Dienstag21. Oktober 2025

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EnergieLuxemburgs Strommix war im Jahr 2024 zu 66,5 Prozent grün

Energie / Luxemburgs Strommix war im Jahr 2024 zu 66,5 Prozent grün
Bei Import von Strom setzt Luxemburg bewusst auf den Kauf von Produktion aus erneuerbaren Quellen Foto: Editpress/Julien Garroy

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In Luxemburg wird deutlich mehr grüner Strom verbraucht als im Europa-Durchschnitt – und das, obwohl das Land nur einen Bruchteil seines Strombedarfs selber produziert. Hintergrund ist eine Regelung, die vor rund 15 Jahren eingeführt wurde. In den letzten zehn Jahren hat sich an der Herkunft des hierzulande verbrauchten Stroms nicht mehr viel verändert.

Mit 66,5 Prozent erneuerbarem Strom gehört Luxemburg zu den europäischen Spitzenreitern. Nur wenige Länder erreichen, wie etwa Dänemark und Portugal (fast 90 Prozent), noch höhere Werte. Europaweit stammten letztes Jahr im Schnitt lediglich nur 47 Prozent des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Quellen.

Vor 15 Jahren (2009) lag der Anteil der Erneuerbaren am Verbrauch auch hierzulande noch bei lediglich 21,3 Prozent. In den vergangenen Jahren ist er dann jedoch in Luxemburg viel schneller gewachsen als im europäischen Durchschnitt. Besonders im Jahr 2012 hat der Anteil des grünen Stroms am Verbrauch hierzulande einen gewaltigen Sprung gemacht: von 20,2 auf 50,6 Prozent in nur einem Jahr.

Was war passiert? Ein Gesetz hatte die Stromanbieter aufgefordert, ihre Kunden künftig über die Herkunft des gelieferten Stroms zu informieren. Das hat in Luxemburg dann dazu geführt, dass die Unternehmen den Haushaltskunden praktisch nur noch nachhaltige Stromprodukte anboten. Einige große Anbieter entschieden sogar, bei der Belieferung der Haushalte ganz auf fossile und nukleare Energiequellen zu verzichten. Nicht grüner Strom wird hierzulande seitdem praktisch nur noch von Industrie und Betrieben genutzt.

Eingekauft wird Wasserkraft

Da Luxemburg die Mehrheit seines Stroms im Ausland einkaufen muss, setzten die Einkäufer seit dem betreffenden Moment des Wandels auf preislich günstige Wasserkraft, vor allem aus Norwegen. Im betreffenden Jahr 2012 hat sich der Anteil der Wasserkraft am Luxemburger Stromverbrauch so von 16,3 auf 45,8 Prozent verdreifacht.

Seitdem gab es bei der Herkunft des hierzulande verbrauchten Stroms keine rasanten Veränderungen mehr. Von 58 Prozent in 2013 ist er langsam bis auf den bisherigen Höchststand von 68 Prozent im Jahr 2023 gewachsen. In der gleichen Zeit ist der Anteil der fossilen Energien dann von 32 Prozent in 2013 bis auf den bisherigen Tiefststand von 20,3 Prozent im Jahr 2023 gefallen. Gestiegen sind die Anteile von Wind und Sonne.

Importierte Wasserkraft dominiert den grünen Mix auch heute noch. Sie bildet mit 48,8 Prozent des gesamten Verbrauchs (2024) das Rückgrat des Strommixes in Luxemburg. Windenergie trägt mit 9,8 Prozent zum Mix bei und hat sich seit 2009 fast vervierfacht. Damals lag der Windanteil noch bei lediglich 2,6 Prozent.

Die Solarenergie, obwohl noch bescheiden mit 4,2 Prozent vertreten, zeigt ebenfalls ein enormes Wachstum: 2009 war sie mit 0,3 Prozent praktisch unbedeutend. Biomasse, Biogas und verwandte Technologien steuern weitere 3,7 Prozent bei.

Der Anteil fossiler Energieträger auf dem Rückzug aber immer noch bei über 20 Prozent in 2024, wie nationale Zahlen zeigen. Erdgas dominiert mit 9,7 Prozent den fossilen Rest, gefolgt von Braunkohle (6,0 Prozent) und Steinkohle (3,7 Prozent). Bemerkenswert ist der drastische Rückgang bei „anderen fossilen Energien“, hauptsächlich Erdöl: von 26,5 Prozent im Jahr 2009 auf nur noch 0,4 Prozent im Jahr 2024.

Auch Anteil von Atomstrom schrumpft

Neben den fossilen Energieträgern ging seit 2009 auch das Gewicht der Nuklearenergie im Luxemburger Stromnetz zurück. Im Jahr nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima (2011) lag ihr Anteil am verbrauchten Strom bei 24,4 Prozent. Im Jahr danach war er dann auf 6,3 Prozent gefallen. Mit der Katastrophe, die immer mehr in Vergessenheit geriet, stieg ihr Anteil wieder leicht: 2024 lag er bei 10,4 Prozent.

Bleibt noch zu erwähnen, dass Luxemburg laut den zuvor zitierten Eurostat-Zahlen viel schlechter beim Anteil der Erneuerbaren am Verbrauch abschneidet, als die nationalen Zahlen zeigen. Das liegt jedoch an der Methodologie der Berechnung. Europas statistisches Institut klammert in seiner Analyse nämlich die Stromimporte aus der Rechnung aus. Miteinbezogen wird nur die nationale Stromproduktion. Für Luxemburg, wo nur ein geringer Anteil des Verbrauchs (24 Prozent im Jahr 2024) durch die nationale Produktion abgedeckt wird, ist die Eurostat-Rechnung somit ziemlich bedeutungslos. Sie zeigt lediglich, dass in Luxemburg – verglichen mit dem Verbrauch – nicht viel erneuerbarer Strom erzeugt wird. Satte 76 Prozent des Verbrauchs mussten 2024 importiert werden. Größtenteils passiert das über das deutsche Netz.

Die Zahl 66,5 Prozent zeigt nicht aus, wo der Strom herkommt, der durch die Leitungen läuft – sie sagt, welche Art Produzenten von Luxemburg aus bezahlt wurden, um den hierzulande verbrauchten Strom ins europäische Netz einzuspeisen.

Wasserkraft dominiert den Luxemburger Strommarkt
Wasserkraft dominiert den Luxemburger Strommarkt
Reinertz Barriera Manfred
10. August 2025 - 17.00

Wäre desr Strom nicht besse billiger und deshalb wahrscheinlich nicht so grün...