In der Debatte um die Finanzierung von Renten oder Krankenversicherung treten die Vertreter der Betriebe regelmäßig mit erhobenem Zeigefinger auf. Sie verlangen Reformen, Disziplin, Einschnitte. Immer wieder betonen sie, dass „alle ihren Beitrag leisten“ müssten.
Was sie dabei verschweigen: Die Unternehmen leisten de facto keine eigenen Beiträge. Sie zahlen keinen einzigen Cent in unsere Sozialkassen ein, tun aber so, als seien sie die Zahlmeister. Tatsächlich verwalten sie nur, was den Beschäftigten zusteht. Denn was als „Arbeitgeberbeitrag“ etikettiert wird, stammt vollständig aus dem erweiterten Bruttolohnspektrum der Beschäftigten – aus ihrer lohnbezogenen Wertschöpfung, nicht aus der unternehmerischen oder Betriebsgewinnen. Die Beiträge werden demnach bereits im Voraus durch die Arbeitsleistung der Arbeitnehmer erwirtschaftet – nicht durch eine Beteiligung der Betriebe am Gemeinwohl.
Die sogenannte „paritätische Finanzierung“ ist ein Etikettenschwindel. Denn tatsächlich trägt das Salariat die Last doppelt: zum einen durch direkte Pflichtabzüge von bis zu 8% ihres Einkommens, zum anderen durch den sogenannten „Arbeitgeberanteil“, der schlicht aus der ihm zustehenden Bruttogehaltsmasse stammt – einkalkuliert und lohngebunden. Was fehlt, ist jeder solidarische Beitrag aus betrieblicher Habe. Kein Cent aus dem Betriebsüberschuss. Kein Beitrag aus den Profiten, die dank gesunder, produktiver Beschäftigter entstehen.
Rente? Gesundheit? Ja, aber nur auf Kosten der Arbeit. Nicht auf Basis echter Teilhabe des Kapitals. Auf diese Weise dürfen wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen sich systematisch aus der sozialen Verantwortung ausklinken – und gleichzeitig lauthals mitentscheiden, wenn es um Beitragssätze, Rentenalter oder den Umbau der Kassenstruktur geht. Das ist ein Missbrauch politischer Mitsprache.
Wer keine reale Beitragslast trägt, hat kein moralisches Mandat, Bedingungen für jene zu diktieren, die das System tatsächlich tragen. Denn ohne gesunde, produktive und abgesicherte Arbeitskräfte gibt es keine Gewinne.
Die „Grands seigneurs“ des klassischen Patronats – geprägt von Anstand und dem Bewusstsein für gesellschaftliches Gleichgewicht – sind abgetreten. An ihre Stelle ist eine neureiche Unternehmergeneration getreten, für die nur noch die Rendite zählt. Verantwortung weicht Rücksichtslosigkeit, Gemeinsinn wird durch Lobbyinteressen ersetzt.
Es ist höchste Zeit für einen Kurswechsel. Die Einführung einer verpflichtenden Gewinnbeteiligung der Betriebe an der Sozialversicherung ist ein längst überfälliger Schritt zu echter Fairness. Sie würde das System nicht nur gerechter, sondern auch resilienter machen.
Wer von gut ausgebildeten, leistungsfähigen, sozial abgesicherten Menschen profitiert, darf sich nicht länger der Verantwortung entziehen. Derjenige, der das System nutzt, muss es mitfinanzieren – nicht symbolisch, sondern strukturell.
		    		
                    De Maart
                
                              
                          
                          
                          
                          
                          
                          
H. Simon, Augen auf, kann schon hören was dann kommt. Wir müssen unbedingt dem Wettbewerb usw........ Unter einem CEO wird das, was Sie fordern, nie passieren.