Seit dem 29. April ist das „Centre national pour victimes de violences“ (CNVV) in Betrieb – und es wird gebraucht. In den ersten zwei Monaten suchten 52 Menschen Hilfe, 28 von ihnen wurden vor Ort betreut, einige mehrfach. Die restlichen Fälle liefen telefonisch oder per Mail. Die Antwort der zuständigen Ministerin Yuriko Backes (DP) auf die parlamentarische Anfrage von Marc Baum („déi Lénk“) zeichnet ein erstes Bild davon, was bislang im CNVV geschieht. Und vor allem: Was noch zu tun ist.
Das CNVV richtet sich an alle Betroffenen von Gewalt – unabhängig von Herkunft, Aufenthaltsstatus, Alter oder Geschlechtsidentität. Das Angebot umfasst psychosoziale Unterstützung, medizinische Erstversorgung, juristische Informationen und gegebenenfalls die Möglichkeit, Anzeige zu erstatten.
Hilfe für alle – fast jederzeit
Noch arbeitet das siebenköpfige Team jedoch nicht im Schichtbetrieb, sondern vor allem abends und am Wochenende – also dann, wenn andere Hilfsangebote für Gewaltopfer nicht zur Verfügung stehen. Ein 24/7-Betrieb ist laut Ministerin Backes ab 2026 geplant, unter der Bedingung, dass das Geld im neuen Haushalt reicht. Im Klartext also: Wenn die Steuergelder nicht anderweitig verplant werden. Die Regierung wolle das Personal „schrittweise aufstocken“, so die Ministerin. Wie viele Stellen noch fehlen, bleibt offen. Die Personalplanung sei Teil der laufenden Haushaltsverhandlungen.
Öffnungszeiten CNVV
Montag bis Donnerstag: 17.00 – 00.00 Uhr
Freitag: 18.00 – 2.00 Uhr
Samstag: 10.00 – 2.00 Uhr
Sonntag: 10.00 Uhr bis 00.00 Uhr
3A, Val Ste Croix,
L-1371 Luxemburg
Abweichende Öffnungszeiten an Tagen vor Feiertagen und an Feiertagen. Falls man Ihnen außerhalb der Öffnungszeiten Gewalt antut, wenden Sie sich bitte unter der Telefonnummer 113 an die Polizei.
Die bisherige Belegschaft besteht aus Sozialarbeiterinnen, Krankenpflegerinnen, einer Hebamme und einer Kriminologin. Alle Mitarbeitenden haben eine umfassende Schulung erhalten, etwa zu Trauma-Ersthilfe, geschlechtsspezifischer Gewalt, rechtlichen Rahmenbedingungen oder der Dokumentation von Verletzungen. Auch für die Betreuung Minderjähriger gibt es standardisierte Abläufe. In fünf Fällen wurde seit der Eröffnung das Jugendgericht eingeschaltet, nachdem das Team des CNVV bei jungen Betroffenen eine Gefährdung festgestellt hatte.
Das CNVV soll ein sicherer Ort sein, auch für Menschen ohne legalen Aufenthaltstitel. Eine sogenannte „Structure neutre“, wie beispielsweise das Drop-In im Bahnhofsviertel, wo das Rote Kreuz Luxemburgs Prostituierte betreut. „Unser Ziel ist es, die Opfer zu unterstützen, nicht sie anzuzeigen“, schreibt Backes. Allerdings müsse sich das Personal an geltende Gesetze halten – eine juristisch nicht ganz konfliktfreie Aussage, wenn man bedenkt, dass es keine ausdrückliche gesetzliche Ausnahme gibt, die Opfer häuslicher Gewalt vor Abschiebungen schützt. (hat)
De Maart
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