Ein bisschen schüchtern ging Yu Zidi an der Seite ihres Trainers durch die Mixed Zone. Ganz am Ende hielt die Zwölfjährige kurz an und wechselte mit einer chinesischen Reporterin ein paar Worte. Sie sei „ein bisschen nervös“ gewesen, aber „glücklich über das Ergebnis“, übersetzte ihre Landsfrau, auch „ein bisschen traurig“, weil die Bruststrecke „nicht so gut“ gewesen sei.
Was war passiert? Yu war über 200 m Lagen im WM-Finale von Singapur um sechs Hundertstelsekunden an einem historischen Erfolg vorbeigeschrammt. Beinahe hätte die Schülerin aus Hebei als jüngste Schwimmerin seit 89 Jahren eine Medaille bei einem großen internationalen Wettkampf gewonnen. Bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin war die zwölfjährige Dänin Inge Sörensen zu Bronze geschwommen.
Nicht nur die chinesischen Medien feierten die jüngste Schwimmerin bei der WM als „Sensation“ oder „Wunderkind“. Auch die Internetseite des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) schrieb vom „chinesischen Schwimm-Wunder“ und über den Zeichentrickhund auf ihrer Badekappe, mit der sie bei den Landesmeisterschaften in die Weltspitze geschwommen war. All die Lobhudelei erreichte auch Yu, die darauf eher ungläubig reagierte. „Ein Genie? Nein, nicht wirklich“, antwortete sie, „es ist alles das Ergebnis harten Trainings.“ Sie müsse „weiter hart arbeiten“, sagte sie dem chinesischen Fernsehen.
Doch genau da beginnen die Diskussionen. Eigentlich sollte eine Zwölfjährige nicht wie ein Profi trainieren, sondern sich ihrem Alter entsprechend entwickeln können, monieren Kritiker. Der Weltverband World Aquatics lässt offiziell Schwimmerinnen und Schwimmer nur zur WM zu, wenn sie zum Ende des Jahres mindestens 14 Jahre alt sind. Wer allerdings schon in jüngeren Jahren außergewöhnlich schnell ist, erhält eine Sondergenehmigung.
Der Sportchef des deutschen Schwimmverbandes Christian Hansmann, ehemaliger „Directeur technique“ der FLNS, findet Yus WM-Teilnahme „bedenklich“. Er habe selbst Kinder in diesem Alter. „Ein Mädchen mit zwölf vor eine WM-Kulisse mit 5.000 Zuschauer zu setzen, mit dem hohen Druck der Medien, der Trainer, halte ich für viel zu früh“, sagte Hansmann, der auch vor körperlichen Folgen warnte: „Sie hat schon sehr viele Trainingskilometer in den Armen und Beinen, und das mit zwölf, wenn sie voll im Wachstum ist. Ich frage mich, was mit 18 oder 20 mit ihr ist.“
Yu, die in Singapur noch über 200 m Schmetterling und 400 m Lagen mit Medaillenchancen startet, verbesserte in ihrem ersten WM-Finale nicht nur ihre eigene Bestzeit vom Mai um über eine Sekunde. Schon damals war sie schneller als jede und jeder Zwölfjährige jemals geschwommen – über 400 m sogar 15 Sekunden schneller als die Olympiasiegerin und Weltmeisterin Summer McIntosh im selben Alter. Die Kanadierin ist inzwischen 18 und hat schon neun Goldmedaillen bei WM und Olympia gewonnen.
Es ist also kein neues Phänomen, vor allem Schwimmerinnen so früh wie möglich auf Weltklasseniveau zu trainieren. In anderen Sportarten wie Turnen oder Eiskunstlaufen wird ähnlich früh rekrutiert.
Yu wurde, so erzählte sie der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua, schon mit sechs Jahren angesprochen. Weil es so heiß war, sei sie mit ihrem Vater in einen Wasserpark gegangen. Sie habe das „kühle Wasser genossen und viel Zeit in verschiedenen Pools für Kinder verbracht. Eines Tages kam ein Trainer und fragte mich, ob ich schneller schwimmen will.“ (SID)
De Maart
„es ist alles das Ergebnis harten Trainings.“ Sie müsse „weiter hart arbeiten“
Breite Schultern hat sie, einen guten Hunger vielleicht auch, mal ihren "Koch" befragen.
hoffentlich nicht gedopt