Vor rund einer Woche teilte der nationale Fußballverband mit, dass der Vertrag von Nationaltrainer Luc Holtz nicht verlängert wird. Nach 15 Jahren geht im November eine Ära zu Ende. Die FLF nannte „sportliche Ursachen“ für diese Entscheidung. Keine Rolle soll dabei die Kommunikation der vergangenen Wochen gespielt haben. Holtz und die FLF waren in die Kritik geraten, nachdem Gerson Rodrigues nominiert wurde, der wegen häuslicher Gewalt verurteilt worden war. Zudem hatte der 56-Jährige für Aufsehen gesorgt, weil er einen Journalisten von Le Quotidien aus einer Presserunde ausgeschlossen hatte.
Das alles soll laut FLF bei der Entscheidung jedoch keine Rolle gespielt haben. Präsident Paul Philipp und Co. wollen eine neue sportliche Richtung ab 2026 einschlagen. Der Nachfolger – ob er nun aus dem In- oder Ausland kommen wird – tritt ein schweres Erbe an. Holtz hat in seiner Amtszeit aus Luxemburg eine Mannschaft gemacht, die in Europa respektiert wird und mittlerweile Chancen besitzt, an einer EM- oder WM-Endrunde teilzunehmen.
Alleine durch die Tatsache, dass dem Nationaltrainer mittlerweile ausschließlich Profispieler zur Verfügung stehen, kann dieser dauerhafte Erfolg jedoch nicht erklärt werden. Holtz hat in den vergangenen Jahren immer wieder Mut bewiesen, als er auf teils sehr junge Spieler setzte. Er war Förderer und Mentor, hat den ein oder anderen Spieler auf die richtige Bahn gebracht und dadurch erst Karrieren ermöglicht.
Holtz war aber auch immer ein streitbarer Charakter. Ein Nationaltrainer mit einer klaren Meinung. Das gefiel nicht immer jedem. Mit seinen manchmal sehr eigenwilligen Entscheidungen wurde er oft zur Zielscheibe der Kritiker. Der gebürtige Ettelbrücker hatte jedoch klare Visionen und ließ sich nicht von diesen abbringen. Das kann man als Sturheit, aber auch als Stärke auslegen.
Holtz ist auch ein Mensch der Extreme. Vor allem vor Spielen ging sein Stimmungsbarometer auf und ab. Er kann schroff und unheimlich nett zugleich sein. Oft wurde ihm Arroganz vorgeworfen. Bei vielen aktuellen Nationalspielern ist er hingegen beliebt. Manch anderer spielt zwar gerne für die Nationalmannschaft, aber nicht so gerne unter Holtz.
Die Extreme haben aber auch bei der Entwicklung des luxemburgischen Fußballs geholfen. Unter ihm wurde die FLF-Auswahl vom Angsthasen zum Löwen. Immer wieder nahm er Risiken. Manchmal gingen sie auf, manchmal entstanden daraus verheerende Niederlagen.
Nach 15 Jahren an der Spitze der FLF-Formation geht Holtz nun ab September auf Abschiedstournee. Zwei Monate vor dem Start der WM-Qualifikation muss man sich jedoch fragen, ob die FLF mit der frühzeitigen Kommunikation der Trennung nicht wieder einen Fehler gemacht hat. Der Verband wollte Klarheit mit dieser Mitteilung schaffen. Eines steht jedoch jetzt schon fest: In den kommenden Wochen und Monaten wird heiß über den Namen des Nachfolgers spekuliert werden. Ruhe wird wohl kaum einkehren.
Der neue Mann wird auf jeden Fall ein schweres Erbe antreten. Von ihm wird nämlich der nächste Schritt erwartet. Er muss das erreichen, was Holtz bisher nicht erreichen konnte. Das bedeutet eigentlich nichts anderes als die Qualifikation für ein internationales Turnier. Größer könnte der Druck für den Nachfolger nicht sein.
De Maart

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