Dienstag11. November 2025

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NeuseelandKim Dotcom meldet sich nach Schlaganfall und Auslieferungsbeschluss zurück

Neuseeland / Kim Dotcom meldet sich nach Schlaganfall und Auslieferungsbeschluss zurück
Der Unternehmer Kim Dotcom bei einer Pressekonferenz im Jahr 2013 Foto: Robert O’Neill/CC BY-SA 4.0

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Er kommt zurück – sagt er zumindest selbst. Nach einem Schlaganfall und Auslieferungsbeschluss meldet sich Kim Dotcom auf X zu Wort. Der Internetunternehmer gibt sich kämpferisch – wie immer.

Kim Dotcom hat sich nach einem lebensbedrohlichen Schlaganfall öffentlich zurückgemeldet. Der deutsche Internetunternehmer, der seit Jahren gegen seine Auslieferung in die USA kämpft, sprach in einem Post auf der Plattform X über seinen Gesundheitszustand und machte zugleich klar: Aufgeben ist für ihn keine Option – weder gesundheitlich noch juristisch.

„Ich mache gute Fortschritte. Ich kann wieder ein bisschen laufen“, schrieb der 51-Jährige am Sonntag. „Ich benutze wieder die Toilette und die Dusche.“ Er sei allerdings weiterhin beeinträchtigt: „Meine Sprache ist noch gestört und mein Gedächtnisverlust ist besorgniserregend.“ Dotcom hatte im November 2024 einen schweren Schlaganfall erlitten und war zunächst im Krankenhaus in Dunedin behandelt worden, bevor er in eine Reha-Klinik verlegt wurde.

„Ich komme zurück“

Sein Anwalt Ron Mansfield sprach damals von einer ernsten Lage: „Wir müssen abwarten, wie er sich erholt, bevor wir mehr sagen können – eine weitere Besserung ist wahrscheinlich, aber was genau das bedeutet, ist unklar“, zitierte ihn die neuseeländische Nachrichtenseite Stuff. Dotcoms Gesundheit war über Monate hinweg labil gewesen, nun macht er nach eigenen Angaben aber Fortschritte. „Ich schätze, nach einem überstandenen Schlaganfall sollte ich mich nicht beschweren. Ich komme zurück“, schrieb Dotcom weiter auf X.

Doch seine gesundheitliche Erholung wird von einer juristischen Entwicklung überschattet: Neuseelands Justizminister Paul Goldsmith hat im August 2024 einen offiziellen Beschluss zur Auslieferung Dotcoms an die USA unterzeichnet. Das bestätigte er damals gegenüber der lokalen Zeitung NZ Herald: „Ich habe alle Informationen sorgfältig geprüft und bin zu dem Schluss gekommen, dass Herr Dotcom an die USA ausgeliefert werden sollte, um dort vor Gericht gestellt zu werden.“

Juristischer Dauerstreit

Für Kim Dotcom war dieser Schritt ein neuer Tiefpunkt in einem juristischen Dauerstreit, der bereits seit über zwölf Jahren andauert. Der gebürtige Kieler – mit bürgerlichem Namen Kim Schmitz – war Geschäftsführer der Filehosting-Plattform Megaupload, die nach Darstellung der US-Behörden systematisch zur Verbreitung urheberrechtlich geschützter Inhalte genutzt wurde. Dem Internetunternehmer wird unter anderem Internetpiraterie, Urheberrechtsverletzung und Geldwäsche vorgeworfen. Sollte es zu einem Schuldspruch kommen, drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft.

Bereits 2012 hatte das FBI eine spektakuläre Razzia in Dotcoms Villa nahe Auckland angeordnet. Mehr als 70 neuseeländische Polizisten und Hubschrauber kamen zum Einsatz. Dotcom wurde damals festgenommen, kam aber später wieder auf freien Fuß. Seither kämpft er mit allen juristischen Mitteln gegen seine Auslieferung.

„Gehorsame US-Kolonie im Südpazifik“

Auf die Entscheidung von Goldsmith hatte Dotcom im letzten Jahr gewohnt polemisch reagiert und auf X geschrieben: Neuseeland sei eine „gehorsame US-Kolonie im Südpazifik“. Der Beschluss zur Auslieferung sei ein Akt des politischen Gehorsams gegenüber Washington – wegen einer Plattform, auf der andere Menschen Inhalte hochgeladen hätten, über die er keine Kontrolle gehabt habe. Nachdem die Nachricht offiziell wurde, erklärte er: „Oops. Macht euch keine Sorgen. Ich habe einen Plan“ – versehen mit einem zwinkernden Emoji. In einem weiteren Post folgte: „Ich gehe nicht weg. Ich liebe Neuseeland.“

Trotz des Auslieferungsbeschlusses dürfte sich das Verfahren noch lange hinziehen. Dotcom kündigte bereits im letzten Jahr an, gegen die Entscheidung juristisch vorzugehen. Auch der NZ Herald ging davon aus, dass ein Prozess sich möglicherweise noch über Jahre ziehen könnte. In der Vergangenheit hatte Dotcom mehrfach angekündigt, jede gerichtliche Entscheidung überprüfen zu lassen und nötigenfalls Berufung einzulegen.

Seit seiner Übersiedlung nach Neuseeland im Jahr 2010 hat sich Dotcom als schillernde Figur inszeniert – und provoziert. Der Zwei-Meter-Mann mit Hang zu schwarzen Designerklamotten reiste selbst vor Gericht mit eigens angefertigtem Stuhl an – wegen Rückenproblemen, wie es hieß. 2014 gründete er die „Internet-Partei“, trat mit Whistleblower Edward Snowden und WikiLeaks-Gründer Julian Assange auf und versuchte, die damalige konservative Regierung um Premier John Key zu stürzen. Es blieb beim Versuch: Dotcoms Partei scheiterte an der Fünf-Prozent-Hürde.