Seit einer gefühlten Ewigkeit stecken Lokalpolitiker jeglicher Couleur viel Energie in ein großes Ziel: die „Nordstad“-Fusion. Bereits 2018 war erstmals von einem möglichen Zusammenschluss der Gemeinden Schieren, Ettelbrück, Erpeldingen/Sauer, Diekirch und Bettendorf die Rede – allesamt Teil des „Nordstad“-Syndikats. Gleich zu Beginn winkte Colmar-Berg jedoch ab.
Die Sondierungsgespräche zwischen den verbliebenen Gemeinden kamen nicht so recht ins Rollen und vor zwei Jahren brauchte es einen erneuten Anlauf, um wieder in Richtung Ziel zusammenzuarbeiten. Für 2027 wurde ein Referendum in allen betroffenen Gemeinden angekündigt, zwei Jahre später soll die Fusion – die größte, die Luxemburg bisher gesehen hat – unter Dach und Fach sein.
Gegenüber dem Tageblatt gab damals der Präsident des Syndikats „Nordstad“ und Bürgermeister der Gemeinde Erpeldingen/Sauer, Claude Gleis, zu verstehen, dass eine neue Dynamik in diesem Dossier entstanden sei. „Wir wollen die Fusion, darüber sind sich alle Beteiligten einig. Wir sind uns aber auch bewusst, dass wir nun liefern müssen, was sicherlich nicht einfach wird.“
Nach außen sah es so aus, als würde man endlich weiterkommen, doch plötzlich begann das Hin und Her im Bettendorfer Rathaus, was nicht nur in der gesamten Region für Kopfschütteln sorgte, sondern auch dazu führte, dass die Fusionsgespräche fast wieder auf Eis lagen. Das Ende dieses Trauerspiels ist bekannt: Bettendorf entschied sich schlussendlich, aus den Sondierungsgesprächen auszusteigen.
Wer nun dachte, schlimmer könne es nicht mehr kommen und die Fusion sei endlich auf Kurs, der hatte die Rechnung ohne Erpeldingen/Sauer gemacht. Während sich die Gemeinderäte aus Schieren, Ettelbrück und Diekirch für eine Weiterführung der Fusionsgespräche ohne Bettendorf entschieden, gab es im Erpeldinger Rat eine Pattsituation. Ein Rat, der sonst stets für die Fusion gestimmt hatte, enthielt sich diesmal seiner Stimme. Somit gab es vier Gegen- und vier Ja-Stimmen bei einer Enthaltung. Diese Abstimmung muss laut Gesetz in der nächsten Gemeinderatssitzung erneuert werden, dann gilt die Stimme des Bürgermeisters doppelt, sollte es erneut zu einer Pattsituation kommen.
Das Zünglein an der Waage?
Besagtes Ratsmitglied ist ein Bürger aus der Gemeindesektion Bürden. Und schon sind wir beim Thema. Seit 2019 geht die Rede davon, dass das Syndikat „Nordstad-Energie“, das von den Gemeinden Diekirch und Ettelbrück getragen wird, nur etwa 200 Meter von der Gemeindemarkung entfernt, genauer gesagt „auf dem Hasenbach“ in Bürden (Gemeinde Erpeldingen/Sauer), eine 230 Meter hohe Windkraftanlage errichten will.
Zahlreiche Einwohner aus Bürden, vereint in der Gruppe „Energie mat Verstand“, stiegen gleich auf die Barrikaden, da der Standort dieser Anlage zu nah an ihren Wohnhäusern liegen würde. Sie befürchteten sowohl gesundheitliche als auch materielle Schäden nebst Wertminderung ihrer Häuser.
Sieben Bürger machten von ihrem Recht Gebrauch, vor den Kadi zu ziehen. „Auch wenn wir, zum Teil wegen eines Formfehlers, die bisherigen Prozesse verloren haben, so wurden wir aber keinesfalls ‚abgeschmettert‘, wie das in dem einen oder anderen Presseartikel zu lesen stand“, so Yves Wallers, Sprecher von „Energie mat Verstand“ am Montag gegenüber dem Tageblatt. „Aus den uns vorliegenden Urteilsverkündigungen geht deutlich hervor, dass das Gericht uns sehr wohl das Recht einräumt, wegen des von uns befürchteten Schadens zu klagen. Zudem stehen noch zwei Gerichtsprozesse aus, die für kommenden September sowie März nächsten Jahres anberaumt sind.“
Dass die in Bürden vorgesehene Windkraftanlage nun in der Diskussion um die „Nordstad“-Fusion das Zünglein an der Waage spielen und eine Hypothek auf die Zukunft der gesamten Region legen soll, sei keinesfalls im Interesse der WKA-Gegner. „Wir wollen lediglich von unserem Recht Gebrauch machen, uns gegen einen 230 Meter hohen Koloss gleich neben unseren Wohnhäusern zu wehren. Die, die uns den schwarzen Peter zuschieben wollen, sollte sich der Erpeldinger Rat etwa gegen eine weitere Teilnahme an den Fusionsgesprächen aussprechen, machen es sich eindeutig zu einfach.“
Was die Weiterführung der Fusionsgespräche anbelangt, ist die zweite Abstimmung in Erpeldingen/Sauer für den 24. Juli angekündigt.
Bürgerbefragung kommt in allen Orten der fiktiven Nordstad etwas zu spät! 50 Jahre sind seit den ersten Ansätzen zur Fusion vergangen und dieses hin und her hat nur unnötige Kosten verursacht.
Mit friedlichen Grüßen zur Nacht