möglichkeiten aus. In der Verlängerung war die Mannschaft physisch sehr gut in Form, jedoch vor allem war die Mentalität vorhanden. Es waren alles Überwindungen, die die Mädchen auf sich genommen haben, um am Ende den Sieg einzufahren.“
Umso wichtiger war es Martins, dem Team ein Lob für die mentale Einstellung auszusprechen, da man es schaffte, mehrmals zurück ins Spiel zu finden: „Solche Momente passieren öfters im Fußball. Als wir mit 2:3 in Rückstand gerieten, blieben nur noch ungefähr 10 Minuten zu spielen. Ich wiederholte ständig, dass wir eine Einheit bleiben müssten, um nicht den Faden zu verlieren. Danach zeigte die Mannschaft viel Lust, noch etwas in diesem Spiel zu bewirken, was schließlich auch eingetroffen ist. Selbst wenn sie müde sind, ist die Einstellung so gut, dass sie Berge versetzen können.“
Auf die Frage, welche Worte sie ihrer Mannschaft in den Spielunterbrechungen mit auf den Weg gegeben hat, erzählte die Trainerin: „Immer dran glauben! Es sind immer außergewöhnliche Spiele. In der Champions League zu spielen, ist eine Chance, die nicht jeder hat. Ich habe ihnen zu verstehen gegeben, dass sie hart dafür gearbeitet haben. Obwohl ich immer versuche, so positiv wie möglich auf die Mädchen einzureden, spreche ich auch die negativen Aspekte an und mache die Spielerinnen auf ihre Pflichten aufmerksam.“
Spaziergänge und Physio
Zwischen dem verrückten Duell am Mittwoch und dem Finale liegen nur drei Tage. Vor solch einem Gruppen-Endspiel, nach besagtem intensivem Halbfinale, das über 120 Minuten ging, stand die Erholung im Vordergrund: „Am Tag danach habe ich kein Training angesetzt. Zudem steht die Physiotherapeutin den Spielerinnen rund um die Uhr zur Verfügung. Außerdem machen wir Spaziergänge, damit wieder Sauerstoff in die Muskeln kommt. Wir werden alles daran setzen, ein gewisses Wohlgefühl vor dem Finale zu haben. Beim Abschlusstraining am Freitag wird nur das Fußballerische trainiert. Alles andere handhaben wir genauso, wie wir es gegen Athen vorbereitet hatten: die Analyse des Gegners, unserer Fehler wie auch den positiven Aspekte unseres Spiels.“ Zu taktischen und personellen Änderungen wollte sie nichts verraten. „Ich habe eine kleine Idee, wie wir das Spiel angehen werden.“
Der Auftritt der Starspielerin des FC Riga, Kumba Brima, hat bleibenden Eindruck hinterlassen. Vier Tore hat die Nummer 10 aus Sierra Leone erzielt und somit den Finaleinzug für ihre Mannschaft quasi im Alleingang gesichert. Elodie Martins war vor Ort und hat die 22-Jährige beobachtet: „Diese Spielerin sticht heraus. Sie tut dem Gegner weh. Hinzu kommt, dass sie eben von ihren Teamkolleginnen gut in Szene gesetzt wird. Natürlich werden wir ein Auge auf sie behalten, weil wir wissen, wie effektiv und stark sie ist. Wir dürfen uns jedoch nicht auf eine einzige Spielerin konzentrieren.“
Sie fügte hinzu: „Riga spielt direkter als Athen. Ihr Spiel sucht meist die Spielerinnen in der Spitze. Obwohl Athen ebenfalls öfters die Spitze sucht, so handelt es sich jedoch um zwei sehr unterschiedliche, gute Mannschaften, die einige Gemeinsamkeiten aufweisen.“
Bescheiden bleibt die Trainerin des Racing, wenn es um die Verteilung der Favoritenrolle geht: „Wir sind nie die Favoritinnen in der Champions League. Ich glaube aber fest an die Fähigkeiten meiner Mädchen.“ Beim Hauptstadtklub überwiegt vor dem vielleicht wichtigsten Duell der Geschichte der Optimismus: „Der Gruppengeist stimmt mich zuversichtlich. Es sind alles Freundinnen, die alle füreinander da sind. Dies macht schon seit langer Zeit die Stärke des Racing aus. Natürlich muss man auch physisch in Form sein, um unser Spiel durchzuziehen.“
Würde der RFCUL dieses internationale Duell gewinnen, würde sich zum ersten Mal in der Champions-League-Geschichte ein Klub für die zweite Runde der Königsklasse bei den Frauen qualifizieren.
Programm
Champions-League-Qualifikation (Gruppe 1) im Stade Achille Hammerel:
Spiel um Platz 3:
Am Samstag um 13.00 Uhr: Flora Tallinn (EST) – AEK Athen (GRE)
Finale:
Am Samstag um 19.00 Uhr: RFCUL – FC Riga (LAT)
Das Aufgebot
Racing:
Tor: Adriana David, Andrea Burtin
Verteidigung: Silvia Conte, Loana Fernandes, Aldina Dervisevic, Ana Barbosa, Zoé Teixeira, Eva Fernandes, Mireille Tchengang, Célia Rigaud
Mittelfeld: Marta Estevez, Lise Michalak, Sabrina Deda
Angriff: Andreia Machado, Edina Kocan, Amina Boissou, Caroline Jorge, Coraline Corplet, Julie Wojdyla, Sophie Quatrana
Riga:
Tor: Elza Strazdina, Aleksandra Torgosova
Verteidigung: Dzeina Eglïte, Liva Steinberga, Renate Gaugere, Natsumi Taketa
Mittelfeld: Laura Kallase, Laura Sondore, Marina Telukevica, Christelle Demba, Elizabete Pelse, Ieva Krasnova, Sofija Gluscuka, Anna Gornela, Nikola Preijere, Alexis Lipsey, Marin Kai, Manysima Stelvelmans
Angriff: Elizabeth Hill, Kumba Brima, Katrina Danilova
De Maart
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